1. Grevenbroich

Kakerlaken und Uringestank: „So kann ich nicht leben!“

Kakerlaken und Uringestank : „So kann ich nicht leben!“

"Ich habe einen Fehler gemacht. Eine große Dummheit. Aber ich habe meine Strafe abgesessen. Bis zum letzten Tag. Und so kann ich nicht leben." Anita S. (Name geändert) steht aufgeregt in der Redaktion.

So aufgeregt, dass sie ihre Gedanken, ihren Ärger nur in kurzen Portionen herausstoßen kann.

Anita S. ist schwer krank, steht vor einer großen OP. Sie lebt derzeit in der Obdachlosen-Unterkunft am "Rittergut" in Noithausen. "Da kommen Käfer aus allen Ecken", schüttelt sie sich. "In meinem Kühlschrank habe ich schon Kakerlaken gehabt", berichtet sie. Und das, obwohl sie ihr Zimmer pflegt und putzt: "Bei mir könnte man vom Boden essen."

Auch beim Gedanken an die Gemeinschaftsdusche schüttelt sie sich: Kot und Urin finden sich da immer wieder. "Es stinkt dort bestialisch." Nachdem sie sich einmal vor lauter Ekel übergeben musste, wäscht sie sich lieber mit Waschlappen und kaltem Wasser auf ihrem Zimmer.

Die Ursache für die Kakerlaken hat Anita S. auch ausgemacht: Ein von Demenz betroffener Nachbar hat sie eingeschleppt; der wurde deshalb schon mal in ein anderes Zimmer umgesiedelt (in ihrer direkten Nachbarschaft!). Die Möbel wurden auch entsorgt; seine Klamotten durfte er allerdings mitnehmen. "Und mit ihnen die Kakerlaken", so S..

Sie hat sich natürlich an ihren Betreuer bei der Stadt gewandt. Der hat ihr das Frauenhaus in Neurath empfohlen. "Dann verliere ich alles", so Anita S. betroffen. Denn dahin könnte sie ihre verbliebenen Besitztümer nicht mitnehmen.

Auch die Caritas kümmert sich um die schwerkranke Frau, versucht ihr bei der Wohnungssuche zu helfen. "Da findet man allerdings nicht viele Mieter, die bereit sind, solche Personen aufzunehmen", seufzt auch Claus Ropertz, Dezernent der Stadt Grevenbroich, der diesen Fall genau kennt.

Denn Anita S. hat eine Alkoholiker-Karriere hinter sich, die für sie — wie gesagt — im Gefängnis endete. "Und sie möchte mit ihrem Lebensgefährten zusammenziehen, der aus dem gleichen Umfeld kommt", so Ropertz weiter. Eine Konstellation, bei der Vermieter automatisch zurückzucken würden, betont er. Und: "Anita S. tut uns auch leid."

"Ich bin bereit, jeden Abend abzupusten", kontert die Betroffene. Mit anderen Worten: Sie sei seit Anfang des Jahres trocken. Und sie sei auch bereit, dies jeden Tag per Alkoholtest unter Beweis zu stellen.

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Übrigens schickte die Stadt noch am vergangenen Freitag, am Tage der Kurier-Nachfrage im Rathaus, einen Reinigungstrupp in die Notunterkunft am "Rittergut".

Das geschehe regelmäßig, so Ropertz, verhindere aber eingangs beschriebene Vorfälle nicht.

"Durch die alltäglichen Gegebenheiten der Bewohner kommt es in einer solchen Einrichtung auch mal zu unliebsamen Ereignissen", seufzt er zutiefst .

Und schaut betroffen durchs Bürofenster in den herbstlichen Himmel ...

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)