Alltags-Engel: Leontine und Mijou erschnüffeln jede Spur

Gustorf · Nur ein unscheinbarer Zweig, eingeklemmt zwischen einer Garagenmauer, soll zur vermissten Heike Kremer führen. Dabei reicht ein kurzes Schnüffeln und schon rennt Leontine los. Besitzerin Birgit Hülsmann spurtet hinterher.

 Leontine und Mijou sind zwei Hunde, die fürs „Mantrailing“ ausgebildet sind. Unten ein Bild bei der Suche. Daneben der Kreis der Hunde-Freundinnen.

Leontine und Mijou sind zwei Hunde, die fürs „Mantrailing“ ausgebildet sind. Unten ein Bild bei der Suche. Daneben der Kreis der Hunde-Freundinnen.

„Der Geruch ist wie eine Farbwolke und verpufft“, erklärt Trainerin Andrea Lubitz, „in Nischen und auf dem Rasen ist er besonders intensiv.“

Das Jagen liegt in Leontines Natur. Nur ist Birgit Hülsmann leider keine Jägerin. Deshalb muss Ausgleich geschaffen werden. „Ich kann Stunden mit den beiden spazieren gehen, sie werden einfach nicht müde. Also müssen sie geistig ausgelastet werden“, erzählt Hülsmann.

Leontine und Mijou sind zwei Hunde einer französischen Jagdzucht „Petit bleu de Gascagne“. Und, wenn Hülsmann einmal die Woche mit dem Auto vorfährt, freuen sich die beiden schon total auf ihren Arbeitstag.

Eine Suche ist aber schon ausreichend. Jaulend springen sie um ihr Frauchen herum.

„Wenn ich ihnen ihr ,Geschirr’ anlege, dann wissen sie, jetzt geht es zur Arbeit“, so Hülsmann. Und das ist auch einer der wenigen Momente, bei dem die beiden voneinander getrennt werden. „Ich war auch in der Hundeschule, aber das ist eher für das Grundgehorsam. Das schaffe ich auch alleine. Das ,Mantrailing’ ist speziell für diese Rasse.“

Eine Ausbildung zum Suchhund dauert mindestens drei Jahre. So weit sind die beiden Hunde aber noch nicht. „Dann möchte ich erst einmal eine Prüfung ablegen und vielleicht können wir dann auch mit der Polizei

zusammen arbeiten“, überlegt Hülsmann.

Es gibt drei suchende Typen, in denen die Hunde sich unterscheiden: Der Gewissenhafte, der Kombinierbare und Ehrgeizige. Leontine und Mijou sind gewissenhaft.

Für das Training hat sich Andrea Laubitz daher wieder etwas besonderes ausgedacht: Ein anderes Frauchen wird vermisst und muss gefunden werden. Dabei wird der Untergrund gewechselt und gerade durch Schiebetüren ein weiteres Hindernis eingebaut.

„Bei den Übungen wächst der Respekt vor den Hunden enorm“, so Laubitz.

„Ich bilde aber nicht nur Suchhunde aus, es gibt auch das sogenannte ,Thera-Trailing’.“ Etwas, das eher für Heike Kremers Hunde geeignet ist. Labradorhündin Jule zum Beispiel wurde jahrelang in einem Verließ gehalten, um viele Welpen zu gebären. „Sie konnte nie vor dem Frauchen gehen, das hat sich jetzt geändert“, freut sich Laubitz über die Fortschritte.

Diese Art von Übung stärke das Selbstbewusstsein. Mit Mingan, einem Wolfshund von Laubitz, mache sie auch „Thera-Trailing“. „Der ist ein Schisser und kein Hund für die Stadt“, lacht sie, „ wenn er mit sechs Jahren ausgewachsen ist, dann kann ich vielleicht mit ihm durch die Kleinstadt gehen.“

Nachdem Leontine jedenfalls über Stock und Stein gejagt ist, im wahrsten Sinne des Wortes, muss Frauchen Hülsmann mit der Schiebetüre an der Apotheke in Gustorf helfen. Erst dann wittert Leontine den Geruch und findet die vermisste Heike Kremer. Die hat schon ein Leckerli parat, das sei wichtig am Ende der Übung.

Alina Gries

(Kurier-Verlag)
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