Der Handelskrieg mit England brachte industriellen Aufschwung an die Erft

Grevenbroich · Es brauchte vor 200 Jahren schon mehrere Zufälle, um aus dem kleinen Landdörfchen ein Industriestädtchen zu machen: Grevenbroich war französisch besetzt, der Handel mit England war verboten – von da waren nämlich bisher viele Textilprodukte hergekommen.

 Hier begann die Industrialisierung Grevenbroichs. Achim Kühnel vom Geschichts-Verein berichtet darüber.

Hier begann die Industrialisierung Grevenbroichs. Achim Kühnel vom Geschichts-Verein berichtet darüber.

Foto: Foto: Verein

Und zur anderen Rheinseite gab es eine Zollgrenze, so dass Unternehmer es im linksrheinischen Gebiet dann leichter hatten, wettbewerbsfähige Produkte herzustellen.

Aber vor allem: Es war Platz vorhanden! Seit der Säkularisation wenige Jahre vorher standen die großen Räumlichkeiten in der Elsener Mühle und im ehemaligen Klostergebäude leer, denn der Deutsche Orden und die Zisterzienser waren enteignet worden.

So konnte geeigneter und preiswerter Raum für die Gründung einer Baumwoll-Spinnerei gekauft werden. Im Jahr 1810 eröffnete Friedrich Koch, Wevelinghovener Unternehmer, in Grevenbroich dort die erste größere Industriestätte. Dabei brachte er den aus Oldenburg stammenden Erfinder Diedrich Uhlhorn mit.

Der war ein echter Tüftler und schon bald belieferte er Koch auf eigene Rechnung mit Maschinen für seine Spinnerei. Während Koch nach dem Ende der französischen Herrschaft im Rheinland (1815) und den daraufhin wieder ungünstigen Konkurrenzverhältnissen schon bald in Konkurs geriet, verkaufte Uhlhorn auch von ihm selbst entwickelte neuartige Münzprägemaschinen, die in einer Fabrik an der Lindenstraße hergestellt wurden. Insgesamt gab es 200 dieser Maschinen, von denen der Prototyp „Nr. 1“ heute bekanntermaßen im „Museum der Niederrheinischen Seele“ ausgestellt ist.

Aus dieser Fabrik an der Lindenstraße entstand dann nach Auslaufen der Produktion der Münzprägemaschinen die Maschinenfabrik Grevenbroich, später „Buckau Wolf“.

„Ohne Diedrich Uhlhorn und seine Söhne hätte es die Industrialisierung in Grevenbroich so nicht gegeben – sie waren die treibenden Kräfte für die Entwicklung Grevenbroichs“, weiß Achim Kühnel, Vorstandsmitglied des Grevenbroicher Geschichts-Vereins.

Über „Grevenbroich im 19. Jahrhundert“, das Leben seinerzeit und die Verachtfachung der Grevenbroicher Einwohnerzahlen in diesem Jahrhundert wird er am 15. Februar um 20 Uhr im Grevenbroicher Museum erzählen.

-ekG.

(Kurier-Verlag)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort