Deutsche Meister im Paar-Posing: Trainieren im Gym und in der Küche

Grevenbroich · Oute man sich als Bodybuilder, so werde man unweigerlich mit dem Proll-Image konfrontiert: Voll gepumpt mit Steroiden tumb die Gewichte von der einen in die andere tragen. Dabei geht es im „Natural Bodybuilding“ um Muskelaufbau ohne die kleinen Helfer.

 Anna Lea Fischer und Oliver Hilden auf der Bühne und in Straßenklamotten. Im kleinen Bild dabei: Trainer Uli Stein und Posing-Coach Torsten Ackermann.

Anna Lea Fischer und Oliver Hilden auf der Bühne und in Straßenklamotten. Im kleinen Bild dabei: Trainer Uli Stein und Posing-Coach Torsten Ackermann.

Man braucht Willen und Kraft im Gym. Und in der heimischen Küche. Neuste wissenschaftliche Untersuchungen spiegeln sich im Trainings- und im Ernährungsplan wieder. ... und dann kann man auch Deutscher Meister im „Paar-Posing“ werden!

Sie hat gerade ihr Lehramtsstudium (Sowi und praktische Philosophie für Sekundarstufe I) abgeschlossen. Im Januar wird sie ihre Referendariatsstelle antreten. Er studiert an der Fachhochschule in Mönchengladbach Ökotrophologie und will den Themenbereich „Sport und Ernährung“ zu seinem Beruf machen.

Gemeinsam haben sich Anna Lea Fischer und Oliver Hilden bei einem Wettkampf in Heilbronn vor zwei Wochen den Titel des Deutschen Meisters im Paar-Posing geholt. Die wurden ausgerichtet vom „Bund Dopingfreier Bodybuilder und Kraftsportler“. Sie kam zudem im Einzelwettbewerb ihrer Klasse auf den zweiten, er auf den dritten Platz.

Das Besondere dabei: Beide haben vor weniger als einem Jahr begonnen, das Bodybuilding als Wettkampfsport zu betreiben. „Für die erste Saison sind wir mehr als zufrieden“, strahlt denn auch Hilden. Und er fügt an: „Ich weiß jetzt – auch menschlich – viel mehr über mich.“

Dabei war es Uli Stein (das Grevenbroicher Bodybuilding-Urgestein war ausführlich Thema im jüngsten „Grevenbroich Magazin“), der Anna Lea Fischer auf die Idee brachte, muskelmäßig auf die Bühne zu gehen. „Ich hatte damals mein Ziel, einen Halbmarathon zu laufen, erreicht und brauchte einfach neue Aufgaben.“ Nachdem Fischer sozusagen „Blut geleckt“ hatte, sprach sie Oliver Hilden an, mit ihr gemeinsam die Paar-Challenge anzunehmen. Die Herausforderung war dabei nicht nur das Training mit den Gewichten. Auch in der Küche muss eiserne Disziplin gehalten werden. Hierzu zwei Zahlen: In der Aufbauphase muss proteinreiche Nahrung aufgenommen werden. In den letzten Wochen vor dem Wettkampf muss dann der Körper komplett entwässert werden, damit sich die antrainierten Muskeln auch gut abzeichnen. In dieser Phase hat sich Oliver Hilden 30 Kilogramm abtrainiert. „Ich habe in der Wettkampfphase also ein Drittel meines Körpergewichtes verloren.“

Anna Lea Fischer erzählt dagegen, dass sie in dieser Phase die Kalorienzufuhr pro Tag um 800 (auf 1.200 Kalorien) gesenkt hat. „Mit dem Partner lecker essen gehen, ist dann nicht“, grinst sie.

Ganz im Gegenteil: Der Körper läuft so auf Sparflamme, dass sich selbst der weibliche Zyklus deutlich verschieben kann. Hinzu kommt, dass komplett salz- und gewürzfrei gegessen wird. „Oliver hat das locker genommen. Er meinte nur, dann würde er endlich wissen, wie der Fisch eigentlich schmeckt“, erinnert sich Fischer.

Kann das gesund sein? „Bodybuilding ist ein Leistungssport. Und kein Leistungssport ist gesund“, kommentiert der künftige Ökotrophologe.

Immerhin gibt es jetzt eine zweijährige Wettkampfpause, damit der Körper sich erholen kann. In der wollen die beiden allmählich mehr Muskeln aufbauen: „Der Körper ist der Körper und man kann nicht über Nacht fünf Kilogramm Muskelmasse aufbauen“, richtet Oliver Hilden mahnend an alle Kraftsportler.

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)
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