Die Mädels übernahmen das Anmalen des neuen Schlosses

Fortsetzung · Die Idee des neuen Schützenplatzes am Hagelkreuz stößt nach Meinung der Fackelbaugemeinschaft "Rösige Boschte" und "Mer ston zesamme" bei den Schützen auf so wenig Gegenliebe, dass sie fluchtartig den neuen Platz verlassen.

 Fackelbau ist Arbeit. Fackelbau macht aber auch Spaß. Das betonten alle beteiligte Züge.

Fackelbau ist Arbeit. Fackelbau macht aber auch Spaß. Das betonten alle beteiligte Züge.

Allen voran auf der Fackel ein Sappeur und zwei Jäger.

 Der Sappeur ist als erstes auf der Flucht ...

Der Sappeur ist als erstes auf der Flucht ...

Auch wenn das 2017er Produkt nicht so viele Bewegungsextras hat wie frühere Fackeln, so ergab sich nach rund 250 Arbeitsstunden doch ein Problem: Die Fackel ist wieder einmal so hoch, dass sie eigentlich nicht durch die Straßen passt. Prompt wurden die Hüte der Figureb aufklappbar konstruiert, so dass sie da, wo es sehr niedrig ist, weggeklappt werden können, lacht Helfenstein.

 Diese Fackel würdigt den Feierabendmarkt.

Diese Fackel würdigt den Feierabendmarkt.

"St. Sebastian":

 Dornrös´chen-Style — wegen der Mädels.

Dornrös´chen-Style — wegen der Mädels.

Ein "Begeisterungs-Fackel" steuert der Sebastianer-Jägerzug bei. Zu sehen sind der Grevenbroicher Marktplatz und ein großer Fisch; Thema ist der Feierabendmarkt, der in diesem Jahr viele Grevenbroicher und viele Besucher erfreut hat.

 Den Entenkopf schweißte einst Horst Rodrigo.

Den Entenkopf schweißte einst Horst Rodrigo.

"Wir finden die Veranstaltung gut. Das ist eine positive Sache für Grevenbroich", unterstreicht Bauleiter Hans-Gerd Schneider, der nicht ohne Stolz vermerkt, dass der überdimensionale Fisch "wackeln" kann, so dass es aussieht, als würde er schwimmen.

"Graf Kessel 2015":

Dieser Zug hat sich erstmals zum Fackelbau entschlossen. Oder besser: überreden lassen. Denn Bau- und Zugleiter Max Bayer macht schon deutlich, dass ein wenig Nachdruck durch den Fackelbeauftragten nötig war, um die jungen Männer zu motivieren.

"Die meisten von uns haben gerade Abitur gemacht. Wir hatten den Sommer frei. Und da passte das mit dem Fackelbau ganz gut. Wir haben daraus halt ein Projekt gemacht", so Bayer strahlend. Und was aus einer Bierlaune im Zelt heraus entstand, kann sich in der Tat sehen lassen.

Umso mehr, als sich die jungen Jäger das Handwerkliche alles selbst erarbeiten mussten. Da war es schon gut, dass in ihrer Bauhalle noch drei andere Fackeln entstanden, so dass die jungen Leute sich so einiges bei den "alten Hasen" abschauen konnten.

Max Bayer und seine Mannen bauten ein großes Schloss, das farbenfroh die Stadt Grevenbroich symbolisieren soll. "Wir wollen neuen Schwung in die Stadt und in den Verein bringen. Und das durchaus auch mit neuen Farben", so der Zugleiter. Dass das Bauwerk so ein wenig ans Dornrös´schen-Schloss erinnert, lacht er, "liegt daran, dass es die Mädels angemalt haben."

Das "Projekt Fackelbau" aber habe sich für den jungen Zug gelohnt. "Und das High-Light steht ja noch aus." Das kommt am Samstag, wenn hoffentlich viel Applaus für die Arbeit entlohnt. "Wir sind seit zwei Wochen fast jeden Tag hier. Und das bis zu acht Stunden", so Bayer.

"St. Hubertus":

Diese Fackel ist ohne Zweifel das, was man eine Besonderheit nennt. Denn mit diesem Schiff schicken die Jäger "St. Hubertus" ihren Kameraden Heinz Rodrigo, der stets fleißiger Fackelbauer war, dann aber verstorben ist, auf die letzte Reise. Zugführer Thilo Kagel: "Heinz Rodrigo war über 50 Jahre in unserem Zug. Er hat 40 Fackeln federführend mitgebaut. Und das ist jetzt unser allerletzter Abschiedsgruß." Wichtig zu wissen: Der Donald-Duck-Kopf, der als Galionsfigur genutzt wird, stammt aus der privaten Sammlung Rodrigos und ist ein handgeschweißtes Stück Arbeit von ihm.

Übrigens hat das Schiff vorne etwas von einem Wikinger-Kahn, hinten dagegen etwas von einer Hanse-Kogge. "Wir wollten keine Urheberrechte verletzten", lachen die Erbauer. Deshalb habe man die Formen gemischt.

Und stolz verkünden sie schon bei der Fackelbereisung: "Bis auf ein bisschen Feinschliff: Wir sind fertig." Wenn man so einen Anlass für eine Fackel hat, dann engagiert man sich natürlich auch im besonderen Maße.

"St. Florian":

Auch die Fackel der "Florians"-Jäger beschäftigt sich mit der Frage der Verlegung des Kirmesplatzes. "Emma soll den Transport der Schützen und ihrer Gäste regeln", erklärt Zugkönig Thomas Markwart. Dabei ist natürlich nicht die "dicke Emma" von der Breite Straße gemeint, vielmehr handelt es sich um die gutmütige Lokomotive aus der bekannten Kindergeschichte rund um Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer.

Auch wenn der Fackelspruch bei der Bauhallen-Bereisung durch die Granden des Grevenbroicher Bürger-Schützen-Vereins noch nicht endgültig feststand, so soll er doch wohl was mit der "S-Bahn zum Kirmesplatz" (am Hagelkreuz) zu tun haben.

Natürlich bewegen sich "Emmas" Räder. Und die illuminierte Lok kann auch echten Dampf spucken. "Seit Anfang Juni haben wir zwei-, dreimal in der Woche an der Fackel gebaut. Wenn alles gut geht, sind wir pünktlich zum Fackelzug fertig", lacht Zugkönig Markwart fröhlich.

Edelknaben:

Die zehnte Fackel ist der traditionelle Kubus der Edelknaben, der in diesem Jahr die tolle Wimmelbild-Tradition der Grevenbroicher Schützen-Jugend (lesen Sie hierzu auch auf der Seite 6 dieser Festausgabe) zum Thema hat.

Bei der offiziellen Fackelbereisung in der vergangenen Woche war dieser allerdings noch nicht zu sehen. Jugendbetreuer Ulrich Herlitz machte aber deutlich, dass das kein Problem sei. Da die Hülle des bekannten Kubus diesmal geplottet würde, sei auch das Bekleben in den letzten Tagen vor dem großen Schützen- und Heimatfest noch problemlos zu schaffen.

Am kommenden Samstag wird man nun sehen, ob die Edelknaben — und mit ihnen alle anderen fackelbauenden Züge — ihre Aufgaben rechtzeitig gemeistert haben. Und die Zuschauer werden dann durch ihren Applaus genauso wie die hoch offizielle Jury des Bürger-Schützen-Vereins ihre Wertung abgeben. Wer wohl diesmal das Rennen macht?

Der Grevenbroicher Fackelzug, das ist auf jeden Fall ein optisches Spektakel, das sich kein Freund des rheinischen Sommerbrauchtums entgehen lassen sollte. Zum einen, weil es viel zu sehen und zu interpretieren gibt. Zum anderen, weil man so die intensive, schweißtreibende Arbeit der fackelbauenden Schützenzüge am besten würdigen und belohnen kann. Also, man sieht sich auch wieder beim Fackelzug. -gpm.

(Kurier-Verlag)
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