Flüchtlinge: nach Kraftakt neue Strukturen schaffen

Grevenbroich · Die Feldbetten hat das Deutsche Rote Kreuz über seinen Landesverband Hessen aus Belgien besorgt. Das ist nur eine Facette eines riesigen Kraftakts, mit dem Stadtverwaltung dank Unterstützung von Feuerwehr, DRK und vielen eigenen Mitarbeitern zwei Notunterkünfte für Flüchtlinge in der Alten Feuerwache und in der Turnhalle am Schlossstadion innerhalb von 48 Stunden aus dem Boden gestampft hat.

 Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (2.v.l.) und Bürgermeisterin Ursula Kwasny (r.) im Gespräch mit Mitarbeiterinnen des Kreisgesundheitsamtes in der Notunterkunft.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (2.v.l.) und Bürgermeisterin Ursula Kwasny (r.) im Gespräch mit Mitarbeiterinnen des Kreisgesundheitsamtes in der Notunterkunft.

Foto: Foto: Rhein-Kreis Neuss

„Zum Glück hatten wir schon einmal ein Evakuierungszenario aus einer der bestehenden Unterkünfte durchgespielt“, macht Sozialdezernent Claus Ropertz die Ausgangssituation klar. Syrien, Irak, Iran, Sri Lanka, Albanien, das sind die Hauptherkunftsländer der Flüchtlinge, mit denen die Bezirksregierung Arnsberg Grevenbroich quasi zu einer Ersatz-Landesstelle gemacht hat. Von hier aus sollen die Flüchtlinge dann auf die Kommunen verteilt werden - bevor dann neue nachrücken. „Erst einmal hat man uns diesen Modus für sechs Wochen angekündigt,“ ist sich Ropertz allerdings nicht sicher, dass der Zeitrahmen eingehalten wird. Erst einmal wurden die Flüchtlinge, darunter 25 Kinder, versorgt, Plätze eingewiesen, von Ärzten des Kreis-Gesundheitsamtes untersucht. Röntgenuntersuchungen im St. Elisabeth-Krankenhaus und Impfdurchgänge schließen sich an. Dabei wurde jetzt schon ein Krankheitsfall entdeckt, der einen Klinikaufenthalt erfordert. Bis Montag gibt dieses Prozedere den Flüchtlingen, sie waren teilweise 20 Tage unterwegs, eine Tagesstruktur. Dann sollen zumindest ansatzweise Beschäftigungsangebote. 70 Helfer sind jetzt schon im Einsatz, es werden aber noch Ehrenamtliche gesucht, darunter Ärzte, Dolmetscher und Helfer für die Essenausgabe, die eine Belehrung nach Infektionsschutzgesetz besitzen. Für Spendenaufrufe ist es zu früh, da noch ein kein Sammelraum vorhanden ist. Dass diese Unterbringungsform keine Dauerlösung sein kann, ist allen Beteiligten klar. Bürgermeisterin Ursula Kwasny hat jetzt das alte Finanzamt an der Erckensstraße im Auge. Es gehört dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes und soll verkauft werden. „Wenn das Land uns schon eine solche Aufgabe aufbürdet, soll es uns auch helfen“, so die Bürgermeisterin. Erfreulich: der Wunsch, ehrenamtlich zu helfen, ist ungebrochen. Unerfreulich: schon bei der Ankunft der Flüchtlinge Rechtsradikale auf. Die Polizei erteilte Platzverbot.

Michael Scheffler

(Kurier-Verlag)
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