Heimat ist, wenn eine Hand der anderen hilft

Gustorf/Gindorf · Peter Körfer ist ein echtes Gustorfer Original: Sein Leben lang hat der 82-Jährige in seinem Heimatdorfverbracht und war in seiner Freizeit am liebsten im Schützenverein aktiv — das hatte fast Familientradition, denn das Traditionswesen stand bei den Männern der Familie Körfer immer ganzweit vorne.

Wenn schon der Opa 40 Jahre lang Präsident bei den Schützen ist, ist die Leidenschaft
für das Schützenfest quasi schon in die Wiege gelegt. Bereits als kleiner Junge wollte Peter Körfer im Schützenregiment mitmarschieren und erfüllte sich diesen Traum als Erwachsener. Zunächst ging er bei den Sappeuren mit. "Ich war zwar als Landwirt immer eingespannt und musste viel arbeiten, aber
wenn Schützenfest war, habe ich mir die Freizeit auch schon mal gegönnt. Das war eben die schönste Zeit des Jahres. Aber dennoch war die Arbeit der Grund, dass ich nie Schützenkönig sein konnte",
so der Rentner, der mit seiner Gattin Gertrud im 200 Jahre alten Elternhaus lebt, das schon immer im Familienbesitz war. Nachdem Körfer 20 Jahre Adjutant bei seinem Vater Anton war, stand er selbst von 1992 bis 2004 als Oberst mitten im Geschehen des Traditionsfestes. Auch die Pferde fürs Fest kamen früher aus dem Stall des Landwirtes: "Wir haben immer versucht, die Tiere schon vorher an den Lärm zu gewöhnen, den sie an Schützenfest erleben werden." Zwar ist der ehemalige Landwirt mittlerweile
kürzer getreten, doch es gibt rund um Schützenfest noch zahlreiche Veranstaltungen, an denen er gerne teilnimmt. Dazu gehören das Frühstück mit den Sappeuren oder das Konzert am Sonntag. "Und ich stelle den Sappeuren meine Halle für den Fackelbau zur Verfügung. Da bin ich dann natürlich auch gerne dabei und schaue, was die Männer an der Fackel machen", freut sich der 82-Jährige.

Als junger Mann stand mal zur Debatte, nach Bayern zu ziehen — doch Körfer ist froh, dass es ihn in seiner Heimat gehalten hat. "Hier ist mein Zuhause, auch wenn sich hier viel in den vergangenen Jahren verändert hat. Wir waren früher allein in Gustorf zwölf Landwirte, heute gibt es nur noch einen. Es war zum Beispiel absolut selbstverständlich, dass wir uns gegenseitig geholfen haben. Ich weiß
nicht, ob es das heute noch gibt, aber ich wünsche es mir. Wenn zum Beispiel ein Kälbchen geboren wurde, waren alle dabei. Und in der Wartezeit haben wir Karten gespielt und was getrunken, da denke
ich gerne dran zurück", erinnert sich der ehemalige Oberst. 1979 bauten Peter und Gertrud Körfer das Elternhaus des Landwirtes um, gestalteten es offener und heller. "Es hängen viele Erinnerungen an dem Haus. Als die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg einzogen, haben sie drei Wochen lang
in unserem Haus gelebt. Wir wurden mit der ganzen Familie in die Waschküche ausquartiert.
Ich erinnere mich noch genau, dass die Amis unsere Schützenfahnen als Teppiche ausgelegt haben.
Aber da ist meine Mutter dann zu ihnen und hat geschimpft. Da war doch die Mutter Gottes drauf! Ich war in dem Moment sehr stolz auf meine Mutter", so Peter Körfer, dem man anmerkt, dass ihm seine
Heimat am Herzen liegt.

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