Überschüsse aus Baulanderschließung in neue Konzepte investieren Krützens Traum vom „Konzern Stadt“: Mehr Gewicht auf Stadtentwicklung!

Grevenbroich · Warum soll die SEG die neue Feuerwache bauen? Kann die das überhaupt? Finanz- und Zahlen-Jongleure als Bauherren? Geht das gut? Oder droht so etwas wie "Berliner Flughafen en miniature"? Für Bürgermeister Klaus Krützen geht es dabei um viel mehr: Um ein neues Agieren im "Konzern Stadt".

 Stadtkämmererin Monika Stirken-Hohmann ist zugleich SEG-Chefin.

Stadtkämmererin Monika Stirken-Hohmann ist zugleich SEG-Chefin.

Foto: Stirken-Hohmann

Zu diesem "Konzern Stadt" gehören neben dem Rathaus, die SEG und die künftige "AÖR" in Nachfolge der heutigen "Wirtschaftsbetriebe Grevenbroich". In der morgigen Ratssitzung wird Stadtkämmererin Monika Stirken-Hohmann in diesem Sinne auch erstmals "Konzern-Bilanzen" aus den vergangenen Jahren vorlegen.

"Die SEG zu stärken muss unser Ziel sein", postuliert Bürgermeister Klaus Krützen im Gespräch mit dem Erft-Kurier. Er hat dabei klare Vorstellungen, in welche Richtung das gehen soll: Als hundertprozentige Tochter der Stadt ist die SEG in ihren Ausschreibungen zwar auch an das öffentliche Vergaberecht gebunden, sie kann aber durchaus trotzdem mit "kleiner Marge" Gewinne erzielen.

Beispiel ist hier das "Bauland-Management", das erstmals im Wevelinghovener Baugebiet "An Mevissen" über die SEG laufen soll: Die rohen Parzellen werden von der Stadttochter erschlossen und dann an die Bauinteressenten weiterverkauft. "Und die SEG darf das Delta als Gewinn einstreichen", resumiert auch Wolfgang Kaiser, Fraktions-Chef der CDU zufrieden.

Würde die Stadt die Erschließung durchführen, dürfte sie gar nur 90 Prozent der Kosten an die Häuslebauer weitergeben.

Noch einmal Wolfgang Kaiser: "Das Plus kann die SEG dann an anderer Stelle einsetzen", zum Beispiel Grundstücke kaufen, die für eine aktive Stadtentwicklung genutzt werden können. Ein Vorgehen, das Martina Suermann ("Mein GV") seit Langem gerade fürs Bahnhofsviertel fordert: Änderungen, Verbesserungen dort könnten nur langfristig erreicht werden, wenn die Stadt als Grundstückseigentümer aktiv in die Weiterentwicklung eingreifen könne.

"Die Arbeit bleibt in der Stadt", überlegt Wolfgang Kaiser weiter. Denn wenn man den "Konzern Stadt" im Krützen´schen Sinne versteht, muss kein neuer "Planungssachverstand" für die SEG eingekauft werden, vielmehr könne sie auf die Fachleute im Rathaus zurückgreifen. Das gilt dabei sowohl für die Baulanderschließung als auch für den Bau der neuen Feuerwehr.

Kritische Töne kommen dagegen von Carl Windler (UWG). Er fragt sich schon, ob die SEG "das Ganze geschultert bekommt". Immerhin sei die "Stadtentwicklungsgesellschaft" eine GmbH und "die kann pleite gehen", so der Politiker, der auf die dann eintretende "Nachschusspflicht" der Stadt hinweist.

Mit anderen Worten: Die finanziellen Lücken müsste die Stadt aus ihrem Säckel füllen.

In diesem Zusammenhang verweist Carl Windler zudem auf die Gewinnausschüttungen der SEG an die Stadt (in den vergangenen Jahr eins bis drei Millionen Euro im Jahr), deren Wegfall von der Stadtkämmererin schon angekündigt worden sei. "Wir müssen ja wohl froh sein, wenn wir durch die Schloss-Bad-Verträge mit dem GWG nicht noch in eine Zuschusspflicht kommen", so der UWG´ler.

Nimmt man den von Krützen und Co geplanten Systemwechsel in Sachen SEG hin zum Instrument einer aktiven Stadtentwicklung jedoch ernst, dann dürften Gewinnausschüttungen eh nicht mehr das große Ziel sein.

Dafür spricht übrigens auch, dass Bürgermeister Klaus Krützen — nach Robert Jordans Wechsel in den Ruhestand zu Ende des Jahres — auch den Bereich des "Stadtmarketings" gerne auf die SEG übertragen möchte, die dann im neuen Gewand und mit neuen Leuten am Image der Stadt Grevenbroich arbeiten soll.

Wie die SEG den Neubau der Feuerwache plant und wo hier die "Klippen" liegen, lesen Sie in einem weiteren Bericht im Innenteil dieser Ausgabe.

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)
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