Stirbt Grevenbroich aus? Uhls Gardinenpredigt

Wevelinghoven · „Man weiß nicht mit Sicherheit, warum der Neandertaler ausgestorben ist. Vermutungen gehen dahin, dass zu wenig ,geschnackselt’ wurde. Wir werden zu den Neandertalern der Neuzeit. Wir sterben aus.

Wir in Deutschland und in Grevenbroich.“ Horst Uhl (76) wirft in seinem Buch einen düsteren Blick in die Zukunft. Alt-Männer-Blues? Oder ein dringend notwendiges Wachrütteln?

„Menetekel“ überschreibt der Wevelinghovener sein Buch „Die Zukunft hat vorgestern begonnen“. Und da nennt er Zahlen: Von den 61.891 Einwohner, die Grevenbroich Ende 2013 statistisch hatte, werden Ende 2060 nur noch rund 48.000 übrig geblieben sein. Das liegt unter anderem daran, das in der Schloss-Stadt rund 500 Geburten im Jahr 700 Beerdigungen gegenüber stehen. Und dann der „Altersquotient“ (das Verhältnis der über 65-Jährigen zu den Personen im Alter zwischen 15 bis 65 Jahren): Der lag 2010 noch bei 31 Prozent, wird aber 2060 die 60 Prozent erreichen.

Hinzukomme – so Uhl –, dass Grevenbroich zahllose Arbeitsplätze verliert: Ein Braunkohle-Abbau wird um 2050 „mangels Masse“ nicht mehr stattfinden; aber schon die nähere Zukunft ist „höchst ungewiss“. Auch auf das produzierende Gewerbe werde sich „die starke Verringerung der erwerbstätigen Bevölkerung einhergehend mit dem Schwund an Arbeitsplätzen“ auswirken!

Die Folgen: „Grevenbroich 2060: Geburtshilfestation geschlossen. KiTas und Schulen stehen leer.“ Das Krankenhaus ist Zug um Zug geschlossen worden. „Es konnte nicht mehr wirtschaftlich geführt werden.“ Das Angebot an Immobilien wird steigen und die Preise werden verfallen. Immerhin fällt die Zahl der Haushalte von heute 27.000 auf 21.000 im Jahre 2060. „Der Einzelhandel wird am Boden liegen und die Innenstadt verwaist sein.“

Und Horst Uhl mahnt: „Dieser genannte Prozess der Verringerung der Bevölkerung und der Überalterung ist unabwendbar und unumkehrbar.“ Ein ganz düsteres Bild von der Grevenbroicher Zukunft. Lösungen nennt Uhl nicht; könne er auch nicht, da sich der im Gang befindliche Prozess nicht aufhalten oder umkehren lasse. „Aber diese Auswirkungen sind noch nicht bei allen Leuten im Kopf. Leute, die heute 45 und jünger sind, die müssten mein Buch lesen, damit sie wissen, was auf sie zukommt. Und damit sie sich darauf einstellen können“, so der Autor.

Die Großstädte würden von der neuen „Landflucht“ profitieren; und die würden im Werben um junge Leute stets die Nase vorn haben, ist sich Uhl sicher. Und dann doch noch ein Appell an die Politik: „Alle Einflüsse geltend machen, wo es

nur möglich ist.“ Gibt es denn Hoffnung? „Nein, obwohl die Hoffnung zuletzt stirbt.“

(Kurier-Verlag)
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