Warum macht RWE hier Blöcke dicht und baut an der Zukunft anderswo?

Grevenbroich · „Die Familie eines Politikers weiß, dass Papa viele Termine hat. Jeder Politiker kann sich aber Zeit für die Familie schaffen. Das gilt für Manager und Malocher übrigens genauso. Man muss eben schauen, dass man sich die Zeit nimmt.“ Hans Christian Markert, Landtags-Abgeordneter der „Grünen“ und Landrats-Kandidat für ein rot-grün-buntes Bündnis, bezeichnet sich als „Familien-Mensch“.

Und der widmet er zum Beispiel ausführliche Skandinavien-Urlaube: Tagsüber wird dann im Fjord das geangelt, was abends in Topf oder Pfanne kommt.

Die schwedisch-norwegische Küste mit ihren Schären und Fjorden war schon in seinen Kindertagen Ziel der Familien-Sommer-Ferien. Und das hat er inzwischen in die eigene Familie weitergetragen.

Das andere, was Hans Christian Markert aus dem Elternhaus mitgenommen hat, dass er „immer schon politisch denkend“ unterwegs war. Jetzt will er also Landrat werden. Dabei sieht die Aufgabe des Kreises als „Moderator mit Vermittlungsfunktion“ für die Städte und Gemeinden. Und er fragt, welche Aufgabe des Kreises besser bei den Kommunen aufgehoben wären. Da müsse man genau „nachschauen, ob sich das rechnet.“

„Im Land sind die Linien relativ klar: Bis 2045 sind die Gruben auf“, betont Markert energisch auf die Frage nach der Zukunft der Braunkohle. Und: „Wir entscheiden hier im Kreis nicht darüber, ob wir den Ausstieg vorziehen oder verlangsamen.“

Für die Energie-Gewinnung sei man aber noch „einige Jahre“ auf die Braunkohle angewiesen. Das müsse – so die Forderung der „Grünen“ – „möglichst sauber“ geschehen. Zudem sei die Frage zu beantworten: „Kann man mit der Braunkohle was anderes machen?“, so der Kandidat.

Es sei eine „Gefahr, wenn jede Woche andere Zahlen durch den Ort geblasen werden. Hier arbeiten Menschen, die sind jeden Tag in dem Loch aktiv. Und die wollen auch wissen, wo ihre Kinder und Kinderkinder Arbeit finden werden“, so Hans Christian Markert bei seinem Besuch in der Redaktion des Erft-Kurier.

Wenn es nicht zu einem „Strukturbruch“ kommen sollte, müsste jetzt der „Strukturwandel“ angegangen werden. Für Grevenbroich und den Rhein-Kreis sei das „allerhöchste Eisenbahn“. Sinn mache das aber nur in Zusammenarbeit mit dem RWE.

„Das Unternehmen nimmt seine Verantwortung nicht nur dadurch wahr, dass es Vereine sponsert“, betont der grüne Politiker. Und er fragt, warum die ganzen Innovationen, für die das RWE steht (Zukunftsprojekte, innovative Kraftwerke) in anderen Bundesländern (Sachsen-Anhalt, Hessen) positioniert sind und nicht hier am originären Standort. „Wir brauchen politische Parteien und Mandatsträger, die das Unternehmen in die Pflicht nehmen“, unterstreicht der Landrats-Bewerber, der auch betont: „Wir brauchen für den Strukturwandel die gezielte Ausbildung an einer regionalen Fachhochschule.“

Sein Fazit: „Wenn wir in 30 Jahren hier noch Arbeit haben wollen (...), müssen wir den Strukturwandel zur Chefsache machen.“ Die IRR-Idee der „Agrar-Region“ könne ein Baustein sein, könne aber niemals den Bedarf an Arbeitsplätzen auffangen.

Im Wahlkampf (vier bis sechs Wochen vor der Wahl) will er die Menschen da „abholen, wo sie sind“ – auf dem Marktplatz und in den Schützenzelten. „Den Menschen ist es wichtig, das Probleme angegangen werden – egal von welcher Partei“, lautet sein Credo. Und auch wenn er Landrat Petrauschke Respekt zollt, wie er betont, will er ihn ablösen. Weil Wechsel zur Demokratie gehört ...

(Kurier-Verlag)
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