1. Grevenbroich

Warum wurden die sechs Kirschbäume jetzt gefällt?

Warum wurden die sechs Kirschbäume jetzt gefällt?

„Mein Freund, der Baum, ist tot“. So sang einst Schlager-Star Alexandra. Demnach hat Gabi Wolf aus Wevelinghoven gleich eine ganze Reihe Freunde verloren. „Als ich das gesehen habe, habe ich mich so aufgeregt, dass mir schlecht geworden ist.

Und geschlafen habe ich die ganze Nacht nicht ...“

 Bäume und Hecke sind weg. Nur noch die Stümpfe schreien wie Wunden den Verlust gen Himmel.
Bäume und Hecke sind weg. Nur noch die Stümpfe schreien wie Wunden den Verlust gen Himmel.

Es geht um sechs Kirschbäume, alte Kirschbäume, die auf dem Friedhof der Gartenstadt standen. Und die die Besucher jahrelang erfreuten. „Mit großem Entsetzen habe ich bei meinem gestrigen Friedhofsbesuch feststellen müssen, dass sechs der wunderschönen Kirschbäume gefällt wurden. Angeblich, um dort weiteren Platz für Urnengräber zu schaffen ...“, ärgert sich Gabi Wolf aus Wevelinghoven.

Es wäre ja schon traurig genug, dass durch den Sturm „Ela“ im Jahr 2014 so viele Bäume umknickten oder anschließend gefällt werden mussten. Gabi Wolf weiter: „Es ist furchtbar und nicht mehr nachvollziehbar, was von Menschenhand kaputt gemacht wird. Dass im wahrsten Sinne des Wortes der Mensch sich selbst den Ast absägt, auf dem er sitzt.“

Stadtsprecher Robert Jordan nennt auf Kurier-Nachfrage zwei Gründe für das Umsägen der besagten Kirschbäume: Zum einen seien diese krank und morsch gewesen. Es sei zu befürchten gewesen, dass sie den kommenden Herbst- und Winterstürmen nicht mehr gewachsen gewesen wären und somit eine große Gefahr für die Friedhofsbesucher dargestellt hätten.

Zum anderen habe die Politik schon vor Jahren eine Umgestaltung der letzten Ruhestätte an der Langwadener Straße beschlossen: Es gebe Bedarf an mehr Urnengräbern und die sollten so auf neuen Flächen ermöglicht werden, gibt Jordan die Beschlusslage wieder.

Ein Argument, das für Gabi Wolf nicht zählt: „Man hätte neben oder unter diesen im Frühjahr so wunderschön blühenden Bäumen die Urnengräber planen können“, stellt sie vehement fest.

Und ergänzt: „Außerdem ist hinter dem Parkplatz genügend freie Fläche vorhanden“, um mehr Urnengräber-Fläche zu erzeugen. Nur: Die Kommunalpolitiker kamen bei ihren Beratungen zu einem anderen Ergebnis. Und für dieses Ergebnis waren sie denn auch bereit, die sechs jetzt so hart betrauerten Kirschbäume zu opfern.

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)