900 Minuten zum Priesterjubiläum Heimatfilmer Esser überreicht Geschenk

Jüchen · "Weißt du noch", kichert Josef Esser, ",Uli mach den Purzelbaum?'" Und dann brechen beide in Gelächter aus. "Und beim ersten Mal hat es nicht einmal geklappt", prustet Ulrich Clancett. Vergangenes Jahr feierte der Regionaldekan silbernes Priesterjubiläum.

 Josef Esser (links) überreichte Regionaldekan Ulrich Clancett zu seinem Priesterjubiläum von 25 Jahren zehn DVDs.

Josef Esser (links) überreichte Regionaldekan Ulrich Clancett zu seinem Priesterjubiläum von 25 Jahren zehn DVDs.

Foto: Foto: Alina Gries

Heimatfilmer Esser begleitete ihn all die Jahre und überreichte ihm jetzt etwa 900 Minuten Filmmaterial auf zehn DVDs zusammengeschnitten.

"Auch wenn ich im Mittelpunkt stehe, ist ein Stück Dorfleben digital gesichert", freut sich Ulrich Clancett, "es ist so viel passiert, das darf nicht im Nebel verschwinden." Josef Esser ist ein Dorfchronist, der mit Videos die Traditionen der alten Jüchener bewahre. So habe es bereits in den 30ern und auch nach dem Krieg einen Heimatfilm über die Gemeinde gegeben. "Das ist einzigartig für Jüchen", findet der Regionaldekan, "solches Material über den Zeitraum der 30er, 50er und von heute hat vielleicht nur die Stadt Neuss." Dabei sei aber nicht nur das silberne Priesterjubiläum für Josef Esser ein Grund für sein visuelles Geschenk an Clancett gewesen. "Ich bin Uli zu Dank verpflichtet", sagt er, "als meine Ehefrau gestorben ist, hat er mich wieder aufgebaut." Und seine Worte "Du hast ein Recht zu zweifeln, aber glauben musst du" habe er seitdem verinnerlicht. Vier Monate habe er für den Zusammenschnitt gebraucht. Das Bistum Aachen sei ihm dabei keine große Hilfe gewesen. "Nicht einmal bedankt haben sie sich, als ich ihnen DVDs zugeschickt habe", beschwert er sich. Dabei hätten sie doch geäußert, nichts im Archiv vorzufinden, da dieses nach Düsseldorf ausgelagert worden sei. "Ich musste mein Gehirn 25 Jahre zurückdrehen", grinst er. Vom Jungpriester zum Pfarrer, Dechant und Seelsorger, Tun und Wirken in all den Jahren zieren die DVDs. "Eines Tages wird Uli Weihbischof in Aachen werden", ist Esser überzeugt, "bis dahin werde ich schon ganz zittrig sein, deswegen habe ich schon eine weitere DVD-Hülle vorbereitet." Doch davon will Clancett nichts wissen. "Auf den Filmen ist sogar zu sehen, wie du das erste Mal in Uniform beim Schützenzug mitgezogen bist", erinnert sich Esser, "und auch als der Fahnenträger in der Kirche umgefallen ist. Das sieht man zwar nicht, aber der Knall ist zu hören." Wieder prustendes Gelächter. Von der Goldhochzeit über die Hubertusmesse bis hin zum Weihnachtsmarkt oder auch die Orgelweihe oder Sanierung der Kirche — auf den DVDs ist alles drauf. Einen öffentlichen Film-Abend will Clancett aber dennoch nicht veranstalten. "Es wird auf keinen Fall ein Open-Air Kino geben", lacht er. Dies wolle er sich lieber ganz allein zu Gemüte führen. "Mir wird bestimmt sehr deutlich auffallen, dass es beispielsweise bei den Schützenfesten immer derselbe Ablauf ist, aber die Personen sich ändern", stellt er nachdenklich fest, "viele Originale sind nicht mehr da, die zum Dorfleben einfach dazu gehören."

Alina Gries

(Kurier-Verlag)
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