"Ghostbusters" im "Haus Katz" Auf der Suche nach dem polternden Paul

Jüchen · Unheimlich klingt die Geschichte von Paulus Katz — dem Gespenst von "Haus Katz", das seit 300 Jahren in dem Gebäude umherpoltert und keine Ruhe zu finden scheint — bestraft von Gott persönlich. Betritt man den Keller von "Haus Katz", muss dieser gar in einer gebückten Haltung begutachtet werden — viel zu eng und staubig für einen Geist wie Paulus Katz — einem ehemaligen Vogt.

Das Geheimnis um den Katzen-Dachboden
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Das Geheimnis um den Katzen-Dachboden

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Wo könnte sich also eine umherirrende Seele tagsüber noch aufhalten?

Die Stufen in das oberste Stockwerk von "Haus Katz" knarzen gar nicht, wie man es zu einer Gruselgeschichte erwartet. Lediglich ein Wappen an der Wand lässt darauf schließen, dass es die Familie Katz tatsächlich einmal gegeben haben soll: Drei blaue Sterne oberhalb und drei gelbe Katzenpfoten unterhalb des Schildes — überragt von einer Adelskrone. Die Stufen führen in den Sitzungssaal — hier finden Ausschüsse der Gemeinde statt. Ist den Teilnehmern ein Geist denn jemals aufgefallen? Oder etwa die beinahe unsichtbare Luke, die sich an die Decke des Saales fast anzupassen scheint.

Die Türe des Dachbodens lässt sich nur schwer öffnen, da der Dachboden nie für einen Zweck verwendet wurde. Etwa wegen Paulus Katz? Was genau steckt denn eigentlich hinter dieser Geschichte? Dafür müssen wir in das 18. Jahrhundert zurückgehen. Paulus Katz erbaute das jetzige "Haus Katz". Die Vorgeschichte führt uns zu einem Ritter mit dem Namen Klutt. Dieser war der Besitzer des Geländes, verschuldete sich jedoch so sehr, dass seine Gläubiger seine Ländereien verkauften und seinen Rittersitz schließlich abreißen ließen. Das übrig gebliebene Gelände wurde letztlich an Vogt Paulus Katz verkauft. Trotz einiger Schwierigkeiten des Neubaus wurde ihm "Haus Katz" als Eigentum zugesprochen. Auf den Tag genau, zwei Jahre später verstarb der Vogt jedoch, was die Entstehung einer solchen Gespenstergeschichte mit sich schließt.

Wird der Dachboden im "Haus Katz" betreten, so lässt sich nichts finden außer einigen Isoliermatten, die von Tieren angenagt zu sein scheinen. Ein riesiger Bereich auf einem Holzdachboden, verdreckte Fenster und eine alte Bierflasche, dessen Biermarke gar nicht mehr existiert. Ein wenig enttäuscht über die Entdeckung von nichts, folge ich einer weiteren Treppe auf dem Dachboden. Vielleicht befindet sich ja doch noch etwas dort oben? Vielleicht ein weiterer Gegenstand, wie das Wappen, der auf das Leben von Familie Katz schließen lässt.

So heiratete Paulus Katz im Jahre 1703 Katharina Agatha von Heck, eine adelige Dame aus Köln und zeugte mit ihr Johann Peter Theodor. Mit noch nicht einmal einem Jahr wird er zum Nachfolger seines Vaters ernannt. Mit 23 Jahren tritt Johann Peter Theodor Katz dann schließlich sein Amt als Vogt in Jüchen an. Im Alter von 27 Jahren heiratet er die neun Jahre jüngere Anna Theresia Gertrud von Monschaw zu Linnep, ebenfalls eine Adelsfrau. Nach seinem Tod 1778 hinterlässt er neun Kinder — drei Söhne und sechs Töchter. Vier der Mädchen entscheiden sich für die Berufung als Nonne, nur zwei bleiben im "Haus Katz" wohnen, von der sich eines mit Ernst Leopold Anton von Hauer vermählt. Zwei der Brüder entscheiden sich den Kanonikern beizutreten und der dritte Bruder soll später Offizier bei der österreichischen Armee gewesen sein. So wurde Ernst Leopold Anton von Hauer der neue Hausherr von "Haus Katz". Um 1830 zog die Familie von Hauer jedoch in den Hauptsitz nach Linnep und verkaufte viele Ländereien — auch "Haus Katz". Das Gebäude ging somit in den Besitz von Carl von Monschaw. Dem Namen zufolge ein vermutlicher Verwandter der Katzenfamilie.

Noch neun Mal wechselte das "Haus Katz" seinen Besitzer. Fungierte mal als Kasino, mal als Textilbetrieb. 1973 wechselte der Besitz für 105.000 Deutsche Mark an die Gemeinde, nachdem den Gebrüdern Onofrietti verweigert wurde, auf dem Grundstück von "Haus Katz" Laden- und Wohnbauten zu errichten. Das Gebäude drohte immer mehr zu verfallen und wurde durch die Hilfe ehrenamtlicher Helfer, aber auch durch eine Restaurierungsmaßnahme in Höhe von 2, 5 Millionen Deutsche Mark gerettet. Heute ist es das Wahrzeichen von Jüchen und fungiert als zentrale Einrichtung der Gemeinde.

Besteigt man also die nächste Treppe auf dem Dachboden und steckt seinen Kopf durch die schmale Luke erblickt man noch mehr Holz - kein Geist, der sich dort oben hin verzogen hat. Das große Geheimnis um den Dachboden von "Haus Katz" ist also gelüftet. Ein sehr schöner aus Holz gestalteter Dachboden, der, warum auch immer, nie verwendet wurde. Und der Geist von Paulus Katz scheint seine Ruhe gefunden zu haben.

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