Gesucht: Gen-Zwilling für Leni Jorißen

Gierath · "Als ich ins Auto einsteigen wollte, habe ich mir auf einmal einen Brustwirbel gebrochen", erinnert sich Leni Jorißen, "dabei bin ich gar nicht gefallen." Ein Bluttest bestätigt damals: Knochenmarkkrebs.

 Ein wahres Bild der Freundschaft: Daniela Zintl (links) und Silke Voigt (rechts) haben eine Typisierungsaktion für ihre Freundin Lenin Jorißen (mitte) ins Leben gerufen.

Ein wahres Bild der Freundschaft: Daniela Zintl (links) und Silke Voigt (rechts) haben eine Typisierungsaktion für ihre Freundin Lenin Jorißen (mitte) ins Leben gerufen.

Foto: Foto: Alina Gries

Das ist jetzt vier Jahre her. Nach zahlreichen Chemo-, Strahlen- und letztlich einer Eigenstammzelltherapie hat sich der Krebs dennoch weiter verbreitet. "Weil es so viele Rückfälle hintereinander gab, bin ich nun auf eine Fremdzellspendentherapie angewiesen", so die 52-Jährige. Seit vier Wochen ist sie registriert — bisher ohne Erfolg. Ein Spender sei nicht in Sicht.

"Ich habe das Skifahren geliebt", lächelt Leni Jorißen, "das ist nun vorbei." Ebenso wie das Fahrradfahren. "Ich musste auf ein E-Bike umstellen, weil ich die Höhen nicht mehr schaffe und auch beim Haushalt brauche ich Unterstützung." Sogar langes Sitzen ist für die 52-Jährige unmöglich geworden. "Meine Knochen sind so aufgeweicht, dass ich immer Schmerzen habe", erzählt sie.

Doch die Gieratherin zeigt sich tapfer, geradezu kämpferisch. "Es ist beeindruckend, mit was für einer positiven Einstellung Leni mit der Krankheit umgeht", meint Silke Voigt sichtlich berührt, "sie hält die Nase oben, bestreitet den Alltag und hat Spaß." Sie und Danny Zintl sind sich einig: Das schweißt zusammen. Den Kampf gegen den Knochenmarkkrebs haben sie gemeinsam angesagt — als beste Freundinnen. "Es ist ganz egal, ob wir einen Spender für Leni finden oder nicht, wir wollen die Aktion", bekräftigt Voigt. Deshalb haben sie und Zintl gemeinsam eine Typisierungsaktion ins Leben gerufen, die sich bereits wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien zieht. "Die Hilfsbereitschaft ist enorm", strahlt Danny Zintl. So hat sich aus einem Freundschaftsakt eine über die Dorfgemeinschaft hinaus gehende Solidarität entwickelt.

Am 15. April von 11 bis 17 Uhr findet eine Typisierungsaktion in der Lindenschule in Gierath statt, um für Leni Jorißen oder für andere Erkrankten einen genetischen Zwilling zu finden. Mit einem Kuchen-Buffet wollen die drei auch Geld für die Knochenmarkspender-Zentrale sammeln. "Jede Typisierung kostet 50 Euro", erklärt Zintl. Deshalb habe auch der TV Jüchen zugesagt, die Einnahmen des 24-Stunden-Schwimmens im September ebenfalls zu spenden. Wegen des Krankheitsverlaufs sei Jorißen aber schon vor dem Herbst dringend auf eine Therapie angewiesen. "Die Chance, einen genetischen Zwilling zu finden liegt im Promille-Bereich, ist also sehr sehr gering", erklärt eine Mitarbeiterin der Knochenmarkspender-Zentrale in Düsseldorf, "wichtig ist, dass man sich nicht nur für die Patientin, für die die Aktion organisiert wird typisieren lässt, sondern auch für andere Patienten weltweit." An einer Typisierung teilnehmen darf jeder, der zwischen 18 und 55 Jahre alt ist und keine ernsthafte Erkrankung hat. "Man darf sich auch schon mit 17 typisieren lassen, wird aber erst im Alter von 18 aktiviert", so die Mitarbeiterin weiter, "es ist wie die Nadel im Heuhaufen zu finden."

-agr.

(Kurier-Verlag)
Meistgelesen
Hatte er Rot?
Hatte er Rot?
Verkehrsunfall mit tödlich verletztem FußgängerHatte er Rot?
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort