150 Jahre Bürger-Schützen-Verein Bedburdyck-Stessen: Lenchen Krapohls großer Verdienst

Bedburdyck · "Ich bin schon als Edelknabe in den Schützenverein eingetreten", erinnert sich Stefan Justen, Präsident des Bürger-Schützen-Verein Bedburdyck-Stessen, "dann gab es eine Zeit dazwischen, in der ich mit dem Verein nichts zu tun hatte.

150 Jahre Bürger-Schützen-Verein Bedburdyck-Stessen:: Lenchen Krapohls großer Verdienst
Foto: Verein

Durch meinen Vater, Karl Justen, auch Präsident und Gemeindedirektor von Bedburdyck, der auch Namensgeber der Karl-Justen-Halle ist, wurde ich gefragt, ob ich reiten könnte." Mit 23 ist Justen seitdem dem Verein treu geblieben. In diesem Jahr feiert der Bürger-Schützen-Verein sogar 150-jähriges Bestehen.

150 Jahre Bürger-Schützen-Verein Bedburdyck-Stessen:: Lenchen Krapohls großer Verdienst
Foto: Verein

"Theo Broich wird 1910 als erster Schützenkönig namentlich erfasst", berichtet Richard Sachse, "dadurch, dass aber jedes Jahr beim Bürgermeister der Vogelschuss beantragt wurde, muss es auch vorher schon Könige gegeben haben." Das bestätigt auch ein altes Foto von 1909. "Lenchen Krapohl schreibt am 24. Juli ihrem Bruder Johann Krapohl in Schlich bei Glehn, dass ihr Vater Schützenkönig gewesen ist."

150 Jahre Bürger-Schützen-Verein Bedburdyck-Stessen:: Lenchen Krapohls großer Verdienst
Foto: Verein

Die Suche nach den Namen der Familie Krapohl blieb für Sachse allerdings erfolglos. Für das Festbuch, das der Festausschuss zum 150-jährigen Bestehen des Vereins zusammengestellt hat, jedoch ein sehr wichtiger Beitrag.

Erst 1877 durfte der Verein Waffen im Festzug tragen

So beweist eine Karte von 1867, die ein Jahr vor der Gründung des Bürger-Schützen-Verein noch einmal überarbeitet wurde: Bedburdyck und auch Stessen gehörten zum Dycker Ländchen. Die Bruderschaft der Pfarre "St. Martinus" Bedburdyck gründete sich bereits 1505. Erst 1868 sei es dann zu einer Trennung gekommen, so dass sich der Bürger-Schützen-Verein gründete und die Bruderschaft der Pfarre Bedburdyck sich auf Aldenhoven und Damm bezog. "In den ersten sieben Jahren kämpfte der Bürger-Schützen-Verein um Anerkennung sowohl bei der kommunalen Obrigkeit als auch in der Ortsgemeinschaft. Erst 1877 durfte der Verein auch Waffen entsprechend seiner Waffengattung im Festzug mittragen", weiß Justen.

"Es wird auch gesagt, dass sich der Schützenverein gegründet hat, weil die Bedburdycker und Stessener Schützen immer den ganzen Tag unterwegs waren, ehe sie feiern konnten", lacht Sachse, "ich glaube, dass da auch ein bisschen mehr hinter steckt." So wurde der Geburtstag des evangelischen Preußenthronfolgers statt des katholischen Fürsten in den Statuten als Gründungsdatum festgeschrieben. "Unter Kanonenfeuer sind sie mit Marschmusik erst von Bedburdyck über Aldenhoven nach Damm gezogen, wo der Vogelschuss stattgefunden hat, ehe sie vor dem hohen Fürsten in Schloss Dyck eine Parade abhielten."

1900 gab es das erste Mal ein Zelt

"Bis 1899 liegen uns fast gar keine Unterlagen vor. Wir wissen nur, dass es jährlich den Aufmarsch und das Vogelschießen gegeben hat", verrät Richard Sachse, "1901 taucht das erste Mal ein Protokollbuch auf, in dem eine Satzung von 1874 aufgeführt ist und wo auch zum ersten Mal Namen auftauchen." So haben der Familie Broich zwei Gastwirtschaften in Bedburdyck gehört. Die Gaststätte "Huhnstock" sei auch eine ehemalige Broichsche gewesen.

Und Gastwirtschaften spielen in der Geschichte des Vereins eine große Rolle. "Im ehemaligen Ratskeller wurde das erste Schützenfest gefeiert und langsam denke ich auch, dass sich der Bürger-Schützen-Verein auch da gegründet hat", überlegt Sachse. Ab Anfang 1900 hat es dann das erste Mal ein Zelt zu den Festlichkeiten gegeben. Die Bedburdycker feierten im Saal ("Huhnstock") und die Stessener im Zelt. Es wurde also getrennt gefeiert, aber gemeinsam marschiert.

"Bemerkenswert ist auch, dass in den 20er und 30er Jahren wegen hoher Arbeitslosigkeit einige Schützenfeste ausgefallen sind", erzählt Richard Sachse, "das lag auch daran, dass der Vorstand sehr dezidiert auf die Verhältnisse des Dorfes eingegangen ist. Teilweise wurde nur der Vogelschuss und abends ein Ball gehalten, für alles andere war kein Geld da." Und auch zu Zeiten des zweiten Weltkriegs gab es keine Schützenfeste. So wurde Aloys Carturan 1939 gekrönt und erst 1952 von Christof Huhnstock abgelöst.

"Das Buch ist sowohl Vereins- als auch Dorfgeschichte."

Lange feierten Stessen und Bedburdyck getrennt. "1953 gab es sogar einen strickten Zeitplan, wo der König zu welcher Zeit sein muss", erzählt er. Erst vier Jahre später sind die beiden Ortschaften vereint. "Bis 1974 hat das Zelt aber immer woanders gestanden. Entweder am Ortsein- oder -ausgang, auf dem Schulhof, auf dem Stessener Sportplatz oder da, wo heute der Kindergarten ist", berichtet Sachse. Erst ein Geschenk von Hubert Granderath an den Verein macht den heutigen Festplatz zum Stammplatz. "Er war der Sohn des Gründers einer Billet-Fabrik in Düsseldorf und Eigentümer der riesigen Wiese. Durch den Bezug zu einigen Bürgern, schenkte er 1977 den Platz dem Schützenverein." Heute ist der Festzeltplatz auch besser bekannt als Hubert-Granderath-Platz.

Informationen, die Richard Sachse mühsam sortiert hat. "2004 habe ich aus dem Papierwust, der im Schützenzimmer gelagert wurde, ein Vereinsarchiv gebildet und alles datumsmäßig sortiert. Das war die Grundlage für das Festbuch zum 150-Jährigen", erzählt er. Für Präsident Justen ein sehr wertvolles Andenken: "Das Buch ist sowohl Vereins- als auch Dorfgeschichte."

"Eigentlich müssten wir ihm ein Denkmal bauen."

Bei einer Volkszählung aus dem Jahre 1864 wird deutlich: Es gab 833 Anwohner, 530 davon waren 16 Jahre und älter, die sich wiederum aufteilten in 266 männliche und 264 weibliche Bewohner. Differenziert zwischen weiblich und männlich und denjenigen, die sich eine Mitgliedschaft erlauben konnten, müssten Sachses Rechnungen zufolge etwa 90 Schützen im Verein gewesen sein. Heute zählt der Verein weit mehr als 300 Mitglieder. Für Justen dennoch ein nachdenklicher Blick in Richtung Zukunft: "Wenn man heute drauf schaut, haben wir es als Verein einfach schwerer. Um 1973 herum hatten wir eine Hochphase, heute ist die Anzahl an Neuzugängen eher verhalten."

Auch ein König war zum Jubiläum schwer zu finden. "Franz Hubert und Ruth Ohmen haben sich dann aber dazu bereiterklärt", freut sich Sachse, "seine Aussage war jedoch, dass er das nicht für sich, sondern für den Verein mache. Eigentlich müssten wir ihm ein Denkmal bauen."

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