Schlich und Dürselen im "Mittelalter" Mit einer Anlaufstelle noch einmal letzten Schritt wagen

Schlich · "Alles, was wir tun, perlt ab wie Wasser", beklagt sich Gabriela Rümenapp. Verzweifelt versuchen sie und ihr Ehemann seit zehn Monaten, um den Anschluss an die "Deutschen Glasfaser" zu kämpfen. Deshalb haben sie jetzt eine Anlaufstelle für betroffene Anwohner geschaffen.

 Rolf und Gabriela Rümenapp sind enttäuscht über die Machenschaften der Deutschen Glasfaser, aber auch über die mangelnde Unterstützung des Bügermeisters.

Rolf und Gabriela Rümenapp sind enttäuscht über die Machenschaften der Deutschen Glasfaser, aber auch über die mangelnde Unterstützung des Bügermeisters.

Foto: Foto: Alina Gries

"Wenn uns genügend Fälle betroffener Bürger in Jüchen vorliegen, werden wir als Kreis an die ,Deutsche Glasfaser' herantreten und an sie noch einmal appellieren", bestätigt Marcus Temburg, Leiter des Amtes für Entwicklungs- und Landschaftsplanung auf Anfrage der Redaktion, "es bleibt aber eine unternehmerische Entscheidung, sodass wir nicht verbindlich zusichern können in jedem Fall etwas zu erreichen." Doch damit geben sich die Rümenapps zufrieden. "Die Quote wurde überschritten und wir haben auch unterschrieben", so Rümenapp, "nur wurden wir dann als ,weißer Fleck' außen vorgelassen. Unsere Nachbarn wurden angeschlossen — wir nicht." Und das, obwohl die beiden Häuser nur etwa 68 Meter voneinander trennen. "Erst, als die Arbeiten im Dorf beendet wurden, haben wir erfahren, dass wir außerhalb des Planungsbereichs liegen", beschwert sich Gabriela Rümenapp.

Nach einer erneuten Anfrage nach dem Glasfaseranschluss wurden ihnen seitens des Unternehmens mitgeteilt: "[...] Nach Prüfung aller technischen Möglichkeiten können wir den Anschluss nicht kostenlos herstellen. Die Einrichtung bedeutet zusätzliche Kosten in Höhe von 4.500 Euro netto. [...]" Das ist in den Augen des Ehepaares nicht fair. "Unsere Nachbarn haben Glasfaser umsonst bekommen und wir sollen eine so hohe Summe dafür zahlen", so Gabriela Rümenapp. Dabei sind sie mit ihrer Pferdepension auf schnelles Internet angewiesen. Aber nicht nur Teile Schlichs sind von den Machenschaften der "Deutschen Glasfaser" betroffen. "Selbst die 100 Prozent, die wir erreicht haben, umfassten nur 20 Häuser", erzählt Jakob Hölzle, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Dürselen, "nachdem wir so abgeschmettert wurden, würden wir gerne sehen, was die Telekom uns anbieten kann." Doch das Unternehmen lehnt ab und erklärt auf Anfrage der Redaktion: "Für Dürselen gibt es leider auch bei uns aktuell keine Ausbauplanungen, vielleicht wäre der Weg über eine Förderung des Landes möglich". Doch aufgeben wollen die Betroffenen nicht.

"Wir sind sofort dabei und werden den Rümenapps eine Bündelung aller Anwohner zukommen lassen", ist sich Hölzle sicher. Er ist begeistert von der Eigeninitiative der Schlicher — denn die hätte er sich auch von Bürgermeister Harald Zillikens gewünscht. "Es ist schade, dass der Bürgermeister und die Gemeindevertreter nicht genug Einfluss auf die ,Deutsche Glasfaser' ausgeübt hat", so der Vorsitzende, "ich hätte mehr Engagement erwartet." Und auch die Rümenapps sind enttäuscht vom Bürgermeister. "Wir haben acht Monate auf eine Antwort vom Bürgermeister gewartet", beschwert sich Rolf Rümenapp, "wir hätten erwartet, dass die Gemeinde sich kümmert." Deshalb soll sich ab sofort jeder Betroffene mit Name und Adresse unter

glasfaser.flickenteppich@hotmail.com

melden. Sowohl diejenigen, die als "weißer Fleck" gelten, als auch die, die immer noch nicht angeschlossen wurden. "Wir warten zwei bis drei Wochen ab und gehen mit der Liste dann zum Amt für Entwicklungs- und Landschaftsplanung", so die beiden. Auf Anfrage der Redaktion gibt Nicole Holländer, stellvertretend für die "Deutsche Glasfaser" an: ",Deutsche Glasfaser' baut in eigenwirtschaftlicher Finanzierung Glasfasernetze in ländlichen Regionen aus. Wir bedienen uns keinerlei Fördermittel, sondern finanzieren unsere Netze komplett selber. Dies bringt mit sich, dass wir vor einem potenziellen Ausbau eines Gebietes genau feststellen müssen, wie das Gebiet wirtschaftlich ausgebaut werden kann und wir definieren sogenannte Ausbaugebiete. [...] Bereits mit Beginn unserer Kommunikation und Vermarktung des Konzeptes war deutlich, dass die genannten Höfe nicht mit in unseren Ausbaugebieten integriert sind. Die Strecken, um diese Höfe zu erreichen waren zu lang und demnach konnten wir das Angebot lediglich den Kernorten unterbreiten. Es ist richtig, dass die Höfe sich bei uns gemeldet haben. Wie vorab mitgeteilt und auch der Kommune bekannt, suchen wir gerne Möglichkeiten und Lösungen auch Außengebiete anzuschließen. In diesen Fällen wären für die Höfe Eigenanteile angefallen, da die Finanzierung dieser Objekte nicht in unseren Business-Case haben fallen können. Auch das Dorf Dürselen hat sich bei uns gemeldet. Für den Ausbau dieses Ortes gilt das gleiche. Wir haben nie eine Nachfragebündelung durchgeführt. Die Bewohner sind auf uns zugekommen. Für die Erschließung des Ortes hätten wir 1.250 Meter extra Tiefbau leisten müssen, was in etwa 63.000 Euro in Anspruch genommen hätte. Dies liegt leider oberhalb unseres Budgets für diese Projekte. Wir haben viele Gespräche mit den Bewohnern geführt und der letzte Stand war, dass die Dürselener selber graben wollten. Hierzu haben wir mit letztem Stand keine Rückmeldung erhalten. Gerne greifen wir das Thema bei Interesse wieder auf. Wir bedauern natürlich, dass wir nicht leisten können, wirklich jeden Hof erschließen zu können. In der Gemeindehaben wir weit über elf Orte mit Glasfaser versorgen können und als ,Deutsche Glasfaser' acht Millionen Euro investiert."

Alina Gries

(Kurier-Verlag)
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