Nachfrage nach der Kurzzeitpflege steigt Seniorenheime reagieren auf Entwicklung

Jüchen · "Wir haben sehr viele Anfragen für die Kurzzeitpflege, aber auch eine hohe Nachfrage der vollstationären Plätze", erzählt John Esser, Leiter des Seniorenheims "Haus Maria Frieden", "das liegt an der Veränderung des Klientel durch die neu festgelegten Pflegegrade, aber auch daran, dass die ambulante Pflege finanziell besser aufgestellt ist." Und auch beim Seniorenpark "carpe diem", ist die Situation ähnlich.

 John Esser, Leiter des „Haus Maria Frieden“ und Susanne Sickmann die neue Leiterin des „carpe diem“.

John Esser, Leiter des „Haus Maria Frieden“ und Susanne Sickmann die neue Leiterin des „carpe diem“.

Foto: Fotos: -agr./ carpe diem

Mit der Pflegebedarfsplanung des Rhein-Kreis, soll auf die künftige Entwicklung reagiert werden. Jüchen ist mit beiden Seniorenheimen aber sehr gut aufgestellt.

"Wir haben jetzt schon viele Anfragen für Weihnachten, aber auch für den Sommerurlaub im nächsten Jahr", berichtet Esser, "das ist problematisch." Denn durch die bessere Finanzierung der ambulanten Pflege, gehe der Trend weitestgehend zur Kurzzeit- beziehungsweise Tagespflege über. "Ich kann das absolut nachvollziehen, ich möchte auch so lange wie möglich zu Hause bleiben", meint der Heimleiter weiter. Das sei auf Dauer aber kritisch. "Es gibt nur zehn solitäre Pflegeplätze im gesamten Rhein-Kreis, das liegt vor allem daran, dass es für ein Seniorenheim ein wirtschaftliches Risiko ist", erklärt er. Im "Haus Maria Frieden" gebe es von den insgesamt 105 Plätzen, acht sogenannte "eingestreute" Kurzzeitpflegeplätze. "Dabei wird über einen Versorgungsvertrag genau festgelegt, ob diese Plätze nicht doch an die Dauerpflege abgegeben werden können", kommentiert er weiter.

Einer sei fest für die Kurzzeitpflege eingeplant. Im "carpe diem" sind es von möglichen 86 vollstationären Plätzen, ebenfalls acht eingestreute Kurzzeitpflegeplätze. "Der Trend geht weitergehend dahin, länger zu Hause zu bleiben", stimmt auch Susanne Sickmann, neue Leiterin des Seniorenparks, zu (mehr dazu in der nächsten Ausgabe). Der Seniorenpark "carpe diem" habe aber den Vorteil von 44 betreuten Wohneinheiten sowie 15 Plätze der Tagespflege. Besonders in diesen Bereichen sei die Nachfrage sehr groß. Zusätzlich wird noch ein ambulanter Pflegedienst angeboten. Danach kann sich die Art der Pflege individuell zusammengestellt werden. Im Hinblick auf die Entwicklung in den nächsten Jahren, vor allem mit Rücksicht auf den Babyboom-Jahrgang der 1960er, müsse der Rhein-Kreis sich vorbereiten. "Wir prüfen derzeit, ob es Sinn macht, einen zweiten solitären Platz dauerhaft anzubieten", verrät Esser, "außerdem überlegen wir uns ein Konzept, wie wir den Beruf attraktiver gestalten können."

Denn auch Sickmann merke, die Anfragen auf Ausbildungsstellen im Bereich der Pflege, sind rückläufig. Das liege ihrer Meinung nach aber weniger an der Umstellung von Pflegestufen in Pflegegrade. "Ich glaube das hängt eng damit zusammen, dass der Beruf mit der Familie schwer zu koordinieren ist." Essers Meinung zufolge, habe die Umstellung das Berufsbild schon verändert: "Viele Senioren, die damals die Pflegestufe vier oder fünf gehabt haben, befinden sich jetzt im Pflegegrad zwei bis drei. Das Ganze hat sich weiter nach unten verlagert." Dazu zähle auch, die Zunahme demenzkranker Menschen. "Auch hier überlegen wir, wie wir uns stärker positionieren können. Ebenso wie in der Tagespflege und betreutem Wohnen." Hier sehe er auch die Möglichkeit, das Seniorenheim gegebenenfalls zu erweitern. Vielleicht werde bis dahin aber auch ein neues gebaut.

(Kurier-Verlag)
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