Landtagswahl Sieg von Lienenkämper sei kein Geheimnis gewesen

Als erstes habe ich am Montag die Einladung für die Fraktionssitzung vorbereitet, auf die gerade die neuen Kollegen sehnsüchtig gewartet haben. Danach war dann eine Sitzung der Abgeordneten aus unserem Bezirksverband Niederrhein.

Und Zwischendurch: viel Telefonieren, Büroarbeit und Presseanfragen beantworten", grinst Lutz Lienenkämper. Denn mit einem Wahlergebnis von 47,08 im Wahlkreis 46 Rhein-Kreis III Prozent (44,66 Prozent in Jüchen) zieht er erneut für Kaarst, Meerbusch, Korschenbroich und Jüchen in den Landtag ein.

"Dass Lienenkämper bestätigt wird war kein Geheimnis", sagt Bürgermeister Harald Zillikens, "ich bin eher von der Deutlichkeit der Stimmen überrascht." So hoffe Zillikens, dass die Thematiken Wirtschaft, Verkehr und Bildung durch Lienenkämper in Düsseldorf intensiver adressiert werden. "Wir müssen den richtigen Partner finden, um eine bessere Politik für mehr Aufstiegschancen, bessere Bildung, wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplätze sowie innere Sicherheit zu machen. Dabei wird dann sicher auch schnell der Strukturwandel im Rheinischen Revier auf der Tagesordnung stehen", so Lienenkämper. Unmittelbar vor der Wahl macht er noch Gebrauch von der Schützentradition in der Gemeinde. "Vor der Wahl war ich bei der Kirchparade beim Schützenfest im Garzweiler und bin meinen Abgeordnetenpflichten nachgegangen. Als am Abend klar wurde, dass wir beide Wahlziele erreicht haben, rot-grün abgelöst ist und wir stärkste Partei werden, war die Freude groß", sagt er zufrieden, "den Abend habe ich Düsseldorf im Landtag und in unserer Landesgeschäftsstelle verbracht. Nachdem der Wahlausgang klar wurde, haben wir noch ein bisschen mit Kollegen und den zahlreichen Wahlhelfern gefeiert." Trotzdem habe er mit so einem deutlichen Ergebnis nicht gerechnet: "Für mich ist das Ergebnis jetzt Ansporn, den Wählerauftrag umzusetzen und daran mitzuwirken, dass in Nordrhein-Westfalen eine bessere Politik gemacht wird." Grund zum Jubeln hatte, neben der CDU, aber auch die FDP. "Es ist ein absolut geiles Gefühl. Mit einem Ergebnis in der Form habe ich nicht gerechnet", freut sich FDP-Landtagskandidat Simon Kell. Mit einem Endergebnis von 12,74 Prozent im Wahlkreis III (14,98 Prozent in Jüchen) war dies eines der größten Geburtstagsgeschenke des nun 25-Jährigen. "Mit den Erststimmen bin ich auf Platz drei in ganz Nordrhein-Westfalen gelandet. Nur Bonn und Düsseldorf sind noch vor mir", strahlt er, "und, dass ich Zweitstimmen-König bin ist das ,i-Tüpfelchen' auf der ganzen Freude." Nun hoffe der Hochneukirchener, dass das Ergebnis im Landesvorstand aufgenommen werde und er gegebenenfalls Glückwünsche von Christian Lindner erhalte. Jetzt werde er sich aber erst einmal seinem Privatleben widmen und politisch eine kleine Pause einlegen. Die SPD hingegen hatte eher wenige Gründe zum Jubeln. "Die SPD hat eine krachende Niederlage einstecken müssen. Dies war zu Beginn des Wahlkampfes noch überhaupt nicht abzusehen. Die Jüchener Wahlkämpfer sind enttäuscht, haben Sie doch in den letzten Wochen unsere Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und unsere Kandidatin Nicole Niederdellmann-Siemes tatkräftig unterstützt", erzählt SPD-Fraktionsvorsitzender Holger Witting, "in Jüchen selber war aber die Niederlage von vornherein abzusehen, da hier traditionell konservativ gewählt wird." Mit einem Wahlergebnis von 24,62 Prozent im Wahlkreis III (26,23 Prozent in Jüchen) erreichten die Sozialdemokraten gerade einmal die Hälfte von der CDU. "Die rot-grüne Landesregierung ist von den Bürgerinnen und Bürgern abgewählt worden. Das trifft uns tief und ist eine bittere Niederlage für die SPD Nordrhein-Westfalen. Offenbar ist es uns leider nicht gelungen, mit unserer präventiven Politik die Menschen in unserem Land zu überzeugen. Ich bin der Ansicht, dass wir mit diesem Ergebnis in den nächsten fünf Jahren unsere Rolle als stärkste Oppositionspartei in Nordrhein-Westfalen wahrnehmen sollten", meint SPD-Landtagskandidatin Nicole Niederdellmann-Siemes, "deshalb bin ich froh, dass der Landesvorstand gestern entschieden hat, nicht für eine große Koalition bereit zu stehen." Auch die Grünen erreichten unter Landtagskandidat Oliver Keymis nur 6,59 Prozent im Wahlkreis III (3,70 Prozent in Jüchen). Die Linken hingegen erfassten sogar nur 2,64 Prozent (2,81 Prozent in Jüchen). Grund zur Sorge bereite den Politikern allerdings das Ergebnis von 4,51 Prozent für die AfD im gesamten Wahlkreis (5,91 Prozent in Jüchen). "Das Wahlergebnis kommt nicht überraschend", meint Bürgermeister Zillikens, "das sind vor allem Protestwähler, die unzufrieden sind — keine Rechtspopulisten. Da gilt es für alle Politiker daran zu arbeiten und sie zurückzugewinnen." Der Meinung ist auch Sebastian Heckhausen, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes in Jüchen. "Das Ergebnis ist besorgniserregend. Es liegt nun an uns vermehrt den Kontakt zu diesen Wählern zu suchen", so Heckhausen. Jetzt schaue er aber erst einmal gespannt nach Düsseldorf.

Alina Gries

(Kurier-Verlag)
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