Zur „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“: Jüchener helfen in Kambodscha

Jüchen · Gestern wurde in Berlin die „14. Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ mit großem Bahnhof gestartet. am 13.09.2018 findet Bis zum 23. September läuft die größte bundesweite Freiwilligenoffensive.

 Die Glindemanns gründeten die „Kinderhilfe Kambodscha“ und bewiesen so, dass man auch als „einfacher Bürger“ etwas dafür tun kann, die Lebensbedingungen der Menschen auf dieser Welt zu verbessern. Und die Hilfe soll weitergehen.

Die Glindemanns gründeten die „Kinderhilfe Kambodscha“ und bewiesen so, dass man auch als „einfacher Bürger“ etwas dafür tun kann, die Lebensbedingungen der Menschen auf dieser Welt zu verbessern. Und die Hilfe soll weitergehen.

Foto: Fotos: privat

Die durch das „Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement“ initiierte Aktionswoche unter dem Motto „Engagement macht stark“ würdigt damit die Arbeit von rund 31 Millionen freiwillig Engagierten in der Republik. Mit der Offensive soll eine „Kultur der Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements“ geschaffen werden und noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit für das bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt entstehen. Der Erft-Kurier wird von heute an Formen bürgerschaftlichen Engagements aus unserer Region vorstellen.

 Kindern Hoffnung geben: Die Glindemanns können von vielen menschlichen Erfolgen berichten.

Kindern Hoffnung geben: Die Glindemanns können von vielen menschlichen Erfolgen berichten.

„Wir können mit unserer Hilfe zwar nicht großartig etwas verändern, aber wir können im Kleinen helfen“, strahlt Jennifer Glindemann. Seit zehn Jahren unterstützt die Jüchenerin gemeinsam mit Ehemann Hannes den Verein „Kinderhilfe in Kambodscha“ und konnten schon Großes leisten.

„Angefangen haben wir mit einem Bretterverschlag am Randgebiet von Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas“, erinnern sich die beiden, „mittlerweile haben wir drei Schulen aufbauen können. Zwei davon sogar als solide Backsteinhäuser.“

Denn Bildung ist das Hauptmanko im Land. So wurde zu früheren Zeiten die Bildungsschicht Kambodschas unter der Diktatur der Roten Khmer komplett ausgerottet. „Darunter leidet das Land“, weiß Hannes Glindemann. Viel an Bildung ist nicht mehr vorhanden.

Durch einen Studienfreund sind die Glindemanns auf die Situation in Kambodscha aufmerksam geworden. „Er hat ein ,Sabbatical-Year‘ dort gemacht und ist einfach an dem Land hängen geblieben, hat die erste Schule in einem Randgebiet von der Hauptstadt mit aufgebaut. Als freiwillige Helfer ohne einen Verein sind Geldspenden aber eher schwierig. Dadurch haben wir den Verein ,Kinderhilfe in Kambodscha‘ gegründet und haben mit unserem Studienfreund einen Mann direkt vor Ort“, erklärt Jennifer Glindemann.

Zwei der drei Schulen liegen außerhalb der Hauptstadt Phnom Penh. „Die Volunteers vor Ort lehren hauptsächlich Englisch und Französisch, weil Kambodscha früher einmal französisches Kolonial-Gebiet gewesen ist“, erklärt sie weiter, „zusätzlich gibt es noch Computer- und auch Nähkurse.“ Dabei besuchen vor allem mittellose Kinder, für deren Bildung die Eltern nicht aufkommen können oder auch Waisen-Kinder die Schulen des Vereins. „Dabei sind wir aber vor allem ein Zusatzangebot zusätzlich zu den normalen Schulen“, stellt Glindemann klar. Und das mit Erfolg. „Wir kennen die Gesichter jedes einzelnen Kindes und es ist ein tolles Gefühl zu sehen, wie sie sich entwickeln.“

Ein Mädchen besucht beispielsweise mittlerweile die Universität in Kambodscha, ein anderer Junge macht eine Ausbildung in einer Kfz-Werkstatt.

Trotzdem sind die beiden schockiert über die Entwicklung des Landes und der immer weiter auseinander driftenden Schere zwischen Arm und Reich. „Da, wo vor zehn Jahren noch Slums mühevoll am Rande der Hauptstadt aufgebaut wurden, stehen jetzt riesige Hotelkomplexe“, schütteln beide den Kopf, „die Menschen wurden einfach vertrieben.“ Und Hannes Glindemann ergänzt: „Eine der Schulen liegt über eine Stunde von Phnom Penh entfernt. Dort gab es nicht einmal Strom. Den haben wir über Generatoren aufbauen können. Und auch Toiletten gibt es in dem Ort keine. Der einzige Ort dafür ist an der Schule. Wenn beispielsweise Unwetter ist, kommen alle Bewohner in das Backsteinhaus der Schule, weil sie in ihren eigenen Häusern nicht sicher sind.“

Beide beobachten traurig die Entwicklung des Landes und wollen ihre Projekte vor Ort einfach weiter vorantreiben. „Wir planen nicht weitere Schulen zu bauen, sondern die drei Schulen und zwei Kindergärten weiter zu entwickeln und den Standard zu halten.“ Ebenso planen die Glindemanns mit den Volunteers vor Ort ein Trinkwasser-Projekt auf die Beine zu stellen. „Wir sind aber weiterhin auf Spenden angewiesen“, so Jennifer Glindemann.

Und die sind in den vergangenen Jahren wegen anderer notdürftiger Projekte wie der Flüchtlingskrise deutlich zurückgegangen. „In unserem besten Jahr konnten wir 25.000 bis 30.000 Euro in die Projekte in Kambodscha investieren. Jetzt sind es zwischen 15.000 und 18.000 Euro pro Jahr“, so die Jüchenerin offen.

Dabei hoffe sie auch in Jüchen als lokaler Partner angesehen zu werden.

„Der Tennisverein in Jüchen veranstaltet traditionell für unseren Verein ein Benefiz-Turnier und ich halte auch Vorträge in den Grundschulen über Kambodscha, würde das aber gerne auch in den weiterführenden Schulen anbieten“, erzählt sie.

So können weitere Informationen sowie eine Spendenüberweisung der Internetseite

www.

kinderhilfe-in-kambodscha.

org/

entnommen werden.

Alina Gries

(Kurier-Verlag)
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