Wohlfühlen im „Speckgürtel“: Klare Forderungen ans Lan

Eckum/Bedburg · Bedburg und Rommerskirchen sind Nachbargemeinden – mit ähnlichen Aufgaben und Problemen. Doch zwischen ihnen verläuft eine harte Grenze: Sie gehören unterschiedlichen Kreisen, ja Regierungsbezirken an.

So kommt es, dass es bis dato „keine etablierte Form der Zusammenarbeit“ gibt. Dabei fühlen sich beide Kommunen im so genannten „Kölner Speckgürtel“ recht wohl.

Diese „Trennlinie“ ist nicht im Sinne der Bürger, sind sich die beiden Bürgermeister Martin Mertens (Rommerskirchen) und Sascha Solbach (Bedburg) einig. Für die Menschen ginge es nicht um imaginäre Verwaltungsgrenzen, sondern vielmehr um gute Verkehrsanbindungen, um sichere Arbeitsplätze und um gute Einkaufs- und Freizeitangebote.

In diesem Sinne will man nun zu einer engeren Zusammenarbeit finden – nicht zuletzt mit Blick auf den in der Diskussion stehenden neuen Landesentwicklungsplan. „Wir sind beides Kommunen am Rand und haben Angst, dass man über uns hinweg plant“, bringt es Solbach jetzt im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz auf den Punkt.

Deshalb soll zwischen den Gemeinden ein gemeinsamer Arbeitskreis eingerichtet werden, die beiden Planungsämter wollen sich zu einem Workshop treffen. Themen sollen die Verkehrslenkung, neue Gewerbegebiete und die Gestaltung der Erholungs- und Grünflächen sein.

Das alles soll in einen Forderungskatalog einfließen, der im Frühjahr vor Ort den beiden Regierungspräsidentinnen vorgestellt werden soll. „Die Grenzen, die auf dem Papier stehen, haben mit der Realität nichts zu tun“, so das Credo der beiden Bürgermeister.

Da sei es viel bedeutsamer, dass sowohl Rommerskirchen als auch Bedburg im so genannten „Kölner Speckgürtel“ liegen und davon nicht schlecht profitieren würden.

Gerade die vor ein paar Jahren neu ausgestaltete B59 mache die Gillbach-Gemeinde interessant für Unternehmer, die in Köln kein passendes (oder kein bezahlbares) Grundstück finden würden. Ein Beispiel ist der „Steland Apparatebau“, der mittlerweile ein Standbein im Gewerbegebiet hinter der Aral-Tankstelle gefunden hat.

Die haben übrigens wegen der guten S-Bahn-Anbindung nach Köln für ihre Mitarbeiter Dienstfahrräder für die Strecke vom Bahnhof zum Betriebsgelände (inklusive Boxen) angeschafft.

In Sachen S-Bahn-Anbindung tut sich auch was in Bedburg: Dort hofft man, 2019, 2020 die S-Bahn nach Köln in Betrieb nehmen zu können.

Und danach träumen beide Bürgermeister, die sich übrigens noch aus ihrer Zeit als Mitarbeiter im Landtag kennen, von der Realisierung der S-Bahn im weiteren Verlauf nach Düsseldorf.

Und genau hier wollen Mertens und Solbach auch ihre „alten“ Kontakte in den Landtag zum Einsatz bringen. Auf die Unterstützung des Landtagsabgeordneten Rainer Thiel (SPD) können sie dabei bekanntermaßen eh bauen.

Nicht minder wichtig ist den beiden, dass ihren Kommunen in der neuen Landesentwicklungsplanung zusätzliche Gewerbeflächen zugesprochen werden. „Mir gehen die Flächen aus“, seufzt denn auch Solbach.

Gillbach-Kollege Mertens schaut seinerseits zunächst einmal auf das interkommunale Gewerbegebiet mit Grevenbroich („Da geht es jetzt voran; die Stadt Grevenbroich ist endlich mit der Kirche einig geworden.“).

Er überlegt ganz konkret: „In dem Bereich hinter diesem Gewerbegebiet sollte ein weiteres in Zusammenarbeit mit der Stadt Bedburg möglich sein“.

Das wird aber sicherlich kein leichter Kampf, weil die Landesregierung eine weitere Versiegelung der Flächen verhindern und deshalb mit einem Ja zu neuen Gewerbegebieten zurückhaltend umgehen will, wissen sie. In Konkurrenz sehen sie sich dabei nicht: „Wichtig ist nicht, wer mehr oder weniger profitiert. Wichtig ist, dass alle profitieren“, zitieren sie einen anderen Bürgermeister aus dem „Speckgürtel“.

Und in diesem laden sie zum Beispiel auch die Stadt Grevenbroich zum Mitmachen ein. Es seien zwar noch keine Entscheidungen gefallen, aber in diesem Jahr habe es immerhin zweimal ein „Signal“ gegeben, das auf das Ende des Braunkohle-Tagebaus deute. Und für die „Zeit danach“ müssten jetzt Konzept erarbeitet und gegenüber Bezirks- und Landesregierung argumentativ eingebracht werden.

Bleibt abzuwarten, ob die Grevenbroicher Politik dieses Angebot

annimmt und auf den Zug aufspringt. In Sachen S-Bahn sieht man die Dinge im Grevenbroicher Rathaus ja auch anders.

(Kurier-Verlag)
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