Kreidemarkierungen führten auf die Spur der Übeltäter aus Viersen

Grevenbroich · Es sei unglaublich, "wie verantwortungslos, egoistisch, kriminell und dumm Menschen in unserer Gesellschaft mit Müll umgehen", ärgert sich Yvonne Wilczynski gegenüber dem Erft-Kurier. Sie hat beim Hundespaziergang mal wieder eine "wilde Kippe" entdeckt.

 Ein Altreifen-Berg, der einfach auf einem Feldweg abgeladen wurde. Kein Einzelfall, wie Stadtsprecher Renner zu berichten weiß ...

Ein Altreifen-Berg, der einfach auf einem Feldweg abgeladen wurde. Kein Einzelfall, wie Stadtsprecher Renner zu berichten weiß ...

Nur die Spitze des Eisberges, ergibt eine Nachfrage im Rathaus. Es wird immer einfach in der Natur entsorgt. Und das, obwohl empfindliche Strafen drohen.

"Am Dienstag war ich mit meiner Hündin sehr früh morgens spazieren und entdeckte dabei diese Unmengen an Reifen, die wohl am Abend oder in der Nacht dort entsorgt wurden. Sie wurden auf einen Weg in der Nähe der L 375 zwischen Neurath und Frimmersdorf, oberhalb des Kohleförderbandes des RWE, abgelegt", schildert Yvonne Wilczynski.

Nichts Neues: Bereits Ende des vergangenen Jahres musste das Ordnungsamt an die 100 Autoreifen auf der Frimmersorfer Höhe entsorgen. Diesmal kam aber so etwas wie hämische Freude auf: Auf einigen der Reifen fanden sich mit Kreide geschriebene Autokennzeichen, überwiegend aus dem Viersener Raum. "Es gibt mehrere konkrete Hinweise auf den Verursacher. Die weitere Verfolgung hat der Rhein-Kreis übernommen", berichtet Stadtsprecher Stephan Renner.

Am Ende kann ein Bußgeld nach dem "Bußgeldkatalog Umwelt" des Landes erhoben werden; bis zu 5.000 Euro sind je nach Abfallart und Menge möglich. Dabei muss Renner erschreckende Zahlen nennen: In den vergangenen drei Jahren stiegen die dem Ordnungsamt bekannt gewordenen Fälle um knapp 30 Prozent an. Im vergangenen Jahr waren es genau 283 wilde Kippe, um die sich das Ordnungsamt kümmern musste.

Natürlich sind mit diesen Fällen auch Kosten verbunden: Immerhin muss der wilde Müll aufgenommen und ordnungsgemäß entsorgt werden. "Bis September geschah Beseitigung durch einen Entsorger, danach durch die stadteigene SBG. Die Beseitigung erfolgt in den meisten Fällen am Tag nach der Meldung", gibt Renner weiter bekannt. Die Kosten hierfür beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 50.000 Euro.

Die Palette des gesammelten Mülls reicht dabei von Kleinabfällen (Hausmüll, Sperrmüll, Elektroschrott — oder Teile eines alten Schrankes wie kürzlich am Rand der L 116 am Grevenbroicher Ortseingang) bis zu großen Ablagerung (ganze Wohnzimmereinrichtungen, Bauschutt, Bodenaushub, Altreifen).

"Ich frage mich: Was läuft mit euch Leuten hier falsch? Sich die Mühe zu machen, den Müll in Transporter aufzuladen, in die Natur zu fahren und diesen mitten im Nirgendwo abzuladen, anstatt einfach nur mal Sperrmüll anzumelden und diesen vor die eigene Haustür abzustellen? Oder um die Ecke auf eine Müllkippe zu fahren und zehn Euro auszugeben? Oder Schadstoffsammlungen, die nichts kosten, aufzusuchen?

Ich habe hier und in der Umgebung schon viel gesehen, habe aber mittlerweile den Eindruck dass es immer schlimmer wird", ärgert sich Yvonne Wil-czynski zu Recht. Und sie verspricht: "Ich werde weiterhin auf jeden Lieferwagen achten, der mir auf den Feldwegen entgegen kommt."

Ein guter und beispielhafter Vorsatz, den sich alle zu eigen machen sollten. Denn nicht immer sind die Übeltäter so "pfiffig", dass sie (wie in diesem Fall) die Verursacheradresse gleich mitliefern ...

gpm.

(Kurier-Verlag)
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