Die Top-Kurier Ortsvorstellung: Das sind jetzt unsere STADT-Teile Bedburdyck: Der Ort, der früher einmal ein eigenes Rathaus hatte

Bedburdyck · Während es heutzutage eher ruhig um die Ortschaft Bedburdyck geworden ist, war es damals ein Ort, der mit einem eigenen Rathaus über die Grenzen hinweg äußerst bekannt gewesen ist. Von einem ursprünglichen Straßendorf mit wenigen Höfen ist Bedburdyck zu einem eigenen Stadtteil herangewachsen und beherbergt mittlerweile etwa 1.888 Einwohner.

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Foto: Alina Gries

"Bei einem Brand Anfang der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist das ehemalige Rathaus abgebrannt", weiß Franz-Hubert Ohmen, Jubiläumsschützenkönigs 2018 (König) und erster Geschäftsführer des Bürgerschützenvereins Bedburdyck Stessen zu berichten, "1954 wurde es neu gebaut. Damals bestand es noch aus Backsteinen. Noch bis Ende 1974 ist Bedburdyck eine eigene Gemeinde gewesen, ehe sie in die Gemeinde Jüchen eingegliedert wurde." Fünf Kommunalverwaltungen wurden dabei zu einer einzigen zusammengeschlossen. Jetzt befindet sich in dem ehemaligen Rathaus noch ein Teil der Sparkasse.

 Franz-Hubert Ohmen und Richard Sachse präsentieren stolz eine Gedenktafel des Bürgerschützenvereins zum 150-jährigen Jubiläum.

Franz-Hubert Ohmen und Richard Sachse präsentieren stolz eine Gedenktafel des Bürgerschützenvereins zum 150-jährigen Jubiläum.

Foto: Fotos: Alina Gries/ pixabay.com

Die Peter-Stahs-Straße heißt im örtlichen Volksmund "Am Jeteneng"

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Foto: Alina Gries

Viele neu erfundene Straßen, die individuell auf Bedburdyck abgestimmt sind, bestimmen die Ortschaft. "Die Peter-Stahs-Straße zum Beispiel nach Pfarrer Peter Stahs benannt, der von 1915 bis 1925 hier als Pastor tätig war", erklärt Richard Sachse. Ebenso wie die Walter-Schönheit-Straße. Die Lingenstraße erinnert an einen sehr bekannten Lehrer der ehemaligen Volksschule.

"Das Besondere an der Peter-Stahs-Straße ist aber, dass sie im örtlichen Volksmund als ,Am Ziegenende' (Am Jeteneng) bezeichnete wurde und von den alten Bedburdyckern auch heute noch genannt wird!", so Sachse weiter. Eine ziegenhafte Kuh mit einem versehenen Segensspruch im Balken des Fachwerkhauses könnte auf die Herkunft der Namensgebung hinweisen. Kritzeleien an Wohnhäusern sind in Bedburdyck keine Seltenheit. Auch der ehemalige Bürgermeister Paul Körschgen ließ das Baujahr und den Bauträger in das Mauerwerk des ehemaligen Schulhauses, das direkt neben der Karl-Justen-Halle steht (übrigens benannt nach dem ehemaligen (Schützenpräsidenten und) Gemeindedirektor und langjährigen Schützenpräsident), einmeißeln.

"Das war früher unsere Volksschule", berichtet Ohmen, "hier bin ich noch zur Schule gegangenen. 1968 wurde ich entlassen, 1984 wurde die Schule zur Bürgerhalle umfunktioniert."

Der Hubert-Granderath-Platz war ein Geschenk

Fast wehmütig stampft Ohmen dabei die Stufen hinauf in das ehemalige Schulgebäude. Hier steht nämlich etwas ganz Besonderes: Eine alte Statue.

Die Darstellung des keulenbewehrten Hercules Saxanus, die Dechant Giersberg 1870 auf der Unterseite einer Stufe der zur Pfarrkirche führenden Treppe entdeckt hatte. Franz-Hubert Ohmen ist in Bedburdyck geboren und aufgewachsen.

Vieles behält er von damals in Erinnerung: "Mein Elternhaus war direkt gegenüber vom Rederhof, nach dem die Neubausiedlung auch benannt wurde. Es gab die Gärtnerei Grätz, mehrere Gaststätten. In der Gaststätte ,Huhnstock' wurde beispielsweise früher das Schützenfest gefeiert. Das wanderte dann hin und her, quer durch die Ortschaft. Erst ein Geschenk von Hubert Granderath an den Verein machte den heutigen Festplatz zum Stammplatz.

"Er war der Sohn des Gründers einer Fahrkarten-Druckerei in Düsseldorf und Eigentümer der riesigen Wiese. Durch den Bezug zu einigen Bürgern, schenkte er 1977 den Platz dem Schützenverein." Heute ist der Festzeltplatz auch besser bekannt als Hubert-Granderath-Platz und ist mit einem Schild versehen. Mittelpunkt des Stadtteils wird aber wohl immer die "St. Martinus"-Kirche bleiben. "Die Kirche war und ist schon immer der Dorfmittelpunkt gewesen", überlegt Richard Sachse.

Fürst kam mit der Kutsche

Um 1300 ist sie erstmals urkundlich erwähnt (damals schon als Kapelle errichtet) und diente über all die Jahrhunderte auch Damm, Aldenhoven, Wallrath, Rath, Neuenhoven, Schlich und Stessen stets als Anlaufpunkt und Pfarrkirche.

Das Martinuspatrozinium lässt aber darauf schließen, dass die Kirche viel älter ist. Und diese trägt eine unglaubliche Historie mit sich.

"Wenn man die Stufen zur Kirche hochgeht, erblickt man direkt links eine Türe", erzählt Richard Sachse. Die Fürstentüre über der zwei Wappen thronen. Die Grafen von Dyck besaßen von alters her das Patronat über die Pfarrkirche. "Der Fürst ist zu besonderen Gottesdiensten mit der Kutsche vorgefahren und hatte direkt am Altar eine eigene Bank", mutmaßt Sachse. Geschichtlich interessant wird es auch am Fuße des Friedhofs: Eine Kriegergedächtniskapelle für die Gefallenen des 1. Und 2. Weltkrieges mit einem römischen Sarkophag.

(Kurier-Verlag)
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