Landrats familiäre Wander-Tour quer durch die Alpen „Du wunderst dich schon, wie viele da unterwegs sind“

Grevenbroich · "Die wollen da ne Mauer bauen. Die haben sie doch nicht alle." Landrat Hans-Jürgen Petrauschke kann sich ereifern, wenn er das Foto von seinem "Grenzübergang" von Österreich nach Italien zeigt. Der fand mitten in den Alpen, in schwindelnder Höhe, quasi mitten auf einem Geröllfeld statt.

 Wenn man durch die Alpen wandert, stellen sich die erhabenen, die bewegenden Momente, geprägt von der Ehrfurcht vor der Schöpfung, von ganz alleine ein. Diese Aufnahme gelang Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Wenn man durch die Alpen wandert, stellen sich die erhabenen, die bewegenden Momente, geprägt von der Ehrfurcht vor der Schöpfung, von ganz alleine ein. Diese Aufnahme gelang Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Da ein Mauer als Abwehr von Migranten und Schleuserbanden — vollkommen unrealistisch, schüttelt er den Kopf.

 Sonne, Schnee, Wolkenwand — Hans-Jürgen Petrauschke „kann“ nur in kurzer Hose wandern. „Lange Hose engen mich irgendwie zu sehr ein.“

Sonne, Schnee, Wolkenwand — Hans-Jürgen Petrauschke „kann“ nur in kurzer Hose wandern. „Lange Hose engen mich irgendwie zu sehr ein.“

Foto: Fotos: privat/-gpm.

Das was aber auch der einzige "politische Ausbruch" von Hans-Jürgen Petrauschke, der heuer einen ganz besonderen Sommerurlaub verbrachte: Zu Fuß durch die Alpen. Von Laggrein bis Belluno. Rund 300 Kilometer bergauf und bergab. Mindestens 700 Höhenmeter jeden Tag. Bei Wind und Wetter. Übernachtung in Almhütten unterschiedlichster Ausstattung: Mal im Doppelzimmer, meistens aber im Mehrbett-Wanderer-Zimmer. Einmal gab es für jeden vor dem Schlafengehen eine Wärmflasche — Heizung gab es nicht, die Fenster waren undicht und ansonsten wäre es nachts viel zu kalt gewesen.

Hans-Jürgen Petrauschke machte diese dreiwöchige Wanderung zusammen mit seiner Familie. Seine Gattin war eh die Ideengeberin ("Vielleicht der letzt große gemeinsame Familienurlaub"). Mit dabei auch Sohn Benedikt (19) und Tochter Antonia (17).

Dass so ein Marsch auf der Strecke "München — Venedig: Vom Marienplatz zum Markusplatz" nicht nur Vergnügen ist, merkten die Petrauschkes recht bald: Am ersten Tag ging es bei 30° Celsius den Berg rauf in Richtung Gipfelkreuz. Am zweiten Tag ging es dann im strömenden Regen weiter. Und am dritten Tag stapften die vier dann durch Schnee (der zumindest in dieser Region zu dieser Jahreszeit eigentlich nicht üblich ist).

 Hans-Jürgen Petrauschke mit dem gesamten Karten-Material für seine Familien-Tour durch die Alpen. Hauptunterlage aber war der nebenstehende Wanderführer speziell für die Route München — Venedig. „Der einzige Rote, dem ich vertraue“, scherzt der Landrat auf seine bekannt humorvolle Art.

Hans-Jürgen Petrauschke mit dem gesamten Karten-Material für seine Familien-Tour durch die Alpen. Hauptunterlage aber war der nebenstehende Wanderführer speziell für die Route München — Venedig. „Der einzige Rote, dem ich vertraue“, scherzt der Landrat auf seine bekannt humorvolle Art.

Nun war dieses Trip nicht die erste Alpenwanderung des Landrats, der bekanntermaßen die Alpen liebt und deshalb schon des Öfteren Mehrtagestouren gemacht hat. Gleich drei Wochen und dann in diesen Dimensionen, das war dann doch eine Herausforderung.

 Der Aufstieg ist geschafft. Der Ausblick begeistert. Der Stolz stellt sich ein.

Der Aufstieg ist geschafft. Der Ausblick begeistert. Der Stolz stellt sich ein.

Wie war die Vorbereitung? "Zu schlecht", lacht Petrauschke. Und hatte er Schiss? Zumindest am Anfang habe man sich schon gefragt, wie man diese drei Wochen überstehen solle; mit jedem Tag sei es dann leichter, sei man dann selbstbewusster geworden.

"Es gibt zwei wichtige Voraussetzungen: Das Wetter muss stimmen. Und du darfst dich nicht verletzen", so Petrauschke im Gespräch mit dem Erft-Kurier.

Dank High-Tech-Socken (die scheuern zwischen den beiden Lagen und nicht am Fuß) blieb eine kleine Blutblase am linken Fuß die einzige Beschädigung. Und — auch das gesteht der Landrat offen ein — habe man sich dadurch Marscherleichterung verschafft, in dem man zwischendurch zweimal Päckchen mit Schmutzwäsche an die Heimatadresse schickte.

Trotzdem wisse man abends, was man geleistet hat. "Dann trinkst du noch was. Isst noch was. Und dann biste aber fertig", griemelt der Landrat, der sich davon begeistert zeigt, wie viele Wanderer auf dieser Strecke unterwegs waren, die man — zumeist in den Hütten — auch immer getroffen hat. Allerdings sei da dann abends von "Gaudi" nicht mehr viel die Rede gewesen: "Nach dem Abendessen geht man in Hütte, morgens um 6 wird gefrühstückt", so Petrauschke. Immerhin wolle man ja in den Tag hinein wandern.

Und unterwegs finde man jede Menge Erbauung (tolle Landschaften, bewegende Gespräche mit Mitwanderern) und Erfrischung: "Wenn sich die Gelegenheit bot, sind wir schon in den eiskalten Seen baden gegangen (siehe Foto Titelseite).

-gpm.

(Kurier-Verlag)
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