Interview mit dem Bürgermeister Das Warten auf Container. Und auf Flüchtlinge.

Grevenbroich · Heike Steinhäuser aus dem Grevenbroicher Rathaus nennt Zahlen: Aktuell sind in Grevenbroich 16 afghanische Flüchtlinge (darunter elf Kinder) im Rahmen der Rettungsaktion für die dortigen ehemaligen Ortskräfte untergebracht. Und sie geht davon aus, dass es zu weiteren Zuweisungen kommt.

 Bürgermeister Klaus Krützen: Bittere Wahrheiten verkünden bringt keinen Applaus ein.

Bürgermeister Klaus Krützen: Bittere Wahrheiten verkünden bringt keinen Applaus ein.

Foto: Stadt Grevenbroich

Das Problem: Die afghanischen Ortskräfte dürfen nicht in den Unterkünften einquartiert werden, die für ukrainische Flüchtlinge vorgesehen werden.

Deshalb ist das Rathaus unter Führung von Bürgermeister Klaus Krützen auf der Suche nach Standorten, wo neue Flüchtlingsheime geschaffen werden können. Er geht dabei von einem dauerhaften Gesamtbedarf von 1.000 bis 1.200 Plätzen aus („Nach der Ukraine wird dann irgendwo der nächste geopolitische Krieg ausbrechen“).

Die Unterbringung soll möglichst dezentral in Einheiten von 50 bis 70 Flüchtlingen erfolgen. Ansonsten wäre die sozialarbeiterische Betreuung nicht zu gewährleisten, macht Klaus Krützen im Jour-Fix mit der Redaktion des Erft-Kurier deutlich.

Derzeit würden mögliche Flächen eruiert. Allerdings zieht der Rathaus-Chef auch klare Grenzen. „Die Kosten dürfen uns nicht um die Ohren fliegen. Das gehört auch zum Thema; das darf man verknüpfen“, so Krützen wörtlich.

So wäre eine Erweiterung der Container-Siedlung an der Gillbachstraße „sehr teuer“ geworden, die Forderungen wären „unseriös“ gewesen. Deshalb habe er dieses Projekt auch abgelehnt.

Dass die Unterbringung von Flüchtlingen angesichts der unzureichenden Kostenerstattung vom Bund ein „Zuschussgeschäft für die Stadt“ sei, damit „könne man leben“. Aber dennoch müsse auch hier letztendlich auf den Euro geschaut werden.

Und Krützen dankt den Grevenbroichern, die 300 Flüchtlinge aus der Ukraine privat untergebracht hätten, was die Stadt als solche natürlich entlaste.

Dennoch müssten Plätze zunächst einmal für Container-Siedlungen gefunden werden. Dabei betrage die Lieferzeit für diese Wohnmodule derzeit ein halbes bis zu einem Jahr. Und in dieser Zeit seien dann auch das Planungsrecht und die notwendigen Anschlüsse vor Ort hergestellt. Welche Orte das seien, müsse die Politik entscheiden. Und er fügt an: „Die gesamte Politik auf allen Ebenen hat aber kein Interesse daran, den Leuten zu sagen: Wir muten euch jetzt mal was Unpopuläres zu.“

Die Ursache sieht er in den so genannten „sozialen Medien“, in denen Politiker sich dermaßen eine blutige Nase holen würden, wenn sie mal was Unbequemes sagen würden. Und das gelte für Bundes-Wirtschaftsminister Robert Habeck wie für jeden Kommunalpolitiker. Einschließlich Bürgermeister Klaus Krützen.

(Gerhard P. Müller)
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