Warum die Bassins hier und da nicht zu vergleichen sind Triathleten mit stählernen Muskeln brauchen kein Chlor

Grevenbroich · Ein überdimensionales Planschbecken mitten auf dem Marktplatz — warum geht das in Mönchengladbach? Und warum geht das in Grevenbroich nicht? Im Netz und in den "Sozialen Medien" geht es in dieser Frage hoch her.

  Das Schwimmbecken auf dem Marktplatz wird es so schnell nicht geben. Der Grund: Die Projekte in Grevenbroich und Mönchengladbach lassen sich nicht vergleichen.

Das Schwimmbecken auf dem Marktplatz wird es so schnell nicht geben. Der Grund: Die Projekte in Grevenbroich und Mönchengladbach lassen sich nicht vergleichen.

Foto: Fotos: ETMG,Archiv

Ein Erklärungsversuch.

 Bad-Planer 1: Andreas Henke

Bad-Planer 1: Andreas Henke

Am vergangenen Wochenende schickte die Sparkasse in Mönchengladbach 500 Sportler auf einen speziellen Triathlon. Das Schwimmen wurde in einem Becken absolviert, das mitten auf dem Rheydter Marktplatz aufgebaut wurde. "Genehmigungsauflagen hatten wir nur von der Statik her", so Andreas Henke, Projektleiter der durchführenden "MGMG".

 Bad-Planer 2: Marc Pesch.

Bad-Planer 2: Marc Pesch.

Das mit der Statik war wichtig, weil unter dem Marktplatz eine Tiefgarage liegt. Für das Bassin wurde eine vom TÜV geprüfte Hochwasserschutzwand errichtet, die innen mit Folie ausgekleidet wurde. "Das ist absolut sicher", so Henke.

 Dr. Michael Dörr

Dr. Michael Dörr

Vom Gesundheitsamt kamen keine Auflagen. Noch nicht einmal Chlor mussten die Mönchengladbacher den 500.000 Litern beifügen. "Deshalb konnten wir am Ende das Wasser auch in den Regenwasserkanal lassen", erläutert Andreas Henke.

 Ralf Müller

Ralf Müller

Warum das in Grevenbroich so anders läuft, kann sich der Mönchengladbacher auch nicht erklären. Das kann Marc Pesch, der die "Playa Grevenbroich" zusammen mit der Stadt auf die Beine stellt (wir berichteten), auch nicht. Die Gespräche mit dem Kreis-Gesundheitsamt habe die Stadt geführt.

"Die von uns geplante Bechlorungsanlage hat dem Kreis nicht ausgereicht. Selbst das hätte man noch in den Griff bekommen können, wenn der Kreis nicht auf Einhaltung der DIN-Norm 19643 bestanden hätte", seufzt Pesch. Die gelte auch für jedes festgebaute Schwimmbad, demnächst also für das Schloss-Bad. "Das hätte 12.000 Euro extra gekostet", spricht Marc Pesch ein offenes Wort.

"Wir wissen, dass nach der Nutzung bei nicht ausreichender Wasseraufbereitung mitunter Hauterkrankungen, Bindehauterzündungen und Durchfallerkrankungen auftreten. Wir müssen uns an die Vorgaben halten", wird Amtsarzt Dr. Michael Dörr, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes, im Netz zitiert.

Für Ralf Müller, rechte Hand des derzeit in Berlin weilenden Bürgermeisters, sind mit dieser Entscheidung Fakten geschaffen, der (Ver)Handlungsspielraum der Stadt sei damit zu Ende: "Wenn die zuständige Behörde eine Entscheidung getroffen hat, dann ist das so. Wir müssen die Spielregeln einhalten. Das erwarten wir ja auch von anderen, wenn wir als Stadt eine Entscheidung gefällt haben." Seiner Interpretation nach liegen die Unterschiede im Detail: In Mönchengladbach wurden 500.000 Liter für 500 durchtrainierte Triathleten eingelassen, hier in Grevenbroich waren 100.000 Liter für "Jedermann-Schwimmen" geplant. Und das für drei Tage!

Gerade wenn Kinder und Jugendliche im Wasser toben würden, könnte man nicht sicher sein, dass immer alle "Schließmuskeln" unter Kontrolle gehalten würden. Daher müsse eben gechlort, intensiv gechlort werden ...

Zudem machten auch 1.000 Liter pro Schwimmer einen Unterschied zu 200 Liter pro Schwimmer (bei rund 50 Badegästen pro Stunde in Grevenbroich). Da ist der Verteilungsquotient natürlich deutlich geringer.

Man sieht: Die beiden Bassins hier und da lassen sich nur schwer vergleichen. Schade und schlecht für Grevenbroich.

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)
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