InDa von Retem — ein echtes Gesamt-Kunstwerk Der lange Weg zum Pferdehuf

Jüchen · Es sollte ein großes Kunstwerk aus Eierkartons werden. Aus denen erschuf InDa schon so manches, nicht nur filigrane, kleine Vögelchen. 130 Eierkartons wurden vom Wahl-Jüchener Künstler dafür zerpflückt.

InDa von Retem — ein echtes Gesamt-Kunstwerk: Der lange Weg zum Pferdehuf
Foto: InDa

"Unter den ganzen Eierkartons war — aus welchen Gründen auch immer — ein holländischer", erinnert er sich. Auf dem stand "10 verse eieren", "10 frische Eier" also.

Da machte es bei InDa klick … und er schrieb "10 Verse" passend zu seinem Kunstwerk. "Es ist ein Gedicht in der Art der ,zehn kleinen Negerlein‘", plaudert InDa in seinem Atelier direkt an der Bahnlinie. Und diese kleine Geschichte beschreibt sehr trefflich, wie "Kunst", wie "seine Kunst" entsteht: "Es ist da drin", sagt er und klopft sich auf die Brust, "wenn ich nur einen Kaffee trinke, dann brodelt es. So entstehen meine Ideen, die dann auch raus wollen."

InDa, den Künstler, gibt es seit 1983. Er stammt aus Düsseldorf, wohnt in Heinsberg. Auf halber Strecke, in Jüchen, suchte er vor zehn Jahren ein Atelier. Um seinen richtigen Namen macht er ein Geheimnis. Inda, das sei sein "kosmischer Name" und er klärt diese Schöpfung so: "Die Kunst ist IN mir, sie durchfließt mich. Dadurch, dass ich schöpferisch tätig werde, ist sie DA." Der "kosmische Name" ist also zugleich ein Statement, dass seine Kunst im Grunde genommen nicht "geschaffen", sondern eigentlich nur "kanalisiert", neu formatiert wird. Was wiederum schön zu der Tatsache passt, dass InDa vielfach mit Fundstücken arbeitet. Sie recycelt. Sie in neue Zusammenhänge stellt. Mit ihrer neuen Form zu tiefer liegenden Erkenntnissen kommt.

Und der Wahl-Jüchener verrät an dieser Stelle ein eigentlich gut gehütetes Geheimnis: "In diesem Jahr will ich meinen Kunst-Namen um einen Nachnamen verlängern." Dabei greift er tief in die Entstehungstradition von Nachnamen ein: Mal handelt es sich dabei um Berufe (wie Müller, Meier oder Schmied). Mal handelt es sich um den Verweis auf den Vater (wie Anderson). Mal handelt es sich um den Herkunftsort.

InDa jedenfalls ist in Ratheim ("am Ende der Autobahn") geboren wurden. Und das aus purem Zufall: "Meine Mutter besuchte gerade ihre Schwiegereltern und da wollte ich raus …", lacht er. Ratheim aber hieß in grauer Vorzeit Retem. Und so wird sich der Künstler demnächst als "InDa von Retem" nennen. Wieder ein schöner Zufall, ist dieser Nachname sogleich das Spiegelwort zu "Meter". Und InDas Ansatz war es schon immer die Maße und die Einheiten der Dinge zu sprengen, um sie zu neuer Größe zu formen …

Das Jahr 2017 beschreibt InDa als "Schicksalsjahr". Familiäre Probleme (der Tod der Schwester und Sorgen um die Mutter — "ein ewiges Drama") engten sein handwerkliches Schaffen ein. Dafür griff er das auf, was bei den eingangs beschriebenen "10 Versen" begann: Er schrieb Gedichte, Aphorismen, Kalendersprüche. "… und es kommt auch mal ein Sprichwort dabei raus." Kurze und längere, inhaltlich ganz unterschiedliche Wort-Gebilde (manchmal passend zu seinen plastischen Arbeiten) hat er gesammelt. Vielleicht will er sie mal als Sammelband herausgeben. "Das geht heute ja ganz leicht. Dank der modernen Technik sind ja auch nur wenige Exemplare möglich", weiß InDa. Nichts mehr im Vergleich zu den vielen tausend Mark teuren Ausstellungskatalogen des vergangenen Jahrhunderts.

Eines seiner frühen Werke bezieht sich auf den "Stuhl, auf dem ich nicht sitzen möchte". Immerhin ist dieser Stuhl mit 3.000 Reißzwecken bestückt, die alle mit der Spitze nach außen geklebt sind. "Da floss auch mal ein Tropfen Blut …", sagt er.

Im Juni wird es eine Ausstellung von ihm in "Reiters Scheune" in Evinghoven geben. "… und zu jeder Arbeit das passende Gedicht", verspricht er. Im Mittelpunkt der Arbeiten wird dann sein Werk "Der Hund" stehen. Bis dahin soll er in unterschiedlichen Varianten und Größen nachgearbeitet werden.

Zudem wird ein Kunstwerk zu sehen sein, dass eine ganz eigene Geschichte hat: "Der Weg". Es sei eine kleine Arbeit, die vor vielen Jahren in seiner Anfangszeit entstanden sei. Immer wieder hat er es dann in dieser Zeit zur Hand genommen, hier und da nachgearbeitet. Variiert. Verändert. "Das Kunstwerk ist im Laufe der Jahre gewachsen. Alle paar Jahre habe ich daran gearbeitet. Am Ende ist ein Pferdehuf daraus geworden. Ich habe mir gedacht: Der passt zu ,Reiters Scheune‘ hervorragend."

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