Das Top-Kurier Türchen zum 9. Dezember Reporterin im Knast

Grevenbroich/Jüchen · Betritt man das Polizeigebäude in der Gemeinde, so findet man außer einzelnen Büroräumen nichts vor. Denn die Straftäter oder Delinquenten werden nicht in Jüchen eingesperrt, sondern in Grevenbroich.

Reporterin im Knast
Foto: Alina Gries

"Es gibt drei Zellen", erklärt Bernhard Wöltgen, Leiter der Polizeiwache Grevenbroich, "davon ist eine der Einzelzellen eine sogenannte ,Nasszelle‘." Das bedeutet, dass die Zelle mit einem WC ausgestattet ist und mit einem Schlauch einfach ausgespritzt werden kann. So würde in dieser Zelle beispielsweise ein Schwerstbetrunkener, der sich eingenässt oder erbrochen hat, seinen Rausch ausschlafen, insofern zuvor ein Arzt seine "Gewahrsamsfähigkeit" festgestellt hat.

Reporterin im Knast
Foto: Alina Gries

Ganz so drastisch wie in den Gefängniszellen Amerikas sieht es hier allerdings nicht aus. Die Türen sind verschlossen ohne, dass die Insassen herausgucken oder sich unterhalten können. Das Fenster in der Zelle ist mit kleinen Milchfenstern ausgestattet, sodass auch hier ein "Rausschauen" nicht möglich ist. Die Zelle ist weiß gefliest. An der Seite befindet sich ein Holzbrett, das wiederrum auf einem flachen Stein liegt. Das Bett in der Nasszelle ist beispielsweise tiefer als in den anderen beiden. Und sowohl in der Wand, als auch an der vorderen Seite des Bettes befinden sich Stahlringe, die zum Festketten benutzt werden, falls ein Insasse außergewöhnlich aggressiv gegenüber den Polizisten auftritt.

Reporterin im Knast
Foto: Alina Gries

Rechts neben den Zellen, am Ende des Ganges, befindet sich ein hoher Schrank, wird dieser geöffnet befinden sich dort Schuhe und Wolldecken. "Jeder Insasse bekommt zwei Wolldecken", erklärt Wöltgen. Ein Kissen müssten sie sich daher aus einer der Decken bauen. "Wir sind schließlich kein Hotel", meint der Wachleiter. Dazu erhält jeder Insasse, im Rahmen der Möglichkeiten, eine Kaltmahlzeit bestehend aus belegtem Brot und Wasser. Würden einem Einbrecher, der in der Wohnung Fußabdrücke hinterlassen hat, zu Beweiszwecken die Schuhe abgenommen, so hätte die Polizei bei seiner Entlassung aus dem Gewahrsam Ersatz für ihn.

Ehe jedoch der Zellentrakt betreten wird, müssen mehrere Türen passiert werden. "Die Zugangstüre ist zweifach gesichert", erklärt Wöltgen. Und das obwohl Grevenbroich zu den ältesten durchgehend besetzten Wachen des Rhein-Kreises gehört. "Das Gebäude wurde Anfang der 80er errichtet", so der Wachleiter.

Die Schichten bei der Polizei unterteilen sich in drei Schichten für jeweils acht Stunden. "Wir fahren natürlich Streife, oder zu einem Unfall, aber auch zu Ermittlungen beziehungsweise Hilfestellungen bei Einbruch oder auch Streitigkeiten", erklärt Bernhard Wöltgen. Leider würde aber das Motto "Polizei sei Freund und Helfer" manchmal auch missbraucht werden. "Wir helfen gerne, handeln aber auch konsequent, wenn es um die Verfolgung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten geht.", so Wöltgen. Es müsse jedoch zwischen "in Gewahrsam nehmen" und jemanden aufgrund "strafprozessualer Voraussetzungen festnehmen" unterschieden werden. "Wir dürfen jemanden zum Beispiel zur Identitätsfeststellung nur bis zu maximal 12 Stunden festhalten", erklärt er, "über die Zulässigkeit und Fortdauer der Freiheitsentziehung muss zudem ein Richter entscheiden."

Da die Polizei ständig im Dienst ist, müssen einige Beamte an Heiligabend und den Weihnachtstagen auf ihre Familien verzichten. "An den Feiertagen fahren die Beamten meist zu Wohnungsbränden oder familiären Streitigkeiten", so Wöltgen, "beispielsweise auch wenn Weihnachten nicht zu Hause, sondern in einer Gaststätte verbracht wird."

In der Hoffnung, dass das Gewahrsam leer bleibt, wünscht die Polizei allen Bürgern und natürlich auch den diensthabenden Kollegen frohe aber vor allem auch friedliche Weihnachten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort