Hermann Gröhes „Berliner Notizen“ Jeder Zweite versteht seinen Arzt nicht ...!

Liebe Leserinnen, · liebe Leser,

 Konrad Adenauer und Charles de Gaulle bei der Unterzeichnung des „Élysée-Vertrages“ am 22. Januar 1963.

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle bei der Unterzeichnung des „Élysée-Vertrages“ am 22. Januar 1963.

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gute Politik lebt immer davon, Kräfte zu bündeln und gemeinsame Sache zu machen, um be-stehende Herausforderungen zu meistern. Das ist auch mit Blick auf das gesundheitliche Wissen vieler Menschen in unserem Land nötig.

Rund 54 Prozent, also mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung in Deutschland, verfügt nur über eine „eingeschränkte Gesundheitskompetenz“. Das heißt: Diese 54 Prozent haben Schwierigkeiten, gesundheitliche Informationen zu finden, zu bewerten und die richtigen Entscheidungen für eine gesunde Lebensweise oder zur Krankheitsbewältigung zu treffen.

Um das zu ändern, wurde die „Allianz für Gesundheitskompetenz“ ins Leben gerufen, deren Gründung im Bundes-Gesundheitsministerium in Berlin erfolgte. Wir brauchen dringend mehr Gesundheitsinformationen, die gut zu verstehen sind. Denn nur wer gut informiert ist, kann Gesundheitsgefahren vermeiden und im Krankheitsfall durch eigenes Verhalten zu einer erfolgreichen Behandlung beitragen.

Das Ziel der neuen „Allianz für Gesundheitskompetenz“ ist daher klar: Das Bundes-Gesundheitsministerium und insgesamt 14 Partner haben sich in einer gemeinsamen Erklärung dazu verpflichtet, in ihrem Zuständigkeitsbereich Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitswissens in der breiten Bevölkerung zu entwickeln und umzusetzen. Die Verbesserung der Gesundheitsbildung, gute Gesundheitsinformationen und Entscheidungshilfen (vor allem auch im Internet) sowie mehr Verständlichkeit im Arzt-Patienten-Gespräch und allen anderen Gesundheitsberufen sind wichtige Handlungsfelder der Allianz. Die Herausforderungen sind umfassend – und umso entschlossener packen wir sie an!

Vielfalt ist entsprechend die große Stärke des entstandenen Bündnisses. Das Bundes-Gesundheitsministerium ist – natürlich – ebenso an der Allianz beteiligt wie die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der einzelnen Bundesländer und zum Beispiel die Bundesärztekammer und die Bundeszahnärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft oder auch der „Pflegerat“ und die Verbraucherzentrale ...

Ja, erforderlich ist ein echter Kraftakt von Ärzten, Pflegekräften, Krankenhäusern und Krankenkassen, Apotheken, der Selbsthilfe- und Verbraucherorganisationen und der Behörden von Bund und Ländern. Einigkeit macht stark!

Und mit Blick auf das Gesundheitswissen soll sie so schnell wie möglich auch schlau (beziehungsweise schlauer als bisher) machen.

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass uns Dr. Eckhart von Hirschhausen, erfahrener Mediziner und bestens unterhaltsamer Comedian, bei der Gründung der Allianz unterstützt hat!

Ein großes Ziel: Gesundheitsinformationen sollen klar und zugleich immer einfach verfügbar sein. Oftmals ist es schwierig, im „Dschungel“ an verfügbaren Gesundheitsinformationen den Durchblick zu behalten. Das gilt auch und gerade online.

Das Bundes-Gesundheitsministerium hat deshalb das „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWiG) beauftragt, bis 2018 die Planungen für ein „Nationales Gesundheitsportal“ auszuarbeiten.

Das geplante Portal soll vertrauenswürdige, wissenschaftlich belegte und unabhängige Gesundheitsinformationen zusammenführen und bereitstellen. Und um das Arzt-Patienten-Gespräch zu verbessern, hat das Bundes-Gesundheitsministerium im Rahmen des „Nationalen Krebs“plans die Entwicklung eines Musterlehrplans „Kommunikation in der Medizin“ gefördert.

Dieser vermittelt Studierenden der Medizin über den gesamten Verlauf ihres Studiums Fähigkeiten, das Wissen rund um Krebserkrankungen und zu entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten verständlich zu erklären.

Ein vergleichbarer Musterlehrplan für den ebenso wichtigen Bereich der Pflege wird derzeit erarbeitet ...

Ja, der noch bestehende „Dschungel“ an gesundheitsbezogenen Informationen soll Schritt für Schritt immer besser gelichtet werden und zu durchschauen sein!

Abschließend eine kaum bekannte Tatsache: Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden drei bis fünf Prozent der Gesundheitsausgaben durch eine unzureichende Gesundheitskompetenz verursacht.

Allein für Deutschland bedeutet dies etwa neun bis 15 Milliarden Euro. Eine bessere Gesundheitskompetenz wird sich daher für jede und jeden Einzelnen, aber auch für unser Gemeinwesen im wahrsten Wortsinne auszahlen ...

Auf geht’s, das Ziel ist bekannt, der Weg liegt vor uns!

Es grüßt Sie herzlich aus Berlin

Ihr Hermann Gröhe MdB

Mitglied des Deutschen Bundestages

Bundesminister für Gesundheit

www.hermann-groehe.de

(Kurier-Verlag)
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