Tipps des Schulpsychologischen Dienstes Mit Kindern zuhause
Grevenbroich · Seit mehreren Wochen sind Kindergärten und Schulen geschlossen. Familien verbringen in diesen Wochen viel Zeit gemeinsam zu Hause. Die Corona-Pandemie und die Folgen sind für alle Familien eine große Herausforderung, weiß Jutta Bellen, Leiterin des Schulpsychologischen Dienstes des Rhein-Kreises Neuss.
Sie gibt Eltern Tipps, wie sie diese Zeit zusammen mit ihren Kindern meistern können.
Was können Eltern tun, um ihre Kinder gut durch diese Zeit zu begleiten?
Eltern sollten ihren Kindern die aktuelle Situation kindgerecht erläutern und ihnen gegenüber Sicherheit vermitteln und Ruhe ausstrahlen. Der gemeinsame Nenner aller Ratschläge ist „Struktur“. Damit ist gemeint: gemeinsame Gespräche mit allen Familienmitgliedern führen, sich den Tag oder die Woche einteilen, Regeln aufstellen, Vereinbarungen treffen, einen Plan erstellen und sich daran halten. In dieser Zeit können wir alle lernen, wie wichtig es für uns selbst und für das Leben in der Gemeinschaft ist, mehr Verständnis füreinander zu entwickeln und Rücksicht aufeinander zu nehmen.
Welche gemeinsamen Aktivitäten empfehlen Sie?
Wem für die gemeinsame Freizeitplanung die Ideen inzwischen ausgegangen sind, der kann sich an den vielen Vorschlägen in den Medien orientieren. Diese gemeinsam zu studieren ist schon eine gemeinsame Aktivität und Übungsmöglichkeit für Eltern mit kleinen Kindern: Vorlesen und Lesen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Eltern und Kinder neben gemeinsamen Aktivitäten auch Zeiten und Räume haben, in denen sie ihren eigenen Tätigkeiten nachgehen können.
Wie wichtig ist Bewegung?
Sehr wichtig: Bewegung ist gesund, vor allem jetzt zum Stressabbau. Vermitteln Sie dabei das Gefühl, etwas gemeinsam zu bewegen und zu schaffen. Dies bietet auch die Chance, nicht nur gemeinsam Freizeit zu verbringen, sondern auch das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden – zum Beispiel zusammen zu kochen, den Frühjahrsputz in Angriff zu nehmen oder das Kinderzimmer aufzuräumen.
Wie gehe ich mit Ängsten der Kinder um?
Angst ist zunächst einmal eine wichtige und normale Reaktion, denn sie signalisiert uns Gefahr. Wir sollen uns in Acht nehmen und uns schützen, indem wir die Gefahrenquelle vermeiden oder uns der Gefahrenquelle stellen und etwas dagegen tun. Angst kann natürlich auch lähmen und dazu führen, dass wir uns ausgeliefert fühlen. Umso wichtiger ist es, darüber offen zu sprechen – untereinander und mit den Kindern. Eltern sollten die Sorgen der Kinder ernst nehmen und nicht bagatellisieren. Der Austausch über Gefühle baut bereits einen Teil der Angst ab, und es kann überlegt werden, wie der Gefahr begegnet werden kann. Und damit sind wir wieder beim Einhalten von Regeln, die den Einzelnen und der Gemeinschaft nutzen und sie schützen.
Ist es wichtig, dass Kinder mit ihren Freunden über soziale Medien kommunizieren?
In dieser Zeit sind die Medien, die sozialen Netzwerke und digitalen Möglichkeiten noch mehr als zuvor in die Aufmerksamkeit gerückt. Sie ermöglichen unter den derzeitigen besonderen Bedingungen Kommunikation: Wir erledigen jetzt vieles auf digitalem Weg, was sonst bei der Arbeit, in der Schule, im Verein oder mit Freunden in direktem Kontakt stattgefunden hat.
Was empfehlen Sie für den Umgang mit Handy und Playstation?
Eltern sollten im Blick behalten, über welche Kanäle und wieviel ihre Kinder medial und sozial medial kommunizieren und sich damit beschäftigen – nicht nur untereinander. Gemeinsame Mediennutzung von Eltern und ihren Kindern ist denkbar, zur Kommunikation und Beschäftigung: Filme schauen und Spiele spielen, darüber mit den Kindern sprechen und Gemeinsamkeit herstellen.
Sollte es auch medienfreie Auszeiten geben?
Dass wir nun alle vermehrt zuhause bleiben müssen oder sollen, darf nicht dazu führen, dass wir alle „nur noch“ auf das Smartphone schauen, an der Playstation sitzen und einen Film nach dem anderen streamen. Für diese Aktivitäten ist es genauso sinnvoll wie für alle anderen Tätigkeiten, Zeitfenster einzuplanen, Regeln aufzustellen, Vereinbarungen zu treffen und diese auch einzuhalten – jetzt und auch nach Corona.