Schüler beißen bei Lehrern auf Granit: Vertretungsstunden online erfahren Hannah Wirtz und Moritz Vincenz Kampf für moderne Zeiten am Gymnasium

Jüchen · Sie werden zu Ratssitzungen und öffentlichen Veranstaltungen eingeladen. Sie sind kraft ihres Amtes in unterschiedlichen Gremien vertreten und zusätzlich der oberste Vertreter der gesamten Schülerschaft des Gymnasiums Jüchen.

Hannah Wirtz und Moritz Vincenz Kampf für moderne Zeiten am Gymnasium
Foto: Alina Gries

Die Rede ist von Hannah Wirtz und Moritz Vincenz. Die 17-Jährige ist die erste Schülersprecherin, Moritz Vincenz teilt sich mit zwei anderen Schülern die Vertretung.
"Es ist eine große Ehre Schülersprecher zu sein", sagt Hannah Wirtz. Bereits seit dem Übergang in die EF sind die beiden Stufensprecher — nächstes Jahr machen sie ihr Abitur.
"Wir sind dazu da, um die Meinungen und Wünsche der Schüler zu vertreten", erklärt Wirtz. Sie und ihre drei Vertreter haben in ihrem letzten Schuljahr noch einiges geplant. "Wir möchten das restliche Geld der Wotiwa (Anmerkung der Redaktion: Wohltätigkeitswanderung) vor drei Jahren gerne für Sitzmöglichkeiten auf dem Schulhof ausgeben", erzählt die Otzenratherin, "dann sind wir schon seit einem Jahr mit der Umsetzung eines Online-Vertretungsplans beschäftigt und möchten zudem noch den Vandalismus auf den Mädchentoiletten stoppen."
Diese würden seit geraumer Zeit absichtlich verstopft und die Mülleimer mutwillig zerstört werden. "Da müssen wir aber an die Schüler selbst appellieren", so Moritz Vincenz. Und auch der Online-Plan ist ein großer Wunsch seitens der Schülerschaft.

"Das Gymnasium Odenkirchen hat einen solchen Plan zum Beispiel schon", meint Wirtz, "damit kann viel besser geplant werden. So müssen die Schüler ihr Sportzeug beispielsweise gar nicht grundlos mitschleppen, wenn die Sportstunde eh ausfällt." Oder die Zeit totschlagen, wenn denn dann doch die erste Stunde ausfällt. "Es wird von uns aber viel Kraft abverlangt, diese Idee durchzusetzen und die Lehrer zu überzeugen", sagt Hannah Wirtz.

Die Idee hinsichtlich der neuen Anschaffung weiterer Sitzmöglichkeiten vom "Wotiwa"-Geld hingegen stößt auch bei Schulleiterin Monika Thouet auf Begeisterung.
"Wir haben einen großen Teil der Summe an die Organisation ,Mukoviszidose' gespendet. Von dem restlichen Geld möchten wir die aus Amerika zusammengesetzten Tische mit den Bänken anschaffen", erklärt Vincenz. Zudem haben sich die Schülersprecher als Ziel gesetzt bis zum Ende eine neue "Wotiwa" auf die Beine zu stellen.

"Neben den drei großen Projekten möchten wir die politische Bildung an der Schule durch Podiumsdiskussionen mehr etablieren", berichtet Moritz voller Begeisterung, "außerdem arbeiten wir auf eine ,Schule ohne Rassismus' hin und möchten die Kontakte zu Schulen im Ausland mehr ausbauen."

Doch neben der schulischen Zusammenarbeit sind Hannah Wirtz und Moritz Vincenz auch gute Freunde geworden. "Wir haben Mathe-Grundkurs zusammen, wo wir uns immer gegenseitig helfen und spielen beide in der Big Band", erzählt Hannah Wirtz. Während sie die Band um Jörg Enderle mit ihrem Gesang begleitet (mehr dazu bald im Magazin "Menschen in Jüchen"), spielt Vincenz Trompete. Und wenn der 17-Jährige nicht in der Schule ist, ist er zumeist auf dem Flugplatz in Wanlo anzutreffen. "Ich habe vor kurzem meine Ausbildung zum Privatpiloten erfolgreich abgeschlossen", freut er sich, "ich darf jetzt Segelflugzeug fliegen und möchte gerne bald noch Kleinmotorflugzeuge fliegen." Denn sein Ziel ist es, einmal Pilot zu werden. "Ansonsten mache ich ein duales Studium bei Airbus Industrie", benennt er Plan B.

Meistgelesen
Schon wieder!
Schon wieder!
Einbruch in ein Juweliergeschäft in Grevenbroich Schon wieder!
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort