Das Top-Kurier Türchen zum 13. Dezember Ulrich Clancett: „Ich bin eher der süße Typ“

Jüchen · "An dem Tag, als die Amis in der Gemeinde einmarschiert sind, wurden die Menschen aus den Häusern geholt und mussten sich auf dem Marktplatz versammeln", erzählt Ulrich Clancett, "eine Bombe schlug in das Sakristeidach ein und die Amis hinderten die Menschen mit Waffen daran dieses zu löschen.

Da wo der Priester sich auf den Gottesdienst vorbereitet...
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Sie mussten zusehen, wie ihre Sakristei in Flammen stand und komplett ausbrannte." Heute erinnert nur noch eine Stufe an die frühere Sakristei von 1898. Der Rest des Baus stammt aus den 60ern.

Für die Gläubigen ist die Sakristei ein geheimnisvoller Raum, aus dem die Messdiener und Priester plötzlich zu Beginn des Gottesdienstes auftauchen. Doch wie sieht so eine Sakristei eigentlich aus? Ist es eine Wohlfühl-Lounge, in der vorher Wein und Hostien verputzt werden? Wie ist die Einrichtung? Und vor allem, was verbirgt sich hinter all den verschlossenen Türen? Redakteurin Alina Gries hat die "heiligen Wände" einmal genauer unter die Lupe genommen und gemeinsam mit Ulrich Clancett jede Tür geöffnet.

Jeder Schrank ist beschriftet mit einem weißen Aufkleber, auf dem der Schrankinhalt steht: Bücher oder Werkzeug steht auf den Türen. Der Schrank steht zwischen der neuen Türe der Sakristei und der alten Türe. Geht man rechts vorbei, betritt man noch den alten Raum. "Das hier war früher die Sakristei. Oben war die Türe, durch die man direkt hinter dem Altar gelangt ist", sagt Clancett. Heute muss beim Betreten der Kirche ein großer Bogen vom Podest runter und wieder herauf gemacht werden. Jetzt ist die Türe versperrt mit einem Regal voller Putzsachen. "Das hier ist unsere Abstellkammer", stellt Clancett fest.

Es geht nur noch hinunter in den Keller, wo sich das Lager befindet. Kehrt man um, läuft man direkt auf einen weiteren Schrank zu. "Hier befindet sich unter anderem der Wein, den wir trinken." Und der ist nicht als Traubensaft getarnt, sondern jeder sucht sich seinen Lieblingswein aus. "Die einzige Voraussetzung ist, dass er naturrein ist", meint Clancett, "ich bin eher der süße Typ — ich trinke süßen Wein." Beschriftet ist der Wein mit einem Etikett: Messwein steht dort drauf.

Die Hostien liegen im Schrank daneben, verpackt in einer Plastiktüte. "Die werden im Kloster Kreitz an der Autobahn gebacken", berichtet Clancett. Unter dem Regal mit den Hostien befinden sich unterschiedliche Talare und Stolen. Direkt im Schrank daneben dann unterschiedliche Gewänder. "Das weiße oder goldene Gewand ist für den Festgottesdienst. Schwarz wird bei Beerdigungen und rot an Pfingsten getragen", so Clancett. An den Wänden unterhalb der Fenster befinden sich zwei Bilder: Das des Papstes und das des Bischofs vom Bistum Aachen.

Begibt man sich dann wieder Richtung "Ausgang" nimmt man einen Schrank wahr, der voller Knöpfe ist. "Das hier ist unsere Technik", sagt Clancett und klopft gegen die Türe, "hier befindet sich beispielsweise eine Funkuhr, sodass die Kirchenglocken automatisch läuten. Außerdem schaltet der Küster das Licht von hier und wir haben eine Verstärkeranlage. Die ist ziemlich heftig."

Begibt man sich in den schmalen Gang dahinter, befindet man sich im Raum der Messdiener. An der Wand hängen zahlreiche Lederbänder mit einem Muschelanhänger. "Die gibt es einzig nur hier in Jüchen", berichtet Clancett stolz, "die Muschel ist Jakobus geweiht."

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