"Ich wurde in das Kirmes-Geschäft hineingeboren"

Gustorf/Gindorf · Süße Zuckerwatte, die erste Trommel für den Nachwuchs-Schützen oder das Lebkuchenherz fürdie Liebste: In der Süßigkeiten-Bude der Familie Landen werden die Kirmesbesucher sicherlich fündig.

Mit Markus Landen steht bereits die dritte Generation auf den Kirmesplätzen der Region — und
der Nachwuchs steht auch schon in den Startlöchern und unterstützt das Familienunternehmen
tatkräftig.

Als Johann und Margarethe Landen aus Gustorf nach dem Krieg eine kleine Imbissbude kauften, legten sie den Grundstein für eine kleine Erfolgsgeschichte. Sie verkauften Rollmöpse, Koteletts,
Würstchen und weitere herzhafte Speisen. Die Imbissbude wurde damals noch mit Pferden gezogen.
"Das kann man sich ja heute gar nicht mehr vorstellen", lacht Markus Landen. Als Margarethe verstarb, war es für Johann kaum möglich, den Imbiss alleine zu führen und so entschied er sich auf
unterschiedlichen Wochenmärkten exotische Südfrüchte zu verkaufen. Statt mit Pferden wurde die Bude mit einem Dreirad transportiert. Als Sohn Anton den Führerschein hatte, wurde er ins kleine Unternehmen einbezogen und musste Vater "Ich wurde in das Kirmes-Geschäft hineingeboren”
und Bude fahren. "Das war anfangs überhaupt nicht meine Welt. Wie viel mir die Bude bedeutet hat, habe ich vermutlich erst gemerkt, als mein Vater dann gestorben ist", erinnert sich Anton Landen,
"als mein Vater auf dem Kirmesplatz verstarb, habe ich kurzerhand entschieden, dass ich es versuche und einfach mal teste, wie es ist, das Unternehmen zu führen."

Das erste Mal alleine stand Anton Anfang der 70er Jahre in Gustorf auf dem Kirmesplatz: "Danach gab es kein Zurück mehr. Ich hatte mehr Spaß, als ich vermutet hätte." Statt Früchten, entschied sich Landen, kandierte Früchte, Popcorn und Kokosnüsse anzubieten. "Dabei bin ich selbst gar nicht so für Süßigkeiten zu haben", gibt das Familienoberhaupt zu. Mit der Zeit kamen immer mehr Süßigkeiten sowie Spielzeug zum Angebot — so wie es auch Sohn Markus heute noch anbietet. "Ich wurde ehrlich gesagt in das Geschäft hinein geboren. Seit meinem 15. Lebensjahr unterstütze ich meinen Vater, genauso wie meine Kinder mich jetzt auch", erklärt Sohn Markus. Sowohl Anton als auch Markus Landen arbeiten hauptberuflich in einer festen Anstellung, Anton war Fahrer bei "Rheinbraun", Markus ist für "Hydro" tätig. "Wir sind also ,nur` Hobby-Schausteller — aber dafür mit Leib und Seele", erklären Vater und Sohn. Bei zehn Festen im Jahr stehen die beiden — mittlerweile ist Markus verantwortlich, wird aber immer noch von seinem Papa unterstützt — auf den Plätzen in Grevenbroich, Butzheim und Stommeln. Das bedeutet zehn Wochen Dauerstress, den die Landens gerne in Kauf nehmen: "Wir machen alles der Tradition zuliebe." Und auch Markus´ Söhne Philipp (14) und Tim (7) helfen schon gerne, wenn es auf die Kirmes geht. Dabei lernen sie, mit wie viel Leidenschaft Papa und Opa das Schausteller-Wesen leben: "Wenn mal zehn Cent fehlen, dann lasse ich das Kind bestimmt nicht traurig ohne die Trommel oder die Süßigkeit gehen! Stattdessen hängen wir die Trommel lieber noch persönlich um und schauen in die strahlenden Kinderaugen!"

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