Ungewöhnliche Symbiose: Moto-Cross und Amphibien Jede Menge Kröten tummlen sich in den sandigen Tümpeln

Gindorf · Motosport und Umweltschutz sind zwei Begriffe, die man im ersten Augenblick nicht unbedingt miteinander verbindet. Das jedoch beides hervorragend miteinander funktioniert, zeigt der MSC Grevenbroich auf seiner überregional bekannten und beliebten Moto-Cross-Strecke in Gindorf.

 Nicht nur die kleinen Tümpel, auch die Pfützen in den Fahrrillen brauchen die Kröten, die zum Teil auf der „Roten Liste“ stehen, zum Laichen.

Nicht nur die kleinen Tümpel, auch die Pfützen in den Fahrrillen brauchen die Kröten, die zum Teil auf der „Roten Liste“ stehen, zum Laichen.

Foto: Fotos (3): MSC

Nicht nur Moto-Crosssportler aus ganz Deutschland und dem Ausland fühlen sich auf dieser Anlage wohl, sondern auch Erdkröten, Wasserfrösche und vor allem die auf der „Roten Liste“ der bedrohten Tierarten stehenden Kreuz- und Wechselkröten steigern seit Jahren kontinuierlich ihre Population.

Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn vor vier Jahren installierte des MSC mit Claudia Ullrich eine Umweltbeauftragte, die sich mit allen Fragen des Umweltschutzes auf dem MSC-Gelände kontinuierlich beschäftigt.

In nun mehrjähriger enger Zusammenarbeit mit Norbert Wolf, Umweltschutzbeauftragter der Stadt Grevenbroich, der den MSC fachlich berät, trägt die Zusammenarbeit deutlich messbare Früchte.

Aber was gefällt den Amphibien an der Trainingsstrecke des MSC so besonders? Wie Wolf betont, „sind die seltenen Amphibienarten nicht trotz, sondern wegen des Moto-Cross-Betriebes im Gelände. Sie bevorzugen Lebensräume mit sandig-lehmigen Böden und verdichteten Fahrspuren, in denen sich Wasser für das frühjährliche Laichgeschäft sammeln kann. Darüber hinaus brauchen sie offenes, unverbuschtes und keinesfalls bewaldetes Gelände, wie es durch den laufenden Trainings- und Wettkampfbetrieb ständig wieder neu geschaffen wird. Das Engagement der Motorsportler in diesem Bereich ist sehr wichtig für den Artenschutz, handelt es sich doch um eines der letzten Vorkommen von Kreuz- und Wechselkröten im Gebiet der Stadt.“

Ein Erfolg, auf den der MSC sehr stolz ist. Die Umweltbeauftragte führt aus: „Im April jeden Jahres werden vakante Stellen von uns abgelaufen, um nach Laichschnüren Ausschau zu halten. Nicht nur in den natürlich vorkommenden Wasserstellen, sondern auch in den von uns mit einem Radlader angelegten Spuren und Profilabdrücken wurden wir fündig. Mit dem Einsetzen einer Hitzeperiode im Mai diesen Jahres drohte alles zu vertrocknen. Die kleinen Pfützen, indem der Laich abgelegt wurde, schrumpften rasant. Aber wir schnappten uns Kanister und Schubkarren und füllten mühsam die Laichstellen mit Wasser wieder auf. Mittlerweile haben wir Maßnahmen ergriffen. Bei einer Trockenperiode bewässern wir unsere Sommerstrecke, um Staubentwicklungen zu vermeiden und versorgen zusätzlich die gefährdeten Laichstellen über nachgerüstete Anschlüsse mit Wasser. So konnten wir viel Laich retten und mittlerweile wimmelt es nun von Kröten. Dadurch, dass die Kröten tagsüber in ihren Verstecken sind, bestehen auch keinerlei Probleme mit dem Trainingsbetrieb. Zudem haben wir bestimmte Bereiche definiert, wo nicht gefahren wird, und wir so den Amphibien ihren nötigen Entwicklungsraum geben.“ Sie würden gerne noch weiter in die Bewässerungsanlage investieren. Um das zu realisieren haben sie sich für den Umweltpreis beim Deutschen Motor-Sportbund beworben. Der Dachverband verleiht den Umweltpreis für fortschrittliches Denken abseits der Rennstrecke und vorbildliches nachhaltiges Handeln im Umweltschutz.“

(Kurier-Verlag)
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