Wenn das Leben einen überfordert: Soziallotsen helfen. Mit Rat und Tat.

Grevenbroich · „Wir wollen allen helfen. Natürlich können Flüchtlinge kommen, aber auch Oma Schmitz hat vielleicht Probleme.“ Kapellens Diakon André Kleinen macht deutlich, wie breit das Projekt der „Soziallotsen“ angelegt ist, das Kirche und Caritas jetzt gemeinsam auf den Weg gebracht haben.

 Cordula Bohle, Jürgen Weidemann und Diakon Andre Kleinen (von links).

Cordula Bohle, Jürgen Weidemann und Diakon Andre Kleinen (von links).

Foto: Foto: -gpm.

Und Diakon Kleinen macht auch deutlich, wie sehr er sich über die „neue“ Zusammenarbeit von Caritas und „Pastorale“ freut: „Die Kirche hat sich über Jahre hinweg sehr stark in die Liturgie zurückgezogen“, stellt er fest. In den Orts-Caritas-Gruppen sei es darum gegangen, Geld für irgendwelche Hilfsprojekte zu sammeln. „Jetzt geht es darum, dass sich Menschen für andere Menschen einsetzen“, so Kleinen.

„Lotsenpunkte“ gibt es in Kapellen (mittwochs von 10 bis 12 Uhr in der Altentagesstätte an der Friedrichstraße), im „Café Kultus“ in der Innenstadt sowie in Elsen (mittwochs von 11 bis 11.45 Uhr im Carl-Sonnenschein-Haus).

„Dort kann man sich treffen, sich unterhalten, sich helfen lassen“, fasst Koordinatorin Cordula Bohle das Konzept zusammen. In Kapellen sind es zum Beispiel rund 20 Personen, die regelmäßig kommen, und zu denen immer wieder andere (auch mal nur vorübergehend) hinzustoßen. „Erst einmal muss natürlich Vertrauen aufgebaut werden“, weiß Jürgen Weidemann, seines Zeichens Fachleiter bei der „Caritas“.

Wenn dies gelungen ist, können Hilfe und Unterstützung in alle Richtungen gehen: Mal geht es darum, einen Antrag auszufüllen, oder darum, jemanden bei einem Behördengang zu begleiten. Aber auch finanzielle Probleme können auftauchen.

Oft liegen die Dinge aber auch ganz anders: „Es kommen Witwen, die jemanden zum Reden brauchen. Oder Menschen, die nach einem längeren Klinikaufenthalt wieder eine Tagesstruktur brauchen“, schildert Cordula Bohle.

Und Diakon Andre Kleinen erzählt von der alten Dame, die seufzend gesagt hat: „Das ist der einzige Tag, an dem ich gerne aufstehe.“

Neben den offenen Runden an den „Lotsenpunkten“ besteht natürlich auch immer die Möglichkeit, sich zu einem Vier- oder Sechs-Augen-Gespräch zurückzuziehen. Und die Verschwiegenheitspflicht gilt natürlich für alle, die als „Soziallosten“ an diesem Projekt mittun.

Von diesen „Soziallotsen“ gibt es aktuell 17. Sie brauchen „gesunde Lebenserfahrung“, Interesse an Menschen, den Willen zum Helfen und vielleicht eine irgendwie passende Berufsausbildung für den Hintergrund. Auf Wunsch werden sie von der Caritas ausgebildet. Fortbildungen und der Austausch untereinander sind eh vorgesehen.

Natürlich werden hier auch immer wieder neue „Lotsen“ gesucht. „Der ehrenamtliche Helfer bestimmt heutzutage selber, was er wann machen will“, weiß Diakon Kleinen. Er lasse sich nicht mehr wie früher „komplett einbinden“ (vom kleinen Finger zur ganzen Hand ...).

Hier noch zwei wichtige Telefon-Nummern:

Wer Hilfe braucht, kann sich unter 0157/ 54 34 38 92 melden.

Wer als „Soziallotse“ mitmachen will, kann sich an Cordula Bohle unter 02181/81 99 36 wenden.

(Kurier-Verlag)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vorbild fürs Revier
Regionalrats-CDU auf Informationsfahrt im Lausitzer Seenland Vorbild fürs Revier
Aus dem Ressort