Mechanisches Wunderwerk gibt auf dem Turm von Schloss Dyck den Takt an

Schloss Dyck · Eher zärtlich ist der Glockenschlag zu jeder Viertelstunde, etwas mehr „rummst“ es, wenn die historische Turmuhr auf dem Uhrenturm von Schloss Dyck zur ganzen Stunde anschlägt. Das nun restaurierte mechanische Wunderwerk hat gleich in doppelten Sinne eine lange Geschichte hinter sich, mit Happy End.

Das letzte Mal schlug die Uhr aus dem Anfangstagen des 18. Jahrhunderts im Urzustand 1991. Ausgebaut wurde sie 2002. Die Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung der Sparkasse Neuss hatte Fördergelder für die Restauration bereit. „Wir haben daraufhin gespart“, sagt Volker Meierhöfer, Mitglied des Stiftungs-Vorstandes der Sparkasse. Zwei Uhrmacher wurden ausfindig gemacht, die die Restauration in Angriff nehmen sollten. Beide gingen pleite. „Zum Glück haben wir es geschafft, die Uhr aus der Insolvenzmasse herauszulösen“, ist Heinz Mölder, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung, froh, dass die Uhr letztendlich im Dezember 2013 bei der Turmuhrenfabrik Eduard Korfhage & Söhne aus Melle-Buer bei Osnabrück landete. Damit erfüllt sich auch ein Versprechen, das Marie-Christine, Altgräfin von Salm-Reifferscheidt-Krautheim-Dyck, die Gründerin der Stiftung Schloss Dyck, ihrer Mutter vor denen Tod 1991 gegeben hatte. Innigster Wunsch von Cäcilie Gräfin Wolff-Metternich war es, die Uhr zu erhalten. Die füllt jetzt die einst kahle Stelle im Uhrenturm des frisch renovierten Stallhofs. Die Turmuhrenfabrik Korfhage musste die zum Teil nicht mehr vorhandene Peripherie der Turmuhr wie Antriebsgestänge und Zeiger neu herstellen und schließlich alles wieder vor Ort montieren. Die besondere Herausforderung: Wurden die Antriebsgewichte bisher von Hand aufgezogen, so sollte dies in Zukunft per automatischem Aufzug erfolgen. „Betroffen waren insgesamt drei Antriebswalzen, eine für den Zeigerantrieb, eine für den Viertel- und eine für den Stundenschlag. Zusätzlich musste für die Installation es immerhin 1,30 Meter langen, zwei Meter hohen und 90 cm tiefen Uhrwerks an seinem neuen Platz für die Gewichtszüge und Antriebsdurchgänge eine neue Durchführungsmöglichkeit als Verbindung zu den beiden Zeigerpaaren und den Turmglocken geschaffen werden“, erklärt Eduard Korfhage. „Ganz automatisch wissen jetzt alle, was die Stunde geschlagen hat“, verrät Architekt Bernd Simon, der die Projektgruppe leitet, „eine winzige Laufzeitdifferenz muss noch von Hand durch einen Schlossmitarbeiter justiert werden.“

Der besonderer Dank von Jens Spanjer, dem Geschäftsführer der Stiftung Schloss Dyck, gilt der Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung der Sparkasse Neuss, ohne deren Förderung für den Stallhof die neue „Zeitrechnung“ (Kosten 50.000 Euro), die auch bei Führung Besuchern vorgestellt werden soll, nicht möglich gewesen wäre. Tatsächlich ist auf Schloss Dyck nur noch wenig von dem historischen Inventar vorhanden. Bibliothek und Waffensammlung sind einst bei Christies und Sothebys versteigert worden. Einige Bücher konnten wieder in Kreisbesitz untergebracht werden und stehen jetzt im Kreisarchiv in Zons. Tilmann Lonnes, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung, kündigt schon jetzt für 2015 eine Ausstellung an.

(Kurier-Verlag)
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