„Krützen tritt viel zu wenig auf die Bremse.“ Sagt Landrat Petrauschke.

Grevenbroich · „Ich mache mir große Sorgen um die finanzielle Entwicklung der Stadt Grevenbroich in der weiteren Zukunft.“ Landrat Hans-Jürgen Petrauschke sagt das nicht etwa aus politischer Rage heraus, sondern im Brustton tiefster Überzeugung, verbunden mit einem sorgenvollen Seufzer.

 Landrat vs. Bürgermeister. Wird am Ende der Grevenbroicher Steuerzahler von diesem Disput profitieren können?

Landrat vs. Bürgermeister. Wird am Ende der Grevenbroicher Steuerzahler von diesem Disput profitieren können?

„Man muss doch täglich auf die Bremse treten“, führt er fort, wolle man ein Ausufern der Kosten verhindern. Und das bezieht er vor allem auf die Personalkosten, die in der Schloss-Stadt noch kein Bürgermeister in den Griff bekommen hat.

Geht man nach dem bereits vor Jahren beschlossenem Konsolidisierungskonzept müssten im Grevenbroicher Rathaus rund 70 Stellen abgebaut werden. Und das bis 2025.

Erst vor kurzem hatte Bürgermeister Klaus Krützen gegenüber dem Erft-Kurier, dass so ein Stellenabbau gar nicht so einfach sei (betriebsbedingte Kündigungen seien in der Kommunalverwaltung kaum möglich) und dass er auf jeden Fall auch mit einer Angebotsbeschneidung (zum Beispiel längere Wartezeiten für die Antrag stellenden Bürger) einhergehen müsse.

Landrat Petrauschke schüttelt da mit dem Kopf und macht die Gegenrechnung auf: In den Jahren 1996 bis 2016, in denen er in der Kreis-Verwaltung für den Personalbereich zuständig gewesen sei, wären rund 80 Stellen (gleich acht Prozent) eingespart worden.

Das Chemische Untersuchungsamt habe man in interkommunaler Zusammenarbeit nach Mönchengladbach gegeben; auch bei den Rettungswachen habe man Kooperationen gefunden. Derzeit werde überlegt, die Adoptionsstelle quasi aufzugeben und an die Stadt Neuss zu geben, die ebenfalls eine solche unterhält.

Und auch durch die Digitalisierung könnten Stellen gestrichen werden. Als Beispiel nennt er das Kastasteramt. Auf der anderen Seite habe man zusätzliche Aufgaben von den Städten und Gemeinden übernommen, was die wiederum entlasten würde.

Die Verantwortlichen im Grevenbroicher Rathaus schauten aber gar nicht, „was man wo noch loswerden könnte“, ereifert sich Petrauschke.

Vor der Übertragung des Grevenbroicher Ausländeramtes auf den Kreis habe es „einen Aufstand“ gegeben, inzwischen aber sei alles ruhig und alle seien zufrieden. Die gleiche Aufregung gibt es es jetzt wieder einmal rund um das Rechnungsprüfungsamt.

Hier hatten sich die CDU-Fraktion während der Haushaltsberatungen und FDP-Politiker Tim Tressel am Mittwoch im Erft-Kurier stark gemacht für einen Übertragung an den Kreis. Als dann Landrat Petrauschke die Bereitschaft des Kreises zur Übernahme noch mal schriftlich mitgeteilt hat, zeigte man sich im Rathaus der Schloss-Stadt eher pikiert und ging auf Distanz.

Und der Landrat macht eine einfache Rechnung auf: Jeder Angestellte in der Verwaltung kostet auf seine Lebens-Arbeitszeit gerechnet rund 2,5 Millionen Euro. Stelleneinsparungen schlagen demnach also wirklich zu Buche, so Petrauschke gegenüber der Redaktion des Erft-Kurier.

In der Ratssitzung in der kommenden Woche soll nicht nur der Haushalt für 2017 beschlossen werden. Auch das „Angebot“ des Kreises steht auf der Tagesordnung. Außerdem kündigt Bürgermeister Klaus Krützen ein Konzept zum Personalabbau an. Das dürfte also eine wirklich spannende Ratssitzung werden. Übrigens wird auch über den neuen Dezernenten entschieden.

-gpm.

(Kurier-Verlag)
Meistgelesen
Schon wieder!
Einbruch in ein Juweliergeschäft in Grevenbroich Schon wieder!
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort