Mehr als 100 Pfähle geben Archäologen noch Rätsel auf

Grevenbroich · „Auf der einen Seite wirklich faszinierend. Auf der anderen Seite schwierig, weil zeitaufwendig“, so fasst Ursula Wolf-Reisdorf, beim GWG für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, die Lage rund um die historisch bedeutsamen Funde beim Neubau des Schloss-Bades zusammen.

 Die spätmittellaterliche Spundwand wird Stück für Stück freigelegt. ... und gibt noch Rätsel auf.

Die spätmittellaterliche Spundwand wird Stück für Stück freigelegt. ... und gibt noch Rätsel auf.

Foto: Foto: GWG

Wann weiter gebaut werden darf, steht dabei allerdings noch in den Sternen.

Anfang Juli hatte sich das archäologische Team um Thomas Ibeling, das die Bauarbeiten am Schloss-Bad begleitet, stark vergrößert.

Bei knapp unter 40° Celsius waren 15 Leute im Einsatz, um an mehreren Fundstellen gleichzeitig zu arbeiten. „Das war auf Grund der Befunddichte und der Komplexität notwendig“, erklärte Archäologe Horst Husmann gegenüber der Presse.

Seine Mitarbeiter seien im abgesteckten Planum und in verschiedenen Tiefen unterwegs. Mit Plastikplanen werden die Funde, die sich über Jahrhunderte sehr gut im torfigen Sediment gehalten haben, vor der Witterung geschützt. Ein Minibagger ist im Einsatz.

Die Fundstelle in Grevenbroich ist laut Husmann „auch für Archäologen nicht alltäglich“. Das Grabungsteam sei in dem alten Flusslauf der Erft unterwegs. Ein Problem sei die Ausgrabung eines bedeutenden Fundplatzes, der auf Grund einer Baumaßnahme entstanden sei. „Da muss man sich mit einem Ist-Zustand arrangieren“, meint Husmann.

Das Interesse der Archäologen gilt in erster Linie den Hölzern, die für eine Befestigung oder eine Bebauung sprechen. „Sie treten in solcher Dichte auf. Das war bestimmt kein lauschiges Anglerplätzchen“, meint Husmann schmunzelnd. Aktuell sprechen die Fachleute von einem Graben, der „dreidimensional vollgepackt“ sei. Weit über 100 angespitzte Pfähle, die mit Brettern verbunden sind, lassen auf eine Spundwand schließen, die gegraben und später verkippt worden sei. Die gut erhaltenen Eichenhölzer aus dem Hochspätmittelalter (13. Jahrhundert) wurden archäologisch erfasst und werden dann von der Kölner Universität wissenschaftlich ausgewertet.

Zwischendurch tauchten in Kiesschichten Einzelscherben aus römischer Zeit auf, die nicht angeschwemmt wurden. Das erkennen Archäologen an den Kanten der Keramik. An anderer Stelle fand man relativ gut erhaltene römische Ziegel. Insgesamt wurden in verschiedenen Schichten knapp 600 Funde aus zwei Bauphasen gefunden.

(Kurier-Verlag)
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