Fast zwei Drittel aller Straftaten in Jüchen 2023 aufgeklärt Nach-Corona-Effekt: Fallzahlen steigen weiter an

Jüchen · „Auch in 2023 lebten die Bürger des Rhein-Kreises sicher. Es konnte erneut mehr als jede zweite Straftat geklärt werden“, betont Landrat Hans-Jürgen bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik 2023. Aber es lässt sich nicht leugnen: Die Kriminalität nimmt immer weiter zu. Die mit der Corona-Pandemie verbundenen Rückgänge in den Statistiken sind Geschichte.

 Von links: Leitende Polizeidirektorin Heidi Fahrenholz, Claudia Suthor, Leiterin der Pressestelle, und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Von links: Leitende Polizeidirektorin Heidi Fahrenholz, Claudia Suthor, Leiterin der Pressestelle, und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Foto: Polizei Rhein-Kreis Neuss

„Die Zahlen sind so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Bei der Delikthäufungszahl (Fälle pro 100.000 Einwohner; Anmerkung der Redaktion) lässt sich dieses erkennen“, erklärte Landrat und Leiter der Kreispolizeibehörde im Rhein-Kreis Hans-Jürgen Petrauschke, „in 2016 lag diese bei 6.857 und in 2023 bei 6.580. Im letzten Jahr betrug diese Zahl noch 5.929“.

In 2023 wurden insgesamt 30.086 Straftaten registriert, das ist eine Zunahme um 3.259 Fälle (+12,1 Prozent). Mehr als ein Drittel der Delikte wurden dabei im Bereich Diebstahl registriert, wo ein deutliche Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen ist. Besonders stark gestiegen sind die Fälle von Wohnungseinbruchdiebstählen sowie Diebstähle an oder aus Kfz. Diebstahlsdelikte seien in der Regel schwer aufklärbar. Dennoch konnte jeder vierte Diebstahl im Rhein-Kreis Neuss aufgeklärt werden, was die höchste Aufklärungsquote seit zehn Jahren sei.

Auch die Gewaltkriminalität, zu der unter anderem die Straftaten gegen das Leben, Raubdelikte, gefährliche und schwere Körperverletzungen, ist weiter gestiegen. 1.020 Fälle (Vorjahr: 868) wurden 2023 von der Polizei erfasst. Leider setzt sich damit der Trend der vergangenen Jahre fort: Seit 2019 gibt es einen stetigen Anstieg. In 797 Fällen konnten Tatverdächtige ermittelt werden, womit die Aufklärungsquote weiterhin sehr hoch ist.

Mit Blick auf die Tatverdächtigenstruktur berichtet der Landrat, dass es insgesamt eine deutlich Zunahme der Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtigen gebe. Hier sei eine Steigerung von 13,4 Prozent zu verzeichnen. Während die Gesamtzahl aller Tatverdächtigen um 6,6 Prozent gestiegen ist. Jeder Dritte Tatverdächtige habe keinen deutschen Pass, ihr Anteil an der Bevölkerung im Rhein-Kreis Neuss beträgt 13,8 Prozent, so Petrauschke: „Diese negative Entwicklung darf nicht verharmlost oder gar verschwiegen werden. Eine genaue Analyse der Situation und der Gründe für den Zuwachs ist erforderlich.“

Innenminister Reul habe bereits einige mögliche Gründe aufgezeigt: die Gesamtzahl der Tatverdächtigen sei gestiegen; der demographische Wandel und die Steigerung des Anteils nichtdeutscher an der Bevölkerung; die Freizügigkeit in Europa; kulturelle Unterschiede und Gewalterfahrungen während der Flucht.

Ein Schwerpunkt der polizeilichen Tätigkeit bilde auch weiterhin die Bekämpfung der Jugendkriminalität. Denn diese steige weiter an. Der Anteil der ermittelten Tatverdächtigen vergrößerte sich von 19,4 Prozent im Vorjahr auf 21,2 Prozent im Berichtsjahr. Das entspricht 2.446 Personen. Die Tatverdächtigen werden dabei immer jünger: Innerhalb der Gruppe der unter 21-Jährigen stieg der Anteil der Kinder (acht bis 13 Jahre) und Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) jeweils an, der Anteil der Heranwachsenden (18 bis 20 Jahre) sank.

Mit Blick auf das vergangene Jahr berichtet Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, dass es in weiten Teilen durch eine Vielzahl von Einsätzen in Mord- oder Ermittlungskommissionen geprägt gewesen sei – weit mehr als dies in manchen Vorjahren der Fall war: „Durch diese Ermittlungskommissionen konnten wir einige umfangreiche Fälle aufklären. Ich erinnere an die Einbrüche und Pkw-Diebstähle in Grevenbroich und Jüchen, mit dem Diebstahl der Amtskette des Jüchener Bürgermeisters. Zudem konnte ein Entführungsfall mit Tatort in Jüchen geklärt werden.“

Und er betonte abschließend: „Wir werden uns weiterhin mit all unseren Kräften und Möglichkeiten einsetzen, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Rhein-Kreis zu gewährleisten.“ Er appeliert außerdem an alle, auch die Beratungsangebote der Polizei in Anspruch zu nehmen. Die Beamten beraten das ganze Jahr über in den eigenen Wänden oder bei diversen Infoständen unter anderem in Sachen Einbruchschutz, Seniorenprävention, Drogenprävention und Schutz vor Taschendiebstahl.

Die Zahlen für Jüchen

Die gute Nachricht zuerst: Fast zwei Drittel aller Straftaten in Jüchen wurden 2023 aufgeklärt, das ist der höchste Wert im Rhein-Kreis im Berichtsjahr und der höchste Wert in Jüchen im Zehnjahresvergleich. 1.097 Fälle (Vorjahr: 1.120) wurden im vergangenen Jahr von der Polizei aufgenommen, 679 (Vorjahr: 617) davon wurden aufgeklärt. Somit konnte bei leicht gesunkener Fallzahl (-2,1 Prozent) die Aufklärungsquote um zehn Prozentpunkte erhöht werden.

In der Gewaltkriminalität gab es in Jüchen keine deutlichen Veränderungen zum Vorjahr, 32 Fälle wurden erfasst und 25 davon aufgeklärt. Während 2022 die Zahlen bei der Straßenkriminalität zunahmen, konnte 2023 der Trend der Vergleichsjahre wieder aufgenommen werden. Um -13,7 Prozent auf 202 Fälle sanken die Fallzahlen, gleichzeitig nahm jedoch auch die Aufklärungsquote ab.

Ein Blick auf die Zahlen der Diebstahlsdelikte zeigt: Der Nach-Corona-Effekt ist weiter zu erkennen. So stieg die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle im Stadtgebiet mit einem Plus von 56,1 Prozent stark an. Mehr als zwei Drittel konnten jedoch aufgeklärt werden. Mit einer Aufklärungsquote von 40,6 Prozent ist es die höchste im Zehnjahresvergleich. Das schlägt sich auch auf die Gesamtzahlen der Diebstahlsdelikte nieder. Mit 296 Fällen (Vorjahr: 284) sind die aufgenommenen Delikte annähernd gleich geblieben, doch die Aufklärungsquote wurde deutlich verbessert. Im Berichtsjahr konnte fast jeder dritte Diebstahl aufgeklärt werden, so viel, wie im Zehnjahresvergleich in keinem anderen Jahr.

Auch Betrugsdelikte nahmen 2023 deutlich ab (-21,7 Prozent). Trotz der Herausforderungen dieses Deliktsbereichs konnten drei Viertel aller Betrugsstraftaten aufgeklärt werden. Das ist der höchste Wert im Rhein-Kreis Neuss im Jahr 2023.

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