Besondere Lernerfahrung am Gymnasium Jüchen Digitale Live-Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Jüchen · „There is only one thing worse than Auschwitz itself … and that is if the world forgets there was such a place.“ Dieses bewegende Zitat des Auschwitz-Überlebenden Henry Appel bildete den Ausgangspunkt für eine einzigartige Lernerfahrung, der sich der Evangelische-Religionslehre-Kurs der Jahrgangsstufe 9 von Stefanie Matner am Gymnasium Jüchen verschrieben hat.

 Schüler des Gymnasiums Jüchen erlebten eine digitale Live-Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.

Schüler des Gymnasiums Jüchen erlebten eine digitale Live-Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.

Foto: Gymnasium Jüchen/Frank Wäntig

Dabei ist der Zusammenhang zwischen dem Zitat und dem Unterrichtsziel unmissverständlich – die Erinnerung an die Gräuel von Auschwitz darf niemals verblassen.

Am 25. Januar 2024 fand hierzu eine besondere Unterrichtsstunde statt. Die Schüler wurden an diesem Tag digital durch das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau geführt. Jadwiga Otrebska, eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte, wurde dem Kurs live zugeschaltet, um auf Fragen der Schüler einzugehen. Vorbereitet wurden diese auf das herausfordernde Thema durch eine intensive Auseinandersetzung im Rahmen des bisherigen Unterrichtes. Diese Stunde stellte somit einen weiteren Baustein dar, um durch eine lebendige Erinnerungskultur für ein „Nie wieder“ einzutreten.

Die Grundlage für die durchgeführten Live-Rundgänge bildete die Initiative von Wojtek Soczewica, dem Generaldirektor der Stiftung Auschwitz-Birkenau, und seine Idee, das Arbeits- und Vernichtungslager weltweit erlebbar zu machen. Durch die digitale Live-Führung wurde den Schülern so ein Einblick in die Geschichte ermöglicht. Mit dem Projekt übernehmen Matner und ihr engagierter Kurs die Verantwortung, diese Erinnerungen lebendig zu halten.

Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt und fördert die Teilnahme an solchen digitalen Live-Führungen, um die Vermittlung der Demokratiekompetenz weiter auszubauen. Vor diesem Hintergrund besuchten Dorothee Feller (Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen) sowie Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen) das Gymnasium Jüchen, um sich persönlich über die Einbindung einer digitalen Live-Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau in den Unterricht zu informieren. Ihr Interesse galt der Integration dieser bedeutenden Erlebnisse in den Unterricht, um sicherzustellen, dass die Worte von Auschwitz-Überlebendem Henry Appel nicht in Vergessenheit geraten.

Nach der Führung war Zeit, über das Erlebte ins Gespräch zu kommen.

Nach der Führung war Zeit, über das Erlebte ins Gespräch zu kommen.

Foto: Gymnasium Jüchen/Frank Wäntig

Nach dem Ende der digitalen Live-Führung nahmen sich Feller, Liminski und Leutheusser-Schnarrenberger Zeit, um mit den Schülern über das Erlebte ins Gespräch zu kommen. Anschließend betonten sie die Wichtigkeit des Projektes für die Förderung der Demokratiekompetenz und sprachen dem Gymnasium Jüchen, insbesondere den engagierten Schülern, ihren Dank aus für ihre Bemühungen um das Projekt der digitalen Live-Führung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.

Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung: „Was in Auschwitz passiert ist und was der Nationalsozialismus angerichtet hat, das ist in unseren Schulen ein bestimmendes Thema. Das hat mir der heutige Besuch wieder gezeigt. In einer Zeit, in welcher der Antisemitismus unsere Gesellschaft wieder vor enorme Probleme stellt, ist das Erinnern noch wichtiger geworden – wir müssen uns alle wehren, gerade auch die jungen Menschen. Ich danke deshalb den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Jüchen für ihre heutige digitale Führung durch das Konzentrationslager und ihr Engagement. Es war beeindruckend.“

Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei, hat bei seiner Polen-Reise im Jahr 2023 und dem Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz von der neuen digitalen Möglichkeit erfahren und der Stiftung Auschwitz-Birkenau die Unterstützung des Landes zugesagt, dieses besondere Instrument der Wissensvermittlung in Nordrhein-Westfalen zu erproben: „Es darf uns nicht egal sein, wenn Jüdinnen und Juden sowie der Staat Israel auch 80 Jahre nach der Shoah Zielscheibe von Hass und Gewalt sind. ‚Nie wieder ist jetzt‘ verlangt Entschlossenheit und Tatkraft. Unser Ziel als Landesregierung ist es, dass jede Schülerin und jeder Schüler eine KZ- oder NS-Gedenkstätte vor Ort oder digital besucht. Es braucht solche berührenden Erinnerungsmomente. Nur wer sich an die Vergangenheit erinnert und die richtigen Lehren aus ihr zieht, kann Fehler in der Zukunft vermeiden. Mit der digitalen Führung erschließen sich ganz neue und innovative Zugänge, um die Erinnerung wach zu halten.“

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismus-Beauftragte des Landes: „Die digitale Auschwitz-Führung im Jüchener Gymnasium war beeindruckend. Dank der guten thematischen Vorbereitung spannten die Schülerinnen und Schüler den Bogen vom Holocaust zum heutigen Einsatz gegen Antisemitismus und für die Demokratie mit Zivilcourage. Als ergänzenden Teil zur Erinnerungskultur und den Gedenkstättenbesuchen auch vor Ort ist der digitale Besuch eine gute Möglichkeit der eindrücklichen Vermittlung des ganzen Grauens der nationalsozialistischen menschenverachtenden Ideologie. Das überzeugende Projekt werde ich auch durch Mittel aus meinem Budget für Schulen in Nordrhein-Westfalen fördern. Interessierte Schulen können sich gerne an das Büro der Antisemitismusbeauftragten wenden für Förderungen und weiteren Informationen bezüglich der durchführenden Stiftung Auschwitz-Birkenau.“

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