K-Pop-Welle: „Erasmus“ bietet Crash-Kurs für Koreanisch an!

Grevenbroich · "Also die Karten mit allem drum und dran waren jedenfalls nicht billig und meinen Vater habe ich auch mitgeschleppt", erzählt Korea-Pop-Fan Lisa Bücker grinsend. Die 17-jährige Grevenbroicherin machte sich extra nach Berlin auf, um ihre Lieblingsband zu sehen.

 Lisa Bücker war beim großen K-Pop-Event in Berlin live dabei. Und sie ließ sich diesen Spaß einiges kosten. Für sie bringen BTS nicht nur Musik, sondern auch Lebenseinstellung und auch Berufspläne mit sich.

Lisa Bücker war beim großen K-Pop-Event in Berlin live dabei. Und sie ließ sich diesen Spaß einiges kosten. Für sie bringen BTS nicht nur Musik, sondern auch Lebenseinstellung und auch Berufspläne mit sich.

Foto: Foto/Repro: -pia.

"BTS ist eine südkoreanische Pop-Band, also kurz eine ,K-Pop'-Band. BTS hat zwei Namensbedeutungen einen koreanischen und einen englischen, welcher ,Beyond the Scene´ heißt, also frei Übersetzt ,oberhalb der Szene´. K-Pop im Allgemeinen gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Das zeigen volle Stadien wie in Berlin. Alleine dort besuchten das Konzert rund 17.000 Menschen.

Der Andrang war riesig und alleine für den "Merch" standen die Fans mindestens drei Stunden an. "Die meisten waren Mädchen in etwa meinem Alter", beschreibt Bücker. Auf den K-Pop stieß die junge Blondine über "Youtube". Doch ihre große Fan-Liebe macht sich nicht sofort bemerkbar. "Zuerst dachte ich mir, dass ist alles ein bisschen komisch und zu extra. Trotzdem blieb mir der Song ,Dope´ von BTS irgendwie im Kopf. Daraufhin begann ich zu recherchieren und mir andere Videos anzugucken", erinnert sich Bücker.

Fans wie der Grevenbroicherin wurde die südkoreanische Musik erst durch einen Zensur-Aufhebung der dortigen Regierung möglich. Bis vor etwa 20 Jahren durften in dem asiatischen Land nur Balladen und Volkslieder öffentlich gespielt werden. Gegen diese Umstände setzte sich die Jugend ein, welche letztendlich die Zensur-Änderung herbeiführte.

"Ein Song, von dem viele überrascht sind, dass dieser aus Korea stammt, ist zum Beispiel ,Gangnam Style´. Der Hit war einer der Ersten überhaupt, der ein solches nationales Publikum begeisterte und kann als Meilenstein für die Musikbewegung gesehen werden," erzählt der große Fan.

Um sich über die verschieden Bands auszutauschen, nutzen die Fans Plattformen im Internet. Geschrieben wird in Englisch. Eine gute Sprachkenntnis ist deshalb Voraussetzung, um alles über die K-Pop Gruppen erfahren zu können. "In meiner Schule, dem Erasmus Gymnasium, gibt es seit Neustem einen ,Koreanisch Crash Kurs´ für alle Schüler. Jedoch haben sich vor allem Personen der Oberstufe eingetragen, da diese durch bessere Sprachkenntnis mehr Kontakt mit der Musik haben", kommentiert Lisa Bücker.

Warum gerade die Band BTS die Abiturientin begeistert, hat viele Gründe: "BTS thematisiert Suizide, Depressionen, und den Leistungsdruck in Schulen, also Themen die in Korea stark umstritten sind. Auch für jede Art der Sexualität setzt sich die Band ein. Das wichtigste Motto, was die Band verbreitet ist ,Love Yourself und ich finde, dass genau solche Nachrichten einem helfen, im stressigen Alltag auch an sich selber zu denken. Die sieben Mitglieder der Band komponieren außerdem alle Songs selber. Drei der ,Members´, wie sie genannt werden, rappen, die anderen vier sind Sänger."

Dass die Truppe sieben Mitglieder zählt ist keine Seltenheit, eine Band hat sogar 18 "Member". Die Teenie-Schwärme spielen international mit, dies zeigt sich klar bei Preisverleihungen. BTS gewann zum Beispiel dieses Jahr einen Award, welcher vom britischen Sender BBC verliehen wurde.

In amerikanischen Radios läuft der poppige Sound regelmäßig. Und Tanzstudios, in denen die Musikvideos nachgemacht werden, schießen nur so aus dem Boden.

"Für mich ist aber nicht nur der K-Pop interessant, sondern auch die koreanische Kultur. Diese wurde durch die Musik erst erreichbar. Gerade die Sitten und gesellschaftlichen Strukturen sind faszinierend für mich. Dadurch weiß ich auch, dass ich später einmal Asienwissenschaften und Koreanistik studieren möchte. Mit diesem Studium kann ich dann in Botschaften oder im Marketing und Management arbeiten. Ein Traum von mir ist deshalb, einmal nach Korea zu fliegen. Dafür muss ich aber zuerst einmal meine Flugangst besiegen", träumt Bücker.

Am Leichtesten fällt es die koreanische Kultur über das Essen zu entdecken. In vielen Großstädten, aber auch der ein oder anderen Ecke im Rhein-Kreis lässt sich das kulinarische Tor zur koreanischen Kultur leicht öffnen. "Ich habe das Essen leider noch nie richtig probiert, da viele Gerichte sehr viel Fisch und Fleisch enthalten. Das ist als Vegetarier immer etwas problematisch", bedauert der Fan.

Doch nicht alle nehmen die asiatische Kultur so bereitwillig an wie Bücker.

Sogar Fälle von Diskriminierung gibt es: "Viele, darunter auch junge Leute, werten den K-Pop und die koreanische Kultur stark ab. Manche Fans trauen sich auch nicht ihren Freunden zu erzählen, dass sie die Musik mögen, aus Angst ausgelacht zu werden. Doch auch das hat sich schon stark gemindert und passiert seltener, als in der Vergangenheit. In der Schule und auf der Straße sehe ich in jüngster Zeit auch immer mehr Leute mit Pullovern und Shirts verschiedener K-Pop Bands."

Pia Schürmann

(Kurier-Verlag)
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