Erste Fackel wird interaktiv: Zuschauer werden zum „Star“

Grevenbroich · "Jede Fackel ist was Besonderes. Jeder Zug hat sie mit viel Liebe, viel Schweiß und vielleicht auch mit viel Bier gebaut. Aber das ist auch in Ordnung." Fackelbeauftragter Christoph Oberbach fand launige Worte bei der traditionellen Bereisung der Fackelbau-Hallen.

 Das „Ettl-Rad“ in den Farben des Regenbogens.

Das „Ettl-Rad“ in den Farben des Regenbogens.

Und das nicht ohne Grund, konnte er doch einen Herzenswunsch seines Oberst erfüllen ...

 Mit dem Heli zur Kirmes? Kein Problem.

Mit dem Heli zur Kirmes? Kein Problem.

Oberst Joachim Schwedhelm hatte sich nämlich zum Abschied zehn Fackeln gewünscht. Und die bekommt er — dank energischen Nachhakens Oberbachs — nun auch. Hinzukommen zwei Gastfackeln aus Wevelinghoven und eine "eingeschobene" des Deutschen Roten Kreuzes, mit der die Hilfsorganisation für mehr Blutspenden werben möchte.

 Der VW-Bus. Was steckt da wohl hinter?

Der VW-Bus. Was steckt da wohl hinter?

"Noh´besch Jonge":

 Mit der "GoPro" durch die Stadt ...

Mit der "GoPro" durch die Stadt ...

Seit 46 Jahren gibt es die "Noh´besch Jonge". Und auch die 46. Fackel schicken sie in diesem Jahr auf die Straße. "Es muss diesmal eine schnelle Fackel sein", gibt Josef Flesch allerdings zu. Verpflichtungen als Königszug schränkten die Zeit natürlich ein.

 Das Rückenwand-Motiv: Schützen auf der Flucht vom Kirmesplatz am ... der Welt.

Das Rückenwand-Motiv: Schützen auf der Flucht vom Kirmesplatz am ... der Welt.

Zu sehen ist das Braunkohle-Rad von Ettl. Das sei was Besonderes, denn das originale Rad sei zugewuchert und nicht mehr zu erkennen. "Ob Brücken, Braunkohle-Rad oder Blumen — überall Pflegenotstand" lautet das Motto. Und Flesch (kleines Foto) schiebt nach: "Reklame macht die Stadt aber schon damit."

 Willy Helfenstein, Josef Flesch und Christoph Oberbach betreuen den Fackelbau im Bürger-Schützen-Verein Grevenbroich. Heuer gibt es zehn eigene Fackeln. Aber — und das wissen die drei natürlich — ist es Jahr für Jahr immer wieder ein Kampf, die Züge für diese Mehrarbeit zu motivieren, die nun einmal sehr zeitintensiv ist. Und auch die technischen Anforderungen dürfen nicht unterschätzt werden. Da sind sie froh, wenn junge Züge sich was trauen ...

Willy Helfenstein, Josef Flesch und Christoph Oberbach betreuen den Fackelbau im Bürger-Schützen-Verein Grevenbroich. Heuer gibt es zehn eigene Fackeln. Aber — und das wissen die drei natürlich — ist es Jahr für Jahr immer wieder ein Kampf, die Züge für diese Mehrarbeit zu motivieren, die nun einmal sehr zeitintensiv ist. Und auch die technischen Anforderungen dürfen nicht unterschätzt werden. Da sind sie froh, wenn junge Züge sich was trauen ...

Bis zum 50. Zugbestehen wollen die Jungen aus der Nachbarschaft weiter Fackeln bauen. "Dann sind einige im Zug Ü70 und es wird schwerer mit dem Fackelbau", griemelt Flesch.

"Schloss-Jäger":

"Wir nehmen alles mit", lacht Marco Zimmermann. "Fackelbau hat nicht nur was mit Arbeit zu tun, sondern auch mit Teamwork und Zusammenhalt." Und so ist es für ihn nicht verwunderlich, dass sich sein Zug erstmalig mit einer Fackel am Samstags-Umzug beteiligt.

Und die wird auch gleich politisch: "Das Hagelkreuz ist zu weit weg. Das kann den Schützenplatz nicht widerspiegeln", sind sich die "Schloss-Jäger" sicher. Speziell für Kinder und ältere Menschen sei der Weg zu weit. "Ob die sich nach dem Schützenzug überhaupt die Mühe machen würden, da hoch zu gehen?", fragt der Zugsprecher. Ihre Forderung: Die Stadt muss dann auch ein Helikopter-Taxi zur Verfügung stellen.

"Feucht fröhlich" und "St. Bernardus":

Axel Holzhausen macht heuer ein großes Geheimnis aus der neuen Fackel der Baugemeinschaft. Ob der VW-Bus eine Hupe hat, wird er gefragt. "Nicht mal das", lacht Holzhausen. Und an der Fackel würde sich auch nichts bewegen.

Es ist aber nicht nur der Zeitmangel, der eine ganz neue Art von Fackel entstehen ließ (für den Samstag Abend versprechen die beiden Züge einen echten Clou!). "Die Viecher werden immer größer und das schreckt die jungen Züge ab", betont Holzhausen kritisch. Mit dem Bus soll ein neues Zeichen gesetzt werden.

"Eschte Fründe":

Wenn es so was wie eine "Fackel 2.0" geben würde, dann wäre das die der "Eschten Fründe". Denn ihre Idee ist innovativ, digital, interaktiv und damit absolut ungewöhnlich. Und darauf sind Andreas Fonken als "Pressesprecher" und Thorsten Malhofer als "Bauleiter" zurecht sehr stolz.

Ihre Fackel zeigt eine riesige "Gopro" auf einem Selfie-Stick. Ihr gegenüber am Ende der Fackel steht eine große Leinwand, auf die die "Aufnahmen" der Sportkamera übertragen werden.

Die werden von den Zugmitgliedern im Publikum am Rande des Zugweges gemacht und dann auf die Leinwand gespielt. "So in der Art, wie man es von den ,Kiss-Cams' in

den Stadien kennt", erläutert Fonken. Der Zuschauer des Fackelzuges wird also sozusagen zum "Star" und kann sich selbst auf der Fackel-Leinwand bewundern.

"Uns hat es in den Finger gejuckt", lacht der Pressesprecher, "diese interaktive Idee umzusetzen."

Das, was bei der Fackelbereisung zu sehen war, machte auf jeden Fall neugierig auf den Samstag-Abend. Zwei Anmerkungen sind den "Eschte Fründe" aber wichtig: Erstens kann der Baufortschritt der Fackel auf "youtube" unter "Grevenbroich be a Hero" bewundert werden. Und zweitens: "Die Aufnahmen werden nicht gespeichert. Das ist uns absolut wichtig, dass das die Besucher des Fackelzuges auch wissen."

"Rösige Boschte" und "Mer stonn zesamme":

Willy Helfenstein ist als "Fackel-Sprecher" der beiden Züge in der Grundsatzfrage noch unentschlossen. "Das Hagelkreuz als neuer Kirmesplatz hätte Vor- und Nachteile", überlegt er. "Für die Fahrgeschäfte und für die Besucher von außerhalb wäre es da oben attraktiver. Die Besucher würden aber am Hagelkreuz bleiben und nicht den Weg in die Stadt nehmen."

Unabhängig von diesen noch abwägenden Überlegungen ist die Aussage der Fackel eindeutig: "Kirmesplatz am Ar... der Welt, weit ist der Weg und leer das Zelt", lautet denn auch das Motto. Und soll in der Fackel nachdrücklich dargestellt werden.

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(Kurier-Verlag)
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