Kann man der Bundesnetzagentur vertrauen? Ungereimtes aus Berlin

Grevenbroich · Ein in Tat ungewöhnliches Unterhaken: Industrie- und Handelskammer, Gewerkschafter und die lokale Politik wollen gemeinsam für einen geordneten Strukturwandel im „Rheinischen Revier“ kämpfen. Dabei stellt sich – spätestens nach dem Auftritt von Ronald Pofalla in der Kapellener Raketenstation (Originalton Harald Zillikens: „Das war ernüchternd.“) – die Frage, ob der Kampf für die heimische Braunkohle überhaupt noch Chancen hat.

 „Als Standort der Energiewirtschaft und vieler energieintensiven Unternehmen steht der Rhein-Kreis im Zuge der Energiewende vor großen Herausforderungen. Nicht nur dem Klimaschutz muss Rechnung getragen werden, gleichzeitig müssen eine sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung gewährleistet bleiben und die berechtigten Interessen aller Beschäftigten im Zuge der Energiewende berücksichtigt werden. Die Menschen im ,Rheinischen Revier’ brauchen den Einstieg in einen sozialverträglichen Strukturwandel, der gute Industriearbeit sichert. Dazu müssen infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen werden, um Investoren verlässliche Anreize zu bieten und zu gewinnen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit der Akteure vor Ort. Nur wenn die Beteiligten gemeinsam und abgestimmt agieren, kann ein zukunftsorientierter und nachhaltiger Strukturwandel in der Region gelingen.“ Auf Einladung der IHK Mittlerer Niederrhein und der DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land werden die Stadt Grevenbroich, die Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen sowie der Rhein-Kreis gemeinsam mit der IHK und dem DGB im „Bündnis Strukturwandel gestalten“ die notwendigen Voraussetzungen für den Wandel in der Region analysieren und in Kooperation mit Dritten innovative Ansätze erarbeiten, um den Strukturwandel aktiv mitzugestalten. Das wurde jetzt im „Alten Schloss“ feierlich besiegelt. Die gemeinsame Erklärung trägt die Unterschriften von Sigrid Wolf (Regionsgeschäftsführerin DGB Region Düsseldorf-Bergisch Land; Zweite von links), Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer IHK Mittlerer Niederrhein), Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Dr. Martin Mertens (Bürgermeister Rommerskirchen), Harald Zillikens (Bürgermeister Jüchen) und Klaus Krützen (Bürgermeister Grevenbroich). Mit am Tisch RWE-Vorstandsmitglied Lars Kulik (ganz links).

„Als Standort der Energiewirtschaft und vieler energieintensiven Unternehmen steht der Rhein-Kreis im Zuge der Energiewende vor großen Herausforderungen. Nicht nur dem Klimaschutz muss Rechnung getragen werden, gleichzeitig müssen eine sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung gewährleistet bleiben und die berechtigten Interessen aller Beschäftigten im Zuge der Energiewende berücksichtigt werden. Die Menschen im ,Rheinischen Revier’ brauchen den Einstieg in einen sozialverträglichen Strukturwandel, der gute Industriearbeit sichert. Dazu müssen infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen werden, um Investoren verlässliche Anreize zu bieten und zu gewinnen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit der Akteure vor Ort. Nur wenn die Beteiligten gemeinsam und abgestimmt agieren, kann ein zukunftsorientierter und nachhaltiger Strukturwandel in der Region gelingen.“ Auf Einladung der IHK Mittlerer Niederrhein und der DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land werden die Stadt Grevenbroich, die Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen sowie der Rhein-Kreis gemeinsam mit der IHK und dem DGB im „Bündnis Strukturwandel gestalten“ die notwendigen Voraussetzungen für den Wandel in der Region analysieren und in Kooperation mit Dritten innovative Ansätze erarbeiten, um den Strukturwandel aktiv mitzugestalten. Das wurde jetzt im „Alten Schloss“ feierlich besiegelt. Die gemeinsame Erklärung trägt die Unterschriften von Sigrid Wolf (Regionsgeschäftsführerin DGB Region Düsseldorf-Bergisch Land; Zweite von links), Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer IHK Mittlerer Niederrhein), Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Dr. Martin Mertens (Bürgermeister Rommerskirchen), Harald Zillikens (Bürgermeister Jüchen) und Klaus Krützen (Bürgermeister Grevenbroich). Mit am Tisch RWE-Vorstandsmitglied Lars Kulik (ganz links).

Foto: Foto: -gpm.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke stellte bei der Auftaktveranstaltung im „Alten Schloss“ fest: „Das sind Glaubensfragen, die in Berlin eine Rolle spielen.“

Und er hat damit im doppelten Sinne recht: Zum einen ist der Kampf der Braunkohle-Gegner längst zu einer Art „Glaubenskrieg“ ausgeufert. Zum anderen muss man sich, nach Pofalla, darauf verlassen, dass die Berechnungen der Bundesnetzagentur in Sachen Versorgungssicherheit auch ohne Strom aus der Braunkohle (so ab 2030) stimmen.

Da waren allerdings die Ausführungen von Stefan Körzell, der Gewerkschaftsführer ist Mitglied in der so genannten „Kohle-Kommission“, wenig Mut machend.

Beispiel Netze I:

Damit diese „Versorgungssicherheit“ gegeben ist, muss die Infrastruktur, also die bundesdeutschen Stromnetze, verbessert werden (Wind-Energie aus dem Norden muss in den Süden transportiert. Und das am besten verlustfrei.). Mit Verteilerleitungen müssten dafür rund 7.000 Kilometer Leitungen verlegt werden; allein bei den Hauptleitungen fehlen über 2.000 Kilometer. „In 2017 sind genau 195 Kilometer neu gebaut worden“, informierte Stefan Körzell die Zuhörer.

Beispiel Netze II:

Beim Ausbau der Infrastruktur ergibt sich insbesondere in Hessen ein Engpass, bei dem er auch nicht so einfach vorangeht. Der Grund: Wegen des Ausstiegs aus der Atomenergie wurde bereits das dortige Kraftwerk in Biblis abgeschaltet. Allerdings diente es gleichzeitig auch als Verteiler und Verstärker für den besagten aus dem Norden in den Süden.

Nach dem Abschalten stehen die alten Anlagen nicht mehr zur Verfügung; neue gibt es aber auch noch nicht. „Ungeschickt“ wäre eine eher verharmlosende Beschreibung dieser Planung.

Beispiel europäisches Netz:

Ein Argument der Kohle-Gegner ist der Verweis auf Möglichkeiten der europäischen Zusammenarbeit, falls Sonne und Wind mal „Lieferschwierigkeiten“ mit dem Strom haben. Allerdings: Die europäischen Nachbarn sind von der bundesdeutschen Versorgungssicherheit weit entfernt. Bei uns gibt es ganze 180 Sekunden Stromausfall im Jahr; in anderen Ländern wird da in Stunden gedacht.

Zudem nannte Stefan Körzell ein prägnantes Beispiel bezüglich der Austauschmöglichkeiten: Die Belgier machen sich Sorgen um „warme Weihnachten“, weil ihre Atomkraftwerke alle in Reparatur sind und die Stromversorgung damit in Frage steht. Die Bundesrepublik hat Hilfe zugesagt. Nur bestehe technische keine Möglichkeit Strom nach Belgien zu liefern. Hier muss der Umweg über die Niederlande genommen werden.

Beispiel Ausstiegsdaten:

Im „Zahlen-Roulette“, so Körzell, taucht seit Neustem das Jahr 2022 auf, in dem acht Gigawatt Braunkohle-Kraftwerke vom Netz gehen sollen. Das sei die „Forderung nach einem Massaker“, so Körzell.

-gpm.

(Kurier-Verlag)
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