Ropertz: „Für zwei Jahre. Und keinen einzigen Tag länger.“

Gindorf · So ist Grevenbroich: Bei der Bürger-Versammlung zur Flüchtlingsunterbringung in Containern am „Langer Weg“ in Gindorf gab es massive Kritik und harte Worte an und für die Stadtverwaltung. Doch keiner der Bürger wehrte sich dabei gegen die Asylbewerber.

Im Gegenteil machten sich alle nur Gedanken darüber, wie menschenwürdig die geplante Unterbringung möglicherweise sei.

Hatte sich bei der entsprechenden Versammlung in Neurath noch ein Gutteil der Bürger gegen die Unterbringung der Asylsuchenden in der ehemaligen Viktoria-Schule ausgesprochen, so stand die Gindorfer Versammlung unter der Frage, was man – auch als einfacher Bürger – tun könne, um den Flüchtlingen den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen könnte.

Und so konnten Bürgermeisterin Ursula Kwasny und Sozial-Dezernent Claus Ropertz denn auch darüber berichten, dass „die Bereitschaft der Bevölkerung wirklich vorbildlich“ sei. Es gebe eine „Welle der Hilfsbereitschaft“ und „Probleme, das alles zu organisieren“, so die Stadtspitzen.

Harsche Kritik gab es von den Bürgern am gewählten Standort für die drei Wohncontainer „am Arsch der Welt“ (so Hans Voigt, Präsident des Gustorfer Bürger-Schützen-Vereins). Dort, nur 30 Meter von Schafsställen entfernt, sei es dunkel. Bei Regenwetter hingen die Regenwolken dank der RWE-Schlote so tief, dass man nur depressiv werden könnte. Außerdem sei die Straße dort eine Rennstrecke. Schließlich sei die Lage so extrem vom dörflichen Leben entfernt gefährlich: Wie wolle man diese Container und deren Bewohner vor rechtsradikalen Übergriffen schützen, fragte eine der Bürgerinnen.

Noch einmal Hans Voigt: „Ich habe Angst, dass da eine Lager-Atmosphäre entsteht.“ Und Frank Glaser, er hat in dem Bereich einen Gartenbau-Betrieb, warf die Frage auf, warum man die Container nicht auf den leeren Schulhof an der Eschenstraße stellen würde. Dort wären die Flüchtlinge in der „Ortsmitte“ doch klar besser aufgehoben. Auch ein Vertreter des „Flüchtlingsrates Nordrhein-Westfalen“ war eigens angereist, um ebenfalls gegen die Container-Ansiedlung am „Langer Weg“ zu sprechen.

Ropertz machte deutlich, dass diese Lösung nur für den Übergang („Zwei Jahre und nicht länger.“) gedacht sei. In dieser Zeit will die Stadt zwei feste (= solide gemauerte) Wohnheime bauen, jeweils für 50 bis 80 Asylsuchende.

Dort befinde man sich weiterhin auf Standortsuche („Nicht irgendwo auf dem Acker, schon in der Ortslage.“), wo die entsprechende Infrastruktur für die Flüchtlinge schon vorhanden sei. Ropertz machte aber auch deutlich, dass diese Suche nicht einfach sei. Einer „großen“ Lösung so wie früher einmal auf dem ehemaligen NATO-Gelände in Kapellen erteilte er eine mehr als glasklare Absage.

Rückendeckung bekam der Sozial-Dezernent von Martina Suermann, Bürgermeister-Kandidatin für „Mein Grevenbroich“: „Jeder moderne Container ist menschenwürdiger als das, was die Flüchtlinge am Rittergut erdulden müssen.“

Übrigens unterschied auch dies die Gustorfer von der Neurather Versammlung: Während dort die Politiker (fast) aller Fraktionen anwesend waren und aufmerksam, aber kommentarlos den Aussagen der Bürger lauschten, meldeten sich diesmal die Politiker kräftig zu Wort.

Der Abend wurde über weite Strecken auch zu einem Aufgalopp der Bürgermeister-Kandidaten: Michael Zimmermann attackierte Ursula Kwasny („Ich habe Ihre Ausführungen nicht verstanden.“) und bot sich bei etwaigen Klagen (zum Beispiel des Schafzuchtbetriebes) gegen den Standort als juristischen Beistand an.

Martina Suermann („Die Menschen sind schwerst traumatisiert und wollen einfach nur ankommen.“) wetterte ihrerseits gegen Zimmermann und forderte ihn auf, die Bürger einmal zu Wort kommen zu lassen.

Fazit? Der Standort am „Langer Weg“ ist nicht ideal, dürfte für den Übergangszeitraum („Wir haben die Container für zwei Jahre gemietet. Und keinen Tag länger“, so Claus Ropertz wörtlich.) aber reichen. Nicht zuletzt, weil sich ja die Gustorfer Bürger liebevoll der Flüchtlinge annehmen werden.

(Kurier-Verlag)
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