Integrationsbeauftragte packt bei der Gemeinde Flüchtlingsproblematik an

Jüchen · Das Flüchtlingsproblem wird auch in den nächsten Monaten, vielleicht sogar Jahren, das Rathaus beschäftigen. Innerhalb der vergangenen Monate sind, wie auch anderen Kommunen, vermehrt Asylsuchende zugewiesen worden, ja sogar neun Personen, die gar keinen Asylantrag gestellt haben, Status unbekannt.

 Elena Hundt kümmert sich bei der Gemeindeverwaltung um alle Dinge rund um das Flüchtlingsthema.

Elena Hundt kümmert sich bei der Gemeindeverwaltung um alle Dinge rund um das Flüchtlingsthema.

Foto: Foto: Michael Scheffler

Im Jüchener Gemeindegebiet sind aktuell 159 Asylsuchende untergebracht. Dabei wird es immer schwieriger, die Logistik zu koordinieren. Das ist jetzt die Aufgabe einer einer „Integrationslotsin“: Elena Hundt aus Garzweiler, 23 Jahre alt, Verwaltungsausbildung für den gehobenen Dienst bei der Gemeinde Jüchen und bisher dem Ordnungsamt zugeteilt. Sie spricht Englisch und Französisch, „für andere Sprachen lässt sich immer ein Dolmetscher finden, auch unter den Mitarbeitern des Bauhofs.“

Schon Anfang des Jahres ist das Sozialamt unter Leitung von Frau Böhm-Weyerstrass um eine halbe Stelle aufgestockt worden.

Der Gemeinde sind Flüchtlinge aus 24 verschiedenen Herkunftsländer zugewiesenen. Die Top 5 sind: 1. Mazedonien,

2. Serbien, 3. Kosovo, 4.

Albanien, 5. Syrien. Abgeschoben, das gilt auch für Asyslsuchende aus sicheren Herkunftsländern, wird momentan nicht. Das wäre auch kompliziert: in NRW gibt es kein Abschiebegefängnis mehr, der Prozess müsste über Berlin abgewickelt werden. Der Lösungsansatz für Bürgermeister Harald Zillikens: eine zentrale Aufnahmeeinrichtung, Prüfung innerhalb von 14 Tagen und gegebenenfalls Rückführung.

Durch die stetig steigende Zuweisung an Flüchtlingen wird die Gemeinde vor immer größere Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Unterbringung, gestellt. Angestrebt wird, die Asylsuchenden mit ihren verschiedenen Kulturkreisen möglichst dezentral unterzubringen und kleine Einheiten zu schaffen. Die Wohnverhältnisse stellen sich aufgrund der steigenden Zahl an Asylsuchenden zunehmend als schwierig dar. Die Gemeinde unterhält im Gemeindegebiet zwei Unterkünfte mit einer Gesamtkapazität von 160 Plätzen. Eine hundertprozentige Belegung ist jedoch nicht möglich, da auf die persönliche Situation der Flüchtlinge Rücksicht genommen werden muss, auch um Konflikte unter den verschiedensten ethnischen Gruppen möglichst auszuschließen.

Oberstes Ziel ist eine menschenwürdige Unterbringung, besonders bei Familien mit minderjährigen Kindern. Deshalb setzt die Gemeinde vor allen Dingen auf die weitere Anmietung von Wohnungen und Häusern, wobei die Mietverträge zwischen der Gemeinde Jüchen und dem Vermieter geschlossen wird.

Die Gemeinde Jüchen selbst ist bestrebt, weitere gemeindeeigene Räume, die für eine Wohnnutzung geeignet sind, zur Verfügung zu stellen. So konnte in Hochneukirch Wohnraum hergerichtet werden, in denen nun bis zu 30 Personen dauerhaft untergebracht werden können. In Jüchen wird eine weitere Wohnung kurzfristig umgebaut. Einige Personen sind aufgrund ihres aufenthaltsrechtlichen Status berechtigt, selbst Wohnungen am freien Wohnungsmarkt anzumieten. Die Gemeinde leistet hier Unterstützung bei der Wohnungssuche. Hierdurch kann Wohnraum in den Übergangswohnheimen freigemacht werden.

Darüber hinaus ist jedoch zusätzlich die Anmietung weiterer Wohnungen am freien Wohnungsmarkt erforderlich. So konnten durch die Gemeinde bereits mehrere Wohnungen angemietet werden. Bürginnen und Bürger, die über geeigneten Wohnraum verfügen, werden deshalb gebeten, sich mit Elena Hundt, Tel.-Nr. 02165 – 915 3213 oder per E-Mail unter elena.hundt@juechen.de in Verbindung zu setzen. Derzeit werden alle gemeindeeigenen Immobilien auf ihre Eignung für die Unterbringung von Flüchtlingen geprüft. Ziel der Gemeinde Jüchen ist es, den Bau von Wohnheimen oder Containeranlagen nach Möglichkeit zu vermeiden. Oftmals fehlt den Flüchtlingen die Grundlage und Perspektive zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in Deutschland. Auch die Gemeinde Jüchen kann diese Herausforderungen nicht alleine ohne die Hilfe von ehrenamtlich Tätigen bewältigen. Aus diesem Grund hatte Bürgermeister Harald Zillikens bereits vor einiger Zeit Institutionen, Vereine und Verbände zu einem „runden Tisch“ eingeladen. Sein Ziel ist, diesen Personenkreis durch Maßnahmen zu unterstützen und ihnen in der schwierigen Situation durch ein Netzwerk bestmögliche Hilfestellungen anzubieten.

Die Gemeinde selbst bietet den Flüchtlingen gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten an, etwa auf dem Bauhof. Auch bei der Existenzhilfe arbeiten sieben Asylbewerber mit. Dieses Angebot wird insbesondere von jungen Flüchtlingen angenommen, die arbeiten und ihren Alltag sinnvoll gestalten möchten.

Durch die Bildung dieses Netzwerkes sollen Möglichkeiten gefunden werden um den Menschen in Jüchen zu helfen und diese zu integrieren. Die Bildung des Netzwerkes zeigt bereits erste Erfolge. So können als Ergebnis aus der letzten Zusammenkunft nachfolgende Angebote offeriert werden:

Kath. Forum MG u. Kath. Familienzentrum Hochneukirch:

Aktuell Durchführung von zwei niederschwelligen Deutschkursen

Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis Neuss: Psychosoziale Beratung für Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte

Evangelische Kirchengemeinde Kelzenberg: Einbringung von Personen als Paten, Interesse an der Fortbildung zum Integrationslotsen, niederschwelliger Deutschkurs, Mutter/Kind Kurse, Organisation von Kinderfesten für Flüchtlinge, Fahrdienst

Pastoralteam Jüchen: Flüchtlingskaffee, Gestellung einer Wohnung im Pfarrhaus Gierath in Abstimmung mit dem Bistum

SKM Mönchengladbach:

Kurs zur Qualifizierung als Integrationslotse

DRK Grevenbroich:

Prüfung von Unterstützung

Seniorennetzwerk 55: Kinderbetreuung, wenn Eltern Kurse besuchen

o Türkisch-Deutscher Freundeskreis: Generelle Bereitschaft zur Unterstützung, Einladung von Flüchtlingen zu Mitgliederversammlungen

Evangelische Kirchengemeinde Otzenrath-Hochneukirch:

Raumangebot

Schulung von Personen zur Begleitung

Dirk Witte (Bürger): Hilfe zur Koordination

Jugendamt Rhein-Kreis Neuss/Gemeindejugendring:

Organisation des Festes der Kulturen „Jüchen bunt“

DLRG Hochneukirch: Teilnahme an Schwimmkursen, Teilnahme am Schwimmtraining

VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler:

Integration im Bereich Fußball und Jugendbereich

TV Hochneukirch: Mutter-Kind-Turnen

Zur Thematik „Flüchtlinge in Jüchen“ findet am 24. März um 19 Uhr im Sitzungssaal des Hauses Katz eine Bürgerinformation statt.

(Kurier-Verlag)
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