Neue Varius Betriebsstätte an der Neusser Straße Hier soll Gemeinschaft ge- und erlebt werden

Jüchen · Ein Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung soll in der neuen Varius-Betriebsstätte an der Neusser Straße 118 entstehen. Die Eröffnung des Textilservices ist ein erster Schritt auf dem Weg dorthin.

Von links: Nina Linkenheil, Mitarbeiterin der Heißmangel, Betriebsstättenleiter Dirk Moldenhauer und Varius-Geschäftsführer Alexander Jürgens.

Von links: Nina Linkenheil, Mitarbeiterin der Heißmangel, Betriebsstättenleiter Dirk Moldenhauer und Varius-Geschäftsführer Alexander Jürgens.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Unter dem Namen „Varius Für Dich“ gehen die Varius Werkstätten am Jüchener Standort ganz neue Wege: Neben dem Textilservice werden dort in den nächsten Wochen die Großküche, die vom bisherigen Standort in Hemmerden umzieht, ein Bistro sowie ein Unverpackt-Laden ihre Türen öffnen. 50 bis 60 Menschen mit Behinderung und zehn bis 15 weitere Angestellte werden dort tätig sein. „Diese Art Betriebsstätte gibt es von uns noch nicht und wir sind gespannt auf die Entwicklung und auf die Ideen, die da vielleicht noch folgen“, berichtet Nina Gronover, zuständig für Presse‑ und Öffentlichkeitsarbeit bei der Lebenshilfe Rhein-Kreis Neuss, bei einem Rundgang vor Ort mit dem Top-Kurier.

Die Idee für das neue Konzept entstand, da die Arbeitsbedingungen der Heißmangel, die 13 Jahre am Hammerwerk in Grevenbroich beheimatet war, und der 35 Jahre alten Großküche in Hemmerden nicht mehr so waren, wie sie eigentlich sein sollten, erklärt Varius-Geschäftsführer Alexander Jürgens. So sei der Standort der Heißmangel in Grevenbroich zwar sehr gut gewesen, aber im Sommer sei es dort mit bis zu 40 Grad unerträglich heiß geworden. Und die Großküche sei ursprünglich für 600 Essen ausgelegt gewesen, doch über 1.200 Essen werden dort zurzeit noch vorbereitet. „Die Küche ist nicht mehr für die Kapazitäten ausgelegt. Deswegen standen wir vor der Frage: Stellen wir das Projekt ein und kaufen das Essen zu oder denken wir das Ganze neu? So kam die Idee auf, beides an einem Standort zusammenzubringen“, so Jürgens.

Nach einigem Suchen fiel die Entscheidung auf die Bestandsimmobilie an der Neusser Straße 118, die umfangreich – auch energietechnisch und mit Blick auf die Nachhaltigkeit – saniert wurde. Schon beim Betreten wird deutlich: Hier soll Gemeinschaft gelebt werden und ein Miteinander zwischen Mitarbeitern und Besuchern entstehen.

Der Betrieb der Heißmangel läuft nun schon wieder auf Hochtouren. „Es war ein Riesen-Akt, die Mangel aus Grevenbroich hierhin zu verlagern“, verrät Jürgens, „deswegen konnte der Betrieb nicht nahtlos aufgenommen werden“. Jede Menge Platz bieten die neuen Räumlichkeiten nun. Und damit die Temperaturen an den Arbeitsplätzen nicht wie am alten Standort so in die Höhe schießen, wurde die Heizung, die die Heißmangel auf Temperatur bringt, aus dem Arbeitsbereich verlagert. In den kommenden Wochen wird das Angebot dann noch um das Bügeln von Hemden und Reinigungsleistungen erweitert. Denn man habe gemerkt, dass das Mangeln nicht mehr so gefragt sei wie früher.

Als nächstes steht der Umzug der Großküchen an, der in den nächsten drei bis vier Wochen stattfinden soll. Bei der Besichtigung der neuen Räume wird schnell klar: Die Großküche wird ihrem Namen am neuen Standort alle Ehre machen. Statt wie bisher auf rund 200 Quadratmetern wird künftig auf 800 Quadratmetern das Essen für die über 600 Mitarbeiter der Varius Werkstätten sowie verschiedene Kunden wie Kindergärten und Schulen zubereitet.

Ein Großteil der Essen wird dabei nach dem „Cook and Chill“-Prinzip in der Großküche vorbereitet, wie der Geschäftsführer erklärt. Das heißt, in der Betriebsstätte werden die Mahlzeiten zu 80 Prozent fertig gekocht, dann auf 3 Grad heruntergekühlt und erst vor Ort final erhitzt. Für die Zukunft ist geplant, dass der Kundenstamm erweitert wird und irgendwann bis zu 2.000 Essen an der Neusser Straße zubereitet werden.

Die Großküche wird dann auch das Bistro mitversorgen, das bald in der Betriebsstätte eröffnet werden soll. Kaffee und Kuchen, Mittagessen und mehr soll es dort geben. Auf die Eröffnung freut sich Alexander Jürgens besonders, weil das Bistro zu einem Miteinander zwischen Mitarbeitern und Gästen einlade.

Ein Unverpackt-Laden komplettiert die neue Betriebsstätte. 400 bis 600 Artikel wird es geben – von verschiedenen Getreidesorten über Kaffee bis hin zu Haushaltsprodukten wie Seife. „Das Potenzial ist schon jetzt erkennbar“, sind sich alle beim Rundgang einig und hoffen, „dass alles gut angenommen wird und sich die Menschen gerne hier aufhalten“. Ziel ist es, bis Ende März alle Bereiche der Betriebsstätte zu eröffnen.

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