Die alten Bäume an der Josefstraße Droht gnadenlose „Rodung im Herzen Hemmerdens“

Hemmerden · „Ich habe mein Elternhaus der Stadt zur Verfügung gestellt. Die bringen da jetzt 17 Flüchtlinge unter. Es ist ja nicht so, als ob wir hier in Hemmerden nichts tun würden.“ Karl Birbaum will mit diesem Hinweis allen plakativen Angriffen zuvorkommen.

Eine idyllische Anlage mit stattlichen alten Bäumen. Können hier Neubauten für Flüchtlinge untergebracht werden?

Eine idyllische Anlage mit stattlichen alten Bäumen. Können hier Neubauten für Flüchtlinge untergebracht werden?

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Aber für ihn – und seine rund 20 Mitstreiter in der Initiative „Mein Hemmerden“ – steht fest, dass das, was in der kommenden Woche im Rat auf den Weg gebracht werden soll, zu weit geht.

„Parkanlage am Friedhof soll weg – Rodung im Herzen Hemmerdens“ steht in großen Lettern auf den Flugblättern, die im Ort verteilt werden. Es geht um die Grünanlage an der Josefstraße, die nach den Plänen der Stadt bebaut werden soll: Dort sollen Wohnungen für maximal 75 Flüchtlinge entstehen, die (ähnlich dem Modell von der Langwadener Straße in Wevelinghoven) später dann im sozialen Wohnungsbau weiter genutzt werden könnten.

„Wir sind in Hemmerden doch schon genug belastet durch Lärm und Abgase von der Autobahn, Berufsverkehr, Staus, Rastplätzen – zudem mutet man uns zukünftig die massive Rastplatzerweiterung für mehr Schwerlastverkehr zu. Es gibt in unserer Umgebung so wenig alten Baumbestand. Jetzt soll auch noch eine besonders schöne, wertvolle Naherholungs- und Klimaschutzfläche weichen“, heißt es in dem Flyer.

Und weiter heißt es da: „Die Flüchtlingsunterkünfte werden direkt am Friedhofszaun liegen. Was ist mit der Ruhe der Grabstätten unserer Verstorbenen?“

Schließlich weist Karl Birbaum noch auf ein weiteres Problem hin, das speziell in Hemmerden entstehe, wenn dort 75 zusätzliche Flüchtlinge untergebracht würden: „Wir haben doch gar keine Infrastruktur hier“, betont er.

Für die Stadt, das betont Bürgermeister Klaus Krützen auf Anfrage des Erft-Kurier, gehe es nicht um „wollen“, sondern um „müssen“. „Das ist wichtig“, unterstreicht er dabei. Immerhin habe die Stadt keine andere Chance, als ausreichend Unterkünfte für die Asylbewerber zu schaffen.

Die Alternative zum Neubau sei – wie 2015/16 – die erneute Schließung von Turnhallen. „... und da haben wir gesagt, das soll nie wieder kommen“, so Krützen. Die Zeltstadt am „Hagelkreuz“ soll im Frühjahr auch wieder in Betrieb gehen.

Nachdem damals von Neubauten die Stadtmitte, die Konrad-Thomas-Straße und Gustorf betroffen gewesen wären, müsse die Stadt im Sinne der Gleichbehandlung der Stadtteile in den Norden schauen. Der Platz an der Josefstraße sei einer von mehreren Vorschlägen, die am Donnerstag auf den Tisch kommen.

Dreierlei verspricht Krützen den Bürgern: Erstens sollen die meisten der alten Bäume erhalten werden; das solle in der Planung festgeschrieben werden. Zweitens werde es keine Unterbringung nur von alleinstehenden, jungen Männern geben. Vielmehr werde auch auf die ethnische Zusammensetzung geachtet. Drittens werde es vorab eine Bürgerversammlung geben, in der er sich zur Diskussion stelle, wenn die Politik dieses Projekt bestätige. Danach sieht es aus: Die CDU hat es bereits auf ihre Liste der möglichen Standorte für Flüchtlinge gesetzt.

(Gerhard P. Müller)
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