Abschied von Schulleiter Müllers Kapitän Müllers geht von Bord – und hinterlässt eine starke Crew

Gierath · Der Kapitän Gero Müllers hat das Schulschiff erfolgreich durch alle Meere geleitet. Jetzt verlässt er das Schiff und geht in den verdienten Ruhestand. Ein Abschied für immer wird es aber nicht werden: Müllers hat Schüler und Kollegium so ins Herz geschlossen, dass er plant, für Projekte zurück zu kommen.

 Gero Müllers möchte den Kontakt zu „seiner“ Schule behalten und denkt dabei an ein Musik-Projekt.

Gero Müllers möchte den Kontakt zu „seiner“ Schule behalten und denkt dabei an ein Musik-Projekt.

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

„Es war unbeschreiblich. Mir fehlen nicht schnell die Worte, aber bei meiner Verabschiedung war das tatsächlich der Fall. Was Schüler und Lehrer auf die Beine gestellt haben, hat mich sehr gerührt. Dazu der Gottesdienst mit Uli Clancett und Horst Prokolab, die beide so treffende Worte gefunden haben. Die Gäste, die mich in allen Jahren begleitet und unterstützt haben... Wirklich unfassbar“, resümiert Gero Müllers, der seit 24 Jahren als Schulleiter der Lindenschule viel erleben durfte. Wie wichtig diese Zeit für ihn war, merkt man im Gespräch: Der Odenkirchener spricht mit so viel Freude und Begeisterung von seiner Zeit an der Lindenschule, dass sofort zu merken ist: Dieser Mann war ein echter Glücksgriff für die Grundschule mit zwei Standorten (Giertah und Bedburdyck).

Dass Müllers die Geschicke einer Schule lenkt, war zwar auf der einen Seite in die Wiege gelegt (seine ganze Familie ist im Bereich der Pädagogik tätig gewesen), dennoch gab es Umwege: ein angefangenes Jura-Studium sowie die Arbeit im Verkauf und der Disposition bei großen Autoherstellern nach dem erfolgreichen Lehramtsstudium. „Der Weg hat mir nicht geschadet: Als Schulleiter benötigt man unbedingt juristische Vorbildung und auch die Erfahrungen in der freien Wirtschaft haben mir geholfen. Das Vorurteil bei Lehrern von der Schulbank direkt wieder auf die Schulbank zu gehen, ist einfach zu schmalspurig“, erklärt der 66-Jährige.

Als er das Angebot der Bezirksregierung bekam, sich statt Autos um Schüler zu kümmern, musste der Vater zweier Kinder nicht lange überlegen: „Dafür habe ich studiert und ich wusste nach kurzer Zeit, dass das das Richtige für mich ist.“ Nach der Zeit als Konrektor in Rheydt gab es das Angebot, eine „ganz tolle Landschule“ zu übernehmen: „Das Schulamt versprach ein tolles Einzugsgebiet, eine super Elternschaft, ein strukturiertes Gebilde und staufreie Anfahrt von Odenkirchen aus – und alles ist über alle Jahre geblieben. Ich bin von Zuhause jeden Tag gerne und mit Spaß zur Arbeit gefahren.“

Wer 24 Jahre eine Schule leitet, hat schon viel erlebt: „Alles hat sich sehr verändert und ist anspruchsvoller geworden. Die Kinder verbringen grundsätzlich viel mehr Zeit in der Schule als früher. Die Digitalisierung schreitet voran – vermutlich der einzige Vorteil von Corona. Als ich vor fast einem viertel Jahrhundert nach Gierath kam, sagte mein Vorgänger ,Diesen grauen Kasten fasse ich nicht mehr an, damit soll man schreiben und speichern können’. Heute läuft natürlich alles über den Computer. Wir werden mir digitalen Tafeln ausgestattet, Kinder lernen zu programmieren. Was aber ganz wichtig ist: Das Digitale bereitet die Kinder zwar gut auf das Leben vor, ersetzt aber niemals den Kontakt und das Miteinander von Mensch zu Mensch!“

In dem Zusammenhang ist dem scheidenden Schulleiter ganz wichtig, sich noch einmal bei seinem Kollegium zu bedanken, dass sie besonders in der Corona-Krise gemeinsam dafür gesorgt haben, die Kinder durch diese ungewöhnliche Zeit zu begleiten.

Doch nicht nur das Voranschreiten der Technik ist ein großer Sprung, die ganze Schule hat sich verändert: „Mein erstes Büro war noch im alten Gebäude, unter dem Dach und nur über eine knarrende Stiege zu erreichen. Im Winter bitterkalt, im Sommer einfach nur heiß. Jetzt sitze ich im neuen Gebäude in meinem Büro... allerdings nur noch ein paar Tage!“ Denn ab August wird Müllers das Steuer an seinen Nachfolger übergeben, der noch nicht offiziell ernannt wurde. „Ich werde dann nicht in ein tiefes Loch fallen, denn ich habe viele Hobbys: Allen voran die Musik. Ich singe in verschiedenen Chören, bin auch froh, dass wir an der Schule so viele Musik-Projekte umgesetzt haben und wünsche mir, dass diese auch weiterhin Bestand haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir noch gemeinsam das ein oder andere umsetzen werden... Außerdem freue ich mich auf Zeit mit der Familie, habe einige Wanderungen geplant und habe einen großen Garten!“

Hat Gero Müllers denn noch einen Wunsch vor seinem Abschied in den Ruhestand? „Ich wünsche mir, dass die Kinder bald wieder unter ganz normalen Bedingungen zur Schule gehen dürfen! Das haben sie verdient.“

Julia Schäfer

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