Moderne Technik macht St. Martin das Leben leichter

Gierath · Weißer Bart, rote Mitra, roter Mantel, ein goldener Stab und ein Sack voller Geschenke — zudem wird er von einem eher düster aussehenden Herren begleitet: Der Nikolaus. Alle Jahre wieder schlüpft Heinz-Gerhard Schröder in das Kostüm des Nikolaus.

Und auch seinen
Mantel teilt er als St. Martin regelmäßig. Aber nicht nur in seiner Rolle tut er Gutes.

"Wenn Nikolaus war, war ich nie da", erzählt Heinz-Gerhard, besser bekannt als "Haggi", Schröder, "meinem Sohn ist das dann natürlich irgendwann komisch vorgekommen." Seit 1988 spielt er auf Weihnachtsfeiern und im Kindergarten den Nikolaus. "Damals wurde ich
vom Besitzer der ,Gaststätte Engemann‘ angesprochen, ob ich ein Nikolaus-Kostüm
hätte, damit eine Schaufensterpuppe für die Weihnachtsfeier eingekleidet werden
konnte und da mein Vater Schneider war, hat er das Kostüm geschneidert", sagt
"Haggi" Schröder, "dann meinte er allerdings, dass es langweilig wäre, weil sich die
Puppe nicht bewegen würde und hat gefragt, ob ich nicht den Nikolaus auf der Weihnachtsfeier spielen könnte."

Auf den Freundschaftsdienst wurden dann auch die Feuerwehr, Schützenzüge und
Kindergärten aufmerksam, aber auch Gemeinschaften wie die Beethovenstraße, die
für die Kinder ein Nikolaus-Fest jedes Jahr in einem anderen Haus veranstaltete. "Im vergangenen Jahr habe ich zwölf Besuche als Nikolaus gemacht", so Schröder. Dabei zieht er nicht nur in seinem Heimatdorf Gierath von Haus zu Haus, sondern auch in Priesterath oder Wevelinghoven. Mit dabei ist natürlich Knecht Ruprecht, der früher einmal von Werner
Schumacher und mittlerweile von Thomas Uppenkamp gespielt wird. Die Rute mit
den Süßigkeiten kam jedoch noch nie zum Einsatz.

Dabei schreiben die Eltern einen Zettel mit Dingen, die das Kind gut oder schlecht gemacht hat und geben sie beim 53-Jährigen ab. "Idealerweise entsteht dann mit dem Kind ein Dialog, schließlich möchte ich mit der Nachricht zum Nachdenken anregen", beschreibt
Heinz-Gerhard Schröder sein Hobby. Oft hoffen die Eltern damit etwas zu erreichen.
"Einmal hatten mich Eltern angesprochen, die ganz verzweifelt waren, weil ihre Tochter alles zerschnitten hat, was ihr in die Hände gekommen ist", erzählt Schröder, "ich habe dann überlegt, wie man dies gegenüber dem Kind ansprechen kann und habe eine Schere in mein goldenes Buch gelegt.

Als ich das dann geöffnet habe und das Mädchen die Schere sah, wusste sie sofort worum es geht und der Fall war gelöst." Die Situation nutze er jedoch nicht aus. "Mir geht es nicht
darum den Zeigefinger zu erheben, sondern etwas Gutes zu tun", berichtet Schröder, "die Eltern brauchen Unterstützung und ich halte den Kindern den Spiegel vor." Wenn Heinz-Gerhard Schröder nicht als Nikolaus unterwegs ist, arbeitet er als Feuerwehrmann in Düsseldorf. "Ich bin nebenbei ehrenamtlich für die Feuerwehr in Gierath tätig", sagt er, "das hat mich dann zu meiner Berufung geführt". Und auch so tut "Haggi" Schröder viel Gutes, als Kirchenvorstand oder Vizepräsident im Schützenverein. "Als Mitglied der Feuerwehr habe ich natürlich immer den Martinsumzug in Gierath begleitet", berichtet der 53-Jährige, "als ich neben dem Pferd ging, meinte der damalige ,St. Martin‘, Werner Berghoff, dass er nicht mehr
könne und da ich auch den ,Nikolaus‘ mache, ob ich nicht auch den ,St. Martin‘ machen wolle."

Doch ganz so einfach war diese Aufgabe nicht zu bewältigen gewesen, da man in der Rolle als St. Martin reiten können muss. "Ich habe vorher noch nie auf einem Pferd gesessen und habe dann reiten gelernt. Nun ist es mein Hobby geworden", bemerkt er. Seit 1995 teilt er als Römer verkleidet seinen Mantel. Das ist an kalten Novembertagen nicht immer ganz so
einfach. "Als Römer kann ich den Mantel besser mit einem Schwert teilen — der hat jedoch nackte Beine und das Pferd bringt auch nicht allzu viel Wärme", beschreibt Schröder seinen Martinsritt. Den Mantel muss er allerdings nicht jedes Jahr neu kaufen. "Im Zeitalter des
Klettverschlusses hört sich der Riss real an", sagt er. Als Heinz-Gerhard Schröder noch selbst klein war, kam nie ein Nikolaus ins Haus. "Ich hätte immer gerne einen gehabt", so Schröder, "und in der heutigen Zeit mit so viel Internet finde ich es wichtig, dass eine solche Figur bestehen bleibt."

Und sogar als Dozent in einem Nikolausseminar ist er schon aufgetreten. "Vor fünf Jahren hat die Kirche ein kostenloses Tagesseminar angeboten für alle, die den Nikolaus spielen wollen", erzählt der Gierather, "ich bin dann als Nikolaus aufgetreten und habe erklärt, worauf
man achten muss, was schief gehen kann und so weiter."

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