„Zu gefährlich gibt es nicht“

Hochneukirch · Für "Cindy aus Marzahn" doubelte er Guido Cantz, zum zehnjährigen Bestehen der KölnerArkaden brannte er vollkommen aus und für den Film "Bermuda Dreieck" versuchte er gigantischen Wellen zu entkommen: Walter März ist der deutsche Bruce Willis — ohne ihnwürden die Schlägereien wortwörtlich ins Auge gehen.

Eigentlich wollte Walter März "irgendetwas mit action machen" — der Beruf als Polizist
war daher naheliegend. "Ich habe bei DSF dann die Sendung ,Hinter Kulissen‘ von ,ActionConcept‘ gesehen und wollte Stuntman werden", erzählt der 41-Jährige. Dass er bereits mit zehn Jahren Taekwondo gemacht hatte, war dafür die beste Voraussetzung.
Normalerweise dauert eine solche Ausbildung zwei Jahre — Walter März benötigte nur
ein halbes Jahr. "Ich bin einfach zur Trainingszeit hingefahren, habe die Aufnahmeprüfung
bestanden und war dann freier Mitarbeiter im Team", so März. Anfangs war er Stunttrainer im Bereich Kampf-Training an der Stuntschule des Unternehmens, später probte er den Überschlag oder die Crashs mit Motorrad oder Auto.

"Mein erster richtiger Stunt war bei der Serie ,Der Clown‘", sagt März, "es gab einen Krieg zwischen zwei Mafia-Gruppen, bei dem geschossen und Bomben geworfen wurden." Doch ernsthaft verletzt hat sich der Jüchener bisher bei noch keinem Dreh. "Wenn man irgendwo gegenläuft, geht es nicht ohne blaue Flecken — aber ernsthaft verbrannt oder mir etwas
gebrochen habe ich noch nie", berichtet März. Bei den Stunts steht Konzentration an erster Stelle. "Viele Bewerber bei uns sind Draufgänger, die müssen direkt aussortiert werden, weil es sonst gefährlich werden kann", so der Jüchener weiter. Und die Kunden sind auch immer
zufrieden. "Bisher haben wir alles geschafft, was der Kunde wollte.

Je gefährlicher es wird, desto mehr Sicherheit muss gegeben sein — zu gefährlich gibt es
nicht", bemerkt März, "dadurch gibt es bei uns auch weniger Verletzte als bei Fußballern oder Turnern." Zwölf Jahre hat er für "ActionConcept" gearbeitet; vor fünf Jahren hat sich der
Jüchener dann selbstständig gemacht. Fünf Leute gehören nun dem Team an: Dabei
ist Luca Sanbouca Rathke mit 18 Jahren der jüngste und Torsten Sarazzin mit 48 Jahren der älteste Stuntman. "Während ich für ,Action Concept‘ gearbeitet habe, habe ich mir immer wieder das Equipment eingekauft und Vitamin B gesammelt", erzählt der 41-Jährige.

So kostet beispielsweise ein Luftkissen, das vor allem dazu benötigt wird, aus mehreren Metern Höhe zu springen, um die 8.000 Euro. "Als ich Equipment und Kunden zusammen hatte, habe ich versucht mich selbstständig zu machen — und ich bereue es nicht", meint er. Trotzdem hatte er nebenbei immer in einer Gießerei gearbeitet. "Ich habe eine Ausbildung als Industriemeister in der Fachrichtung Gießerei gemacht, da ich die Stuntschule selbst bezahlen musste und durch den normalen Job auch abgesichert war", erklärt März. Denn gerade im Winter wird nicht so viel gedreht. Walter März kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Sicherheit der Darsteller nicht gewährleistet ist. Dann werden die Schauspieler entweder gedoubelt oder gesichert. "Für den ,Letzten Bullen‘ haben wir zum Beispiel eine Präzisionsfahrt durchgeführt", sagt Walter März, "Bastian Pastewka ist Roller gefahren und wir mussten ihn überholen. Oder als der beste Parcour-Läufer der Welt auf der Lanxess-Arena Saltos machen sollte, haben wir ihn abgesichert."

Allein in diesem Jahr hat das "Stuntteam Walter März" 318 Aufträge nur im Raum Duisburg gehabt. "Dieses Jahr ist der Wahnsinn, keine Ahnung woran das liegt", freut sich Walter März, "die Filmbranche explodiert förmlich — vermutlich weil action bei den Zuschauern gut ankommt und die Quoten nach oben treibt. Dabei ist so ein Stunt nicht nur gefährlich, sondern auch recht teuer. "Den Preis kann man nicht wirklich fixieren, springt jemand aus 15 Meter Höhe bekommt er mehr Geld als wenn er aus zehn Metern springen würde", berichtet März. Die Stuntgage beginnt aber circa ab 1.000 Euro. Mercedes, "Galileo" und "DMAXX" sind nur einige der Kunden, die Walter März für Stunts anheuern. "Ich bekomme eine Mail, in der der geforderte Stunt beschrieben wird. So sollte letztens einer im Auto von der Polizei verfolgt werden, die Kontrolle verlieren und in eine Baustelle fahren", sagt Walter März, " ich zeige dann meinen Stuntleuten mit Modellautos, wie sich das vorgestellt wird und dann wird gedreht — dazu haben wir dann noch Funkgeräte, um zu koordinieren."

Für so einen Dreh wird dann teilweise ein Tag benötigt. Das fertige Produkt wird aber erst lange Zeit später ausgestrahlt. Das Ziel von Walter März ist es, irgendwann einmal nur als Koordinator zu arbeiten.

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