Mutter-Gottes-Figur wird durch Jüchen getragen

Damm · Schon längst spielen sich die Flüchtlingstragödien nicht mehr in fernen Ländern ab. Tausende Syrer, Serben, Menschen aus Eritrea und Afghanistan haben oftmals eine lebensgefährliche Flucht hinter sich, erlebten Leid und Ablehnung und suchen nun bei uns um die Ecke in Turnhallen und Wohnungen eine Schlafgelegenheit, um sich von den Strapazen zu erholen.

 Hochschwanger und auf der Flucht: Die bekannte biblische Geschichte ist vielerorts erlebter Alltag.

Hochschwanger und auf der Flucht: Die bekannte biblische Geschichte ist vielerorts erlebter Alltag.

Im Nikolauskloster sind derzeit acht Flüchtlinge aus Nigeria, dem Kongo und dem Irak untergebracht. Wie viele andere wohnen diese Menschen, die auf der Flucht sind in unseren Gemeinden, Familien und Ortschaften. In einer solchen Fluchtsituation auch noch als Flüchtling hochschwanger zu sein, wäre denkbar ungünstig.

„Doch auch diese ungünstige Situation ist Realität – und war es bei der Gottesmutter Maria. Jene musste kurz vor ihrer Niederkunft aus politischen Gründen nach Judäa aufbrechen. Doch auch ihr wird, ähnlich wie manchem Flüchtling, trotz ihres Zustandes kein Dach in der Herberge gewährt. So muss sie mit einem Stall in Bethlehem vorlieb nehmen, in der Jesus geboren wird“, gibt Pater Felix von der Dammer Ordensgemeinschaft die Bibel-Berichte wieder.

„Auf dem Weg sein und Ablehnung zu erfahren sind urmenschliche Erfahrungen“, erklärt er als Rektor des Nikolausklosters weiter. „Gerade in dieser Zeit ist diese biblische Geschichte von der Herbergssuche greifbar nahe. Allerdings wollen wir dem mit unserer Aktion ,Marientragen’ einen Gegenpunkt setzen – Herbergsuche reloaded, sozusagen.“

Schon im vergangenen Jahr war diese Aktion im Nikolauskloster und in den Familien ein großes uns besonderes Ereignis.

Auch in diesem Jahr braucht die schwangere Marienfigur im Advent nicht mehr im Regen oder gar Schnee übernachten. Der Oblatenmissionar erzählt, wie das Konzept Marientragen funktioniert: „Eine Familie holt die Marienfigur bei einer anderen Familie ab. Dabei gibt es die Möglichkeit, eine kleine Gebetseinheit passend zum Advent zu halten. In der Regel gibt es bei den Gastgebern ein leckeres Abendessen. Und am nächsten Tag empfängt man dann selbst Gäste, die der Schwangeren eine neue Herberge für eine Nacht ermöglichen.“

So einfach sich das Konzept anhört, umso ergreifender ist die Erfahrung. Pater Felix: „Viele Menschen haben mir berichtet, dass sie durch das Marientragen die Adventszeit viel intensiver wahrgenommen haben als Vorbereitung auf Weihnachten.“

Allein schon durch das Empfangen werden, selbst Empfangen und das gemeinsame Beten mit unbekannten Menschen, so der Ordensmann, baue sich eine besondere Atmosphäre der Gemeinschaft auf. „Ich werde willkommen geheißen und darf ein paar Stunden am Leben einer anderen, mir bis dahin fremden Familie teilhaben. Diese Erfahrung machen wir nicht oft.“

Das gemeinsame Essen bestärke zusätzlich diese Willkommenskultur. „Letzten Endes werde ich beim Marientragen beschenkt mit der Liebe von Weihnachten“, schlussfolgert der Oblate, der sich als erklärter Weihnachtsliebhaber ausgibt.

Beginn des Marientragens ist am Vorabend des ersten Advent-Samstag (26. November) um 18 Uhr in der Abendmesse. Ab dann tourt die schwangere Marienfigur von Familie zu Familie, bis sie pünktlich am Heiligen Abend um 18 Uhr wieder in der Kirche des Nikolausklosters zur Entbindung ankommt.

Damit die Organisation entsprechend funktioniert, wird ein Plan der Gastfamilien ausgearbeitet.

Wer Lust bekommen hat, an dieser besonderen Art der Vorbereitung auf Weihnachten teilzunehmen, meldet sich bitte – in den nächsten Tagen im Nikolauskloster oder unter der Telefonnummer 02182/82 99 60.

-ekG.

(Kurier-Verlag)
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